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    Hebelprodukte-Grundlagen  32311  0 Kommentare Teil 2: Mini Futures

    Optionsscheine, Turbos, Mini Futures: Wie funktionieren diese Hebelpapiere und wie unterscheiden sie sich? Heute: Mini Futures.

    Beim letzten Mal haben wir das "Gewusst wie" bei Turbos behandelt. Heute geht es um die Eigenschaften von Mini Futures. Wie Turbos bieten auch Mini Futures risikofreudigen Anlegern die Möglichkeit, mit einem geringeren Kapitaleinsatz als beim eigentlichen Kauf des Basiswertes vollständig an dessen Kursbewegungen teilzuhaben. Diese Basiswerte sind beispielsweise Aktien, Indizes, Währungen und Rohstoffe. Mit Mini Futures können Anleger mit Hebelwirkung sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse eines Basiswerts setzen. Im ersten Fall (steigende Kurse) haben sie den Zusatz „Long“, im zweiten Fall (fallende Kurse) den Zusatz „Short“.

     

    Wie bei Turbos resultiert der Hebeleffekt eines Mini Futures aus dem verringerten Kapitaleinsatz. Anstatt einen Basiswert wie eine Aktie zum vollen Börsenpreis zu erwerben, bezahlt der Käufer eines Mini Future Long nur den Teil, der über dem Basispreis liegt. Der Anteil bis zum Basispreis wird indirekt vom Emittenten finanziert. Dafür verlangt dieser Finanzierungskosten, die in den Preis des Mini Futures eingerechnet werden. Der Käufer eines Mini Future Long wendet also nur einen Bruchteil des Aktienpreises auf, partizipiert an deren Kursbewegungen aber in vollem Umfang. Dazu ein Beispiel: Angenommen eine Aktie notiert aktuell bei 50 Euro und der Basispreis eines Mini Futures Long auf diese Aktie liegt bei 46 Euro. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: 46 Euro des Börsenkurses übernimmt der Emittent. Nur die restlichen 4 Euro muss der Anleger zahlen. Steigt die Aktie von 50 auf 51 Euro, legt der Mini Future ebenfalls um einen Euro zu, von 4 auf 5 Euro. Während die Aktie also lediglich um 2 Prozent gestiegen ist, hat der Mini Future Long um 25 Prozent, also mit einem Hebel von 12,5 zugelegt.

     

    Bis hierhin funktionieren Mini Futures und Turbos nahezu identisch. Die Unterschiede ergeben sich jedoch aus zwei Besonderheiten: Der erste Punkt ist, dass Mini Futures

    im Unterschied zu klassischen Turbos über eine vorgelagerte Stop-Loss-Schwelle verfügen. Diese liegt beim Mini Future Long einige Prozentpunkte über dem Basispreis und beim Mini Future Short darunter. Wenn der Basiswert in die „falsche” Richtung läuft und die Stop-Loss-Schwelle berührt, wird das Papier sofort fällig gestellt und der Restwert (im besten Fall ist das die Differenz zwischen dem Basispreis und Knock-out-Barriere) dem Anleger gutgeschrieben. Der Restwert wird vom Emittenten berechnet, wobei der Betrag ausgezahlt wird, zu dem auch der Emittent die Absicherungsposition auflösen konnte. Trotzdem besteht auch hier die Gefahr des Totalverlustes, nämlich wenn auch der Basispreis berührt wird, bevor der Emittent die Position auflösen konnte. Deshalb sollte sich Anleger aufgrund des spekulativen Charakters dieser Produkte unbedingt eigene Stop-Loss-Marke setzen.

     

    Der zweite Punkt ist, dass Mini Futures im Gegensatz zu Optionsscheinen und klassischen Turbos über eine unbegrenzte Laufzeit verfügen (Open-end). Deshalb können die Finanzierungkosten, die der Emittent für die "Übernahme" des Basispreises dem Käufer des Mini Futures Long in Rechnung stellt, nicht im Voraus berechnet und im Produktpreis eingerechnet werden. Der Emittent behilft sich, indem er den Basispreis täglich um die anfallenden Zinsen anhebt. Dadurch verringert sich bei ansonsten unveränderten Bedingungen der Wert eines Mini Futures Long an jedem Tag um die täglichen Finanzierungkosten. Diese Vorgehensweise macht auch eine regelmäßige Anpassung der Stop-Loss-Schwelle notwendig, im Normalfall geschieht dies einmal monatlich.

     

    Mini Futures haben aufgrund ihrer Konstruktion somit mehrere Vorzüge: Zum einen bewegen sie sich  – da sie fast ohne Aufgeld notieren – eins zu eins mit dem Basiswert. Steigt oder fällt dieser um einen Euro wird auch der Mini Future um einen Euro steigen oder fallen (gegebenenfalls angepasst um das Bezugsverhältnis). Man spricht von einem Delta von 1. Dies macht sie zu den transparentesten Produkten, die auch für den Einsteiger in ihrer Preisentwicklung sehr einfach nachzurechnen sind. Zum anderen kann man sie auch für Investments über einen sehr langen Zeitraum einsetzen, da sie keine Laufzeitbegrenzung haben.




    Dirk Heß
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    Dirk Heß schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
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    Verfasst von Dirk Heß
    Hebelprodukte-Grundlagen Teil 2: Mini Futures Optionsscheine, Turbos, Mini Futures: Wie funktionieren diese Hebelpapiere und wie unterscheiden sie sich? Heute: Mini Futures.