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    Zertifikate  1773  0 Kommentare Scope: Drei Jahre nach Lehman - Kein Grund zum Feiern

    Josef Ackermann nimmt kein Blatt vor dem Mund: Der Deutsche-Bank-Chef fühlt sich dieser Tage an den Herbst 2008 erinnert. Beim Anblick der Kursabstürze – insbesondere bei Finanztiteln – liegt ein Vergleich mit der Zeit nach der Lehman Brothers-Insolvenz nah. Für die Zertifikateindustrie sahen damals einige das „Amageddon“ gekommen. In einer Woche jährt sich der schwärzeste Tag der Branche zum dritten Mal – und sie hat überlebt, sogar mit erstaunlich wenigen Veränderungen.

    Das Bild, wie Lehman Brothers-Angestellte ihre persönlichen Gegenstände in einem Pappkarton aus den Headquaters in New York tragen, hat sich für viele ins Gedächtnis gebrannt. Dass sie selbst vom Zusammenbruch dieser Bank betroffen sein könnten, kam vielen Anlegern, die in Lehman-Zertifikate investiert hatten, dabei noch gar nicht in den Sinn. Kaum jemand rechnete ernsthaft damit, dass ein Zertifikate-Emittent zusammenbrechen könnte. Der Hinweis, dass Zertifikate bei Insolvenz des Emittenten wertlos werden, war in den Beratungsgesprächen selten Thema.
    Die Branche befand sich auf dem Höhepunkt einer steilen Karriere: In den Jahren zuvor waren immer mehr Anbieter an den deutschen Markt gedrängt, der Produktdschungel wucherte. Die Strukturen wurden immer komplexer. Gemessen am Open Interest war der Gipfel rund ein Jahr zuvor bei knapp 140 Mrd. Euro erreicht. Im Anschluss sank das Volumen langsam. Auch schwache Aktienkurse trugen hierzu bei. Starke Abflüsse erlebte die Branche aber erst nach Lehman: Von 125 Mrd. Euro Ende August 2008 fiel das bei Privatanlegern platzierte Volumen auf 80 Mrd. Euro Ende 2008. Anleger, die mit Lehman-Zertifikaten viel Geld verloren hatten und sich von den Banken getäuscht fühlten, fanden in den Medien Gehör. Der Image-Verlust war riesig. Hinzu kam: In einem crashenden Aktienmarkt brachten auch die meisten Derivate nichts als Verluste. Schlimmer noch: Viele Papiere wurden ausgeknockt und ihr Minus fiel noch höher aus als bei einem Direkt-investment. Die Branche sah sich in dieser Situation gezwungen, wieder Vertrauen aufzubauen.

    Reaktionen auf
    den Volumenschwund

    Einige Anbieter versuchten dies, indem sie das Emittentenrisiko, das in den Mittelpunkt aller Diskussionen über Zertifikate gerückt war, ausschalteten. DWS Go, Commerzbank und Morgan Stanley begaben „besicherte Zertifikate“. Sie hinterlegten die Produkte mit Wertpapieren. Der Nachteil waren höhere Kosten. Durchsetzen konnte sich die Idee deshalb nicht.
    Eine zweite Strategie war die zunehmende Emission von „Anleihen“.  In ihrem Auszahlungsprofil und der rechtlichen Form einer Inhaberschuldverschreibung inklusive Emittentenrisiko gleichen diese zwar Zertifikaten, doch als „Anleihe“ verkauften sich die Produkte besser. Aktienanleihen kommen heute gemessen am Volumen auf einen Marktanteil von knapp 5 Prozent. Sogenannte Strukturierte Anleihen sind inzwischen sogar die Produktkategorie mit dem größten Volumen (42 Prozent). Diese Produkte versprechen eine volle Kapitalgarantie zum Laufzeitende und die Zinszahlungen hängen in der Regel nicht vom Aktienmarkt ab.

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    Sasa Perovic
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    Scope wurde im Jahre 2002 als unabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin gegründet. Das Unternehmen ist europaweit auf das Rating und die Analyse von mittelständischen Unternehmen, Anleihen, Finanzinstitutionen, Zertifikaten, Investment- und Immobilienfonds spezialisiert. Scope ist von der ESMA als offiziell zertifizierte Credit Rating Agency (CRA) in der Europäischen Union zugelassen. Weitere Informationen zu Scope finden sie auf www.scoperatings.com.
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    Verfasst von 2Sasa Perovic
    Zertifikate Scope: Drei Jahre nach Lehman - Kein Grund zum Feiern Vom „Lehman-Schock“ hat sich die Zertifikatebranche weitgehend erholt. Steigende Märkte haben das begünstigt. Drei Jahre später ist die Situation erneut brenzlig. Ein Rückblick.

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