Wöchentlicher Marktkommentar
Euro weiter volatil, der Yen gerät von drei Seiten unter Druck
Die schlechten US-Konjunkturdaten und die erwartete Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli haben dem Euro in dieser Woche Auftrieb gegeben. Er konnte sich etwas deutlicher von der 1,40-US-Dollar-Marke lösen und tendierte am Mittwoch wieder gegen 1,44 US-Dollar. Tendenziell gewinnt der Euro trotz Griechenland wieder an Stärke. Trotzdem bleibt die Unsicherheit, wie es mit den Finanzen des überschuldeten Staates weitergeht. Die Spekulationen über ein mögliches zweites Hilfspaket werden überlagert von der Sorge, der Internationale Währungsfonds (IWF) könnte seinen Teil des Hilfspakets kündigen. Das sorgt dafür, dass der Euro zwar einerseits dank der genannten Nachrichten zurzeit eher im Aufwind ist, andererseits dabei aber eine Volatilität zeigt, die den Handel eher riskant erscheinen lässt.
„Eine wirkliche Richtungsentscheidung für den Euro wird es erst geben, wenn die europäischen Gremien eine belastbare Entscheidung zur Zukunft Griechenlands treffen oder die weitere Entwicklung in den USA sich deutlicher abzeichnet“, sagt Torsten Gellert, Managing Director von FXCM Deutschland. „Händler sollten sich deshalb durchaus auch nach anderen Währungspaaren umsehen. Hochinteressant sind zurzeit zum Beispiel Euro und Yen.“
Erst vor einer Woche hatte mit Fitch die zweite Ratingagentur den Ausblick für die japanische Kreditwürdigkeit gesenkt. Japans immenser Schuldenberg drohe in Zukunft noch schneller zu wachsen, da das Land die hohen Wiederaufbaukosten nach dem Erdbeben und dem Tsunami tragen müsse, die zusammen fast 25.000 Menschen das Leben gekostet hatten. Die Reaktion nach dem Wochenende war ein Wertverlust der Währung, sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem US-Dollar. Ein Euro kostet nun wieder stabil mehr als 115 Yen.
„Die finanziellen Probleme zusammen mit der eher wenig stabilen politischen Lage lassen mittelfristig eher auf einen sinkenden Yen schließen“, kommentiert Experte Gellert. Zurzeit steht Premierminister Naoto Kan unter großem Druck. Er wird in den kommenden Monaten bei gleich mehreren Abstimmungen im Parlament die Vertrauensfrage stellen müssen. Das bedeutet, dass er abtreten muss, wenn zum Beispiel die Kammer seinen Staatshaushalt nicht absegnet. „In Japan kommen also drei Faktoren zusammen“, sagt Gellert. „Zweifel an der Finanzkraft des Landes, politische Unsicherheit und ein langsames Auslaufen des Repatriierungseffekts, der die Währung bisher gestärkt hat.“ Als Repatriierungseffekt bezeichnen Experten die Tatsache, dass viele Versicherungen Geld nach Japan überweisen und es dafür in Yen umtauschen mussten. „All diese Faktoren zusammen werden sehr wahrscheinlich mittelfristig den Yen weiter schwächen“, so Gellert.
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