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     749  0 Kommentare „Falle des mittleren Einkommens“

    Schwellenländer könnten Probleme haben, hohe Pro-Kopf-Wachstumsraten beizubehalten. BRICs vor harter Landung?

    „In der ersten Hälfte des Jahres 2012 hat sich der weltweite Trend des nachlassenden Wirtschaftswachstums auf die BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China ausgewirkt“, sagt Dr. Mark Mobius, Executive Chairman des Emerging Markets Teams bei Franklin Templeton Investments. „Eine Theorie, die kursiert, ist das Konzept der ‚Falle des mittleren Einkommens‘. Die Prämisse lautet: Für Schwellenländer kann es schwierig sein, hohe Pro-Kopf-Wachstumsraten über einen bestimmten Punkt hinweg beizubehalten.“ Die Theorie gründet auf der Annahme, dass die durch Technologie, niedrige Löhne und leichte Produktionszuwächse bedingten Vorzüge dieser Staaten ausgeschöpft seien, ehe eine Bildung von technologischer Substanz einen Übergang zu gestiegenen Gehältern und einem Wirtschaftsmodell mit höherer Produktivität zulasse. „Unser Team ist nicht überzeugt, dass dieses Argument für die BRIC-Volkswirtschaften oder sie Schwellenmärkte insgesamt zutrifft“, meint Mobius. Er glaubt nicht, dass insbesondere den BRICs eine harte Landung bevorstehe.

    Brasilien gibt Anlass zur Sorge

    Sorgenkind der vier BRIC-Staaten ist nach Ansicht von Mobius Brasilien: „Das BIP-Wachstum des Landes lag in den vergangenen Jahren unter dem von Indien und China.“ Die populistische und interventionistische Tradition des Staates habe zu ungewöhnlich hohen Steuern, einem – verglichen mit anderen Ländern – relativ hohen Mindestgehalt und potenziell belastenden Renten- und Leistungsbezügen für Beamte geführt. Gegenüber Russland, Indien und China sei Brasilien anfälliger gegenüber Preis- und Nachfrage-Schwankungen bei Rohstoffen. Insbesondere dieser Bereich habe das vergangene Wachstum finanziert. Aber vor allem im Energiesektor verlangsame und erschwere die nationale Politik nötige Investitionsprogramme. Dennoch erwartet Mobius kurzfristig keine Preiseinbußen im Rohstoffsektor, die eine längerfristige Abschwächung verursachen würden.

    Russland hat Potenzial

    Russland werde einen Rückgang der Bevölkerung im berufsfähigen Alter erleben. „Aber wir meinen, Russlands Mittelklasse könnte aufgrund von Wohlstand durch Rohstoffexporte wachsen, was sich auf die Volkswirtschaft auswirken könnte“, glaubt der Experte. Die große Abhängigkeit von der Öl- und Gasbranche könnte jedoch auch ein Risikofaktor sein. „Der Großteil der russischen Exporte entfällt auf Öl und bestreitet somit einen beträchtlichen Anteil der Einnahmen des Bundeshaushalts.“ Mit einem rapiden Ölpreissturz rechnet Mobius aber kurz- bis mittelfristig nicht. Positiv stimmt ihn, dass Russlands Finanzstrukturen unterentwickelt seien, also Potenzial für Wachstum böten, die Verschuldung der Verbraucher sich generell auf niedrigem Niveau bewege und das jüngste BIP-Wachstum kräftig ausfiel. „Darüber hinaus kündigte die Regierung unlängst ehrgeizige Wirtschaftsreformen an, um gegen die Abhängigkeit des Landes von Rohstoffexporten anzugehen.“ Der Beitritt des Landes zur Welthandelsorganisation könne zudem ein ähnlicher Katalysator für Wachstum sein, wie er es im Fall von China nach 2001 gewesen ist.

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    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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