Konjunktur Down Under - AUD
Wirtschaftswunder Australiens dauert an - aber Risiken steigen
Während die schlechten Nachrichten aus der Eurozone nicht abreißen, können uns krisengeplagten Europäern die aktuellen Konjunkturdaten, die uns aus Down under erreichen, schon mal die Tränen in die
Augen treiben. Noch scheint die Krise in der Eurozone im über 14.000 Kilometer entfernten Australien nicht angekommen zu sein. Der Blick auf die Währung des Kontinents beantwortet allerdings sehr
schnell die Frage, was diese räumliche Entfernung in einer so stark vernetzten globalen Wirtschaft für die Zukunft wert ist. Denn der „Aussie“, wie der australische Dollar genannt wird, hat in den
vergangenen drei Monaten mehr als zehn Prozent zu seinem amerikanischen Pendant eingebüßt und selbst zum strauchelnden Euro hat er fast vier Prozent verloren. Einen Kurssprung in die andere
Richtung gab es in Reaktion auf die in der vergangenen Woche veröffentlichten und sehr positiv überraschenden Daten.
Danach ist die australische Wirtschaft in den ersten drei Monaten mit einer jährlichen Rate von 4,3 Prozent so stark wie seit 2007 nicht mehr gewachsen. Zum Vergleich: In den USA betrug dieser
Zuwachs lediglich 1,7 Prozent, in Europa stagnierte die Wirtschaft und in Großbritannien schrumpfte sie sogar um 0,1 Prozent. Auch die Zahlen zum australischen Arbeitsmarkt zeigen keine Anzeichen
einer Krise. Im Mai wurden 38.900 neue Jobs geschaffen. Hier ebenfalls der Vergleich zu den eine Woche zuvor gemeldeten amerikanischen NFPs (Non-farm-payrolls, neue Stellen außerhalb der
Landwirtschaft). Diese lag im Mai zwar bei 69.000, allerdings leben in den USA auch 14mal so viele Menschen wie in Australien. Als Pendant wären dementsprechend rund 545.000 Stellen nötig gewesen.
Da passte die Meldung, die australische Notenbank senkt die Leitzinsen ein weiteres Mal um 25 Basispunkte, nachdem sie dies im Mai schon um 50 Basispunkte getan hat, auf den ersten Blick so gar
nicht ins Bild. In Europa dagegen ist die Hoffnung der Finanzmärkte auf einen entsprechenden Schritt von der EZB groß. In der vergangenen Woche wurde diese vorerst nicht erfüllt. Bleibt die EZB
auch in naher Zukunft eher an der Seitenlinie und wartet ab und verschlechtert sich mit einem eventuellen Euro-Exit Griechenlands oder einer sich weiter verschärfenden Bankenkrise in Spanien das
europäische Klima weiter, ist die Ansteckungsgefahr auch für das entfernte Australien groß. Und mit genau diesem Risiko haben die Währungshüter ihren Schritt begründet. Wären die Zahlen nicht so
gut ausgefallen, wären es wahrscheinlich wieder 50 Basispunkte geworden. Hinzu kommt die Angst der aktuell dynamischsten Volkswirtschaft unter den Industrieländern vor einer harten Landung in
China. China und damit Asien ist sehr stark abhängig von der Nachfrage aus Europa. Bricht diese ein, werden dies in der Folge auch die Bergbauminen in Australien zu spüren bekommen.
Und der Rohstoffsektor ist und bleibt nun mal die wichtigste Säule der australischen Wirtschaft. Die Konzerne planen in den kommenden Monaten Investitionen von bis zu 500 Milliarden australischen
Dollar in neue Werke und damit auch Arbeitsplätze. Jetzt aber, wo der globale Konjunkturmotor mehr und mehr stottert und in Folge der Krise die Rohstoffpreise leiden, wird man sich in den
Chefetagen von BHP Billiton und Rio Tinto zunehmend Gedanken über diese ehrgeizigen Wachstumspläne machen müssen. Denn ab Juli kommt mit der neu eingeführten CO2-Steuer ein weiteres Risiko auf
diese Branche zu. Die Opposition im Land glaubt zumindest, diese könnte etliche Unternehmen in die Pleite treiben und die Preise in die Höhe schnellen lassen.
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Langsam aber sicher ziehen also einige Gewitterwolken am Horizont von Down under auf, die die guten Zahlen aus dieser Woche schnell Vergangenheit werden lassen können. Deshalb ist es auch nicht
verwunderlich, dass die Finanzmärkte auch in den nächsten Monaten durchaus mit weiteren Zinssenkungen der australischen Notenbank rechnen. Spielraum im Gegensatz zu ihren Kollegen in Europa, Japan
und den USA hat sie mit einem aktuellen Niveau von 3,5 Prozent ja reichlich.
Diese Erwartungen gepaart mit den oben beschriebenen Risiken sind für mich ein Indiz für einen weiter schwachen australischen Dollar. Für mich war die Reaktion der australischen Währung auf die
Daten folglich keine Trendwende, sondern eher eine leichte Korrektur im Abwärtstrend, der zum US-Dollar mindestens noch bis zum Tief aus dem Oktober 2011 bei 0,94 andauern könnte.
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