Zertifikate
Scope: Auf die Zins-Entwicklung kommt es an
Investments, die regelmäßig Zinsen abwerfen, sind bei Anlegern beliebt - dies ist ein Grund für den Erfolg von Strukturierten Anleihen. Womit die Produkte außerdem punkten können: Zum Laufzeitende ist das Kapital geschützt und ein Aktienrisiko ist meist nicht vorhanden. Je nach Ausgestaltung sind sie dennoch für unterschiedliche Anleger geeignet. Insbesondere die Markterwartung bezüglich des Zins-Umfeldes spielt eine entscheidende Rolle. Wir stellen einige Beispiele vor.
Auf dem deutschen Derivate-Markt vereinen Strukturierte Anleihen inzwischen das höchste Volumen auf sich. Beliebtester Basiswert ist dabei der Euribor. Er zeigt den Zinssatz an, zu dem sich Banken
im Euroraum untereinander Geld leihen. Zumeist nutzen Emittenten den 3-Monats-Euribor. Aktuell notiert dieser knapp über dem Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 1,6 Prozent. Eine
einfache Partizipation am Euribor wäre damit wenig attraktiv. Deshalb sind die Zertifikate in der Regel mit unterschiedlichen Strukturen ausgestattet. Welche der Anleger wählen sollte, hängt von
seiner Markterwartung bezüglich der Zinsen ab.
Szenario 1: Zinsen steigen
Die EZB sieht sich aktuell wieder mit ihrem „klassichen Problem“ konfrontiert: Wirkt sich die Staatsschuldenkrise auf die Konjunktur aus, sollte diese nicht zusätzlich durch höhere Zinsen belastet
werden. Auf der anderen Seite sind Inflationsgefahren in Sicht. Wegen teurer Energie sind die Verbraucherpreise in Deutschland im September bereits so stark gestiegen wie seit drei Jahren nicht
mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 2,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Anleger, die davon ausgehen, dass die Leitzinsen als Kampfansage gegen die Teuerung angehoben werden,
finden diese Meinung in „Floored Floatern“ umgesetzt. Ohne Obergrenze ist eine Partizipation am Zinssatz möglich und für den Fall, dass dieser nicht steigt, bleibt immerhin ein Mindestzins. Bei
einem aktuellen Zeichnungsprodukt der RBS (ISIN: DE000RBS0A99) erhalten Anleger bis zum Laufzeitende in fünf Jahren zum Beispiel mindestens 3,25 Prozent p.a., auch wenn der Euribor nicht vom Fleck
kommt.
Szenario 2: Unveränderte Zinsen
Doch beurteilen die meisten Marktteilnehmer die Argumente für anziehende Zinsen momentan als zu schwach. In der Klemme zwischen Konjunkturschwäche und Inflation hat auch die EZB in ihrer letzten
Sitzung den Zinssatz bei 1,5 Prozent unverändert belassen.
Eine interessante Möglichkeit, um die daraus resultierenden weiterhin schwachen Zinskonditionen für Anleger aufzupeppen, sind Zertifikate, die den Zinssatz hebeln. Die Partizipationsrate bei einem
„Geldmarktsprinter“ (ISIN: DE000BC0AZV7), den Barclays zur Zeichnung anbietet, beträgt zum Beispiel 200 Prozent. Die meisten „Sprinter“ sind allerdings zudem mit einem Cap ausgestattet. Im
vorliegenden Beispiel beträgt der Maximalzins 5,0 Prozent p.a. Deshalb sollten tatsächlich nur Anleger zugreifen, die nicht mit starken Zinserhöhungen rechnen. Von einem Euribor über 2,5 Prozent
profitiert der Anleger nicht weiter.