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     1821  1 Kommentar Nuttenberg

     

    Als ich an einem kalten Februarabend zufällig an den Berliner Filmfestspielen vorbei gekommen bin, und bei minus zwei Grad Frauen in schulterfreien Kleidern vor schreienden Fans gesehen habe, ist mir die Idee wieder gekommen: Bei uns zählt eigentlich Geld weniger als Aufmerksamkeit. Im Grunde genommen haben wir eine Ökonomie der Aufmerksamkeit.

     

    Dazu gibt es sogar ein Buch von Georg Franck, in das ich vor ein paar Jahren einmal hereingelesen habe, doch das ist wenig zielführend. Vielleicht ist es ganz einfach so: Wer von einer Million Leute begehrt wird, ist eine Million wert. Und wer von keinem begehrt ist, bekommt nur den Hartz IV Regelsatz.

     

    Vielleicht erklärt sich so auch die Geschichte mit unserem strahlenden Verteidigungsminister, dass, wer so viel wert ist, selbst dann im Amt bleiben kann, wenn jeder weiß, dass er ein Betrüger ist.

     

    Die Szene der Woche war denn auch für mich der Beifall der Unionsfraktionen im Bundestag für ihren Minister. Da sitzen sie geschlossen, wissen, dass sie einen Betrüger stützen, und klatschen dennoch.

     

    Doch es steht ja nirgendwo, dass Leute mit schlechtem Charakter und Käufliche des Geistes nicht im Parlament sitzen dürfen.

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Nuttenberg Die Ökonomie der Aufmerksamkeit