Blue Chips
US-Shutdown: Erste Opfer zu beklagen
Börsianer reagierten bislang relativ gelassen auf den von oben verordneten Zwangsurlaub für ungefähr 800.000 Staatsbedienstete. In der Wirtschaft spürt man aber bereits dessen negative
Folgen.
Nach Angaben der Beratungsgesellschaft IHS verliert die US-Wirtschaft bereits jetzt rund 300 Millionen Dollar pro Tag. Dauere der Stillstand eine
Woche, würde das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal um 0,2 Prozentpunkte niedriger ausfallen. Neben IWF-Chefin Lagarde und US-Präsident Obama warnten auch amerikanische Top-Manager vor
schlimmen Folgen eines andauernden Konflikts. Es handele sich nicht um das übliche politische Haushaltsgerangel, sagte Obama am Mittwoch dem TV-Sender CNBC. Das US-Finanzministerium stellte in
einem Bericht die potenziell „katastrophalen“ Auswirkungen einer Zahlungsunfähigkeit dar. Fazit: Sie könnten schlimmer sein als in der Finanzkrise 2008.
Problem Schuldengrenze
Sollte es den „US-Streithähnen“ nicht gelingen, den US-Staatshaushalt zu verabschieden und die aktuelle Schuldengrenze in Höhe von 16,7 Billionen zu erhöhen, dürften die Investoren mit der Politik
allerdings die Geduld verlieren. In zahlreichen Branchen werden wichtige hoheitliche Aufgaben vom Staat übernommen und garantiert. Dazu gehört zum Beispiel die Sicherheit des Flugverkehrs. Bislang
läuft dieser zwar reibungslos. Bereits am Mittwoch kündigte aber das Rüstungsunternehmen United Technologies an, dass 2.000 Mitarbeiter ab Montag zu Hause bleiben müssten. Weitere
2.000 könnten ihnen im Laufe der Woche folgen. Grund: Bei der Fertigung diverser Rüstungsgüter müssten staatliche Inspektoren anwesend sein. Auch bei Boeing und Airbus
(Tochter von EADS) häufen sich laut „Wall Street Journal“ die Probleme. Es drohen nämlich Lieferverzögerungen bei Verkehrsmaschinen, weil Beamte der US-Luftfahrtaufsicht FAA
ebenfalls in Zwangsurlaub geschickt wurden. Notenbanker scheinen von dem Shutdown nicht betroffen zu sein. Am Freitag hielten gleich drei Fed-Offizielle diverse Reden. Auf aktuelle Daten konnten
sie sich allerdings nicht beziehen. Nur zwei Beispiele: Am Freitag fiel sowohl der Septemberbericht zum US-Arbeitsmarkt als auch der COT-Report (Commitments of Traders) der CFTC aus. Ein Tritt aufs
geldpolitische Bremspedal droht vor diesem Hintergrund derzeit wohl kaum.
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