Wöchentlicher Marktkommentar
Vertrauensvorschuss für Griechenland
Die wohl wichtigste Entscheidung für die Kursentwicklung des Euro in dieser Woche ist gestern gefallen, als das griechische Parlament das nächste harte Sparpaket beschlossen hat. Doch die Gewinne für die Gemeinschaftswährung hielten sich danach in Grenzen. Die Währungsmärkte hatten sich im Gegenzug schon vorher deutlich in Richtung eines starken Euro entwickelt. Die Währung gewann seit Montag fast vier US-Cent an Wert. Auch gegenüber anderen Währungen wie dem Schweizer Franken, dem japanischen Yen oder dem britischen Pfund legte der Euro zu.
„Die Marktteilnehmer haben, wie es scheint, recht sicher mit einem positiven Ausgang der Abstimmung in Griechenland gerechnet“, sagt Torsten Gellert, Managing Director von FXCM Deutschland. „Trotzdem ist der deutliche Anstieg des Euro seit Wochenbeginn bemerkenswert.“ Einen möglichen Grund für dessen Stärke sieht der Finanzexperte in den Nachrichten aus den USA. Die Regierung zahlt dort seit Mai ihre Verbindlichkeiten nur noch mit Hilfe von Sondermaßnahmen, weil die gesetzlich vorgeschriebene Schuldenobergrenze erreicht wurde. Wird diese bis zum 2. August nicht angehoben, könnte sie ihre Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen. Sowohl der Internationale Währungsfonds als auch die Ratingagentur S&P mahnten die über diese Anhebung streitenden Parteien in Washington in dieser Woche eindringlich, eine schnelle Lösung zu finden.
„Die Frage ist weniger, ob die Schuldengrenze angehoben wird, sondern eher, wie sich die oppositionellen Republikaner dafür entlohnen lassen“, schätzt Währungsprofi Gellert. „Langfristig bestimmen trotz der Schuldenprobleme eher die wirtschaftlichen Makrodaten, wie sich Euro und Dollar zueinander entwickeln.“
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Solange weder die US-Wirtschaft eine deutlichere Richtung einschlägt noch eine klare Lösung für das verschuldete Griechenland auf dem Tisch liegt, sieht Gellert den Wechselkurs des Euro in einem Korridor zwischen 1,40 und 1,50 US-Dollar, den die Währung zumindest nachhaltig nicht verlassen dürfte. „Für diese Woche sieht der Aufwärtstrend des Euro intakt aus. Einen wirklichen Ausbruch aus dem Korridor kann der Euro aber sehr wahrscheinlich erst schaffen, wenn eindeutige Signale aus den USA oder aus Griechenland kommen.“