Gold
Gold ist kein „barbarisches Relikt“ - Seite 2
Es wurde noch nicht bekannt gegeben, wie viele der alten Barren verkauft werden sollen. Aber unabhängig davon, wieviel auch immer dadurch zu Indiens internem Goldangebot hinzugefügt wird, wird der Nettoeffekt auf Indiens Goldbestände null betragen. Es wird lediglich die Qualität der Goldbarren verbessert und Indiens Bereitschaft zur Umverlagerung seines Goldes auf den Markt mit der höchsten Liquidität signalisiert. Ein raffinierter Schachzug.
Noch interessanter ist jedoch der Vorschlag der beiden staatlichen Banken State Bank of India (SBI) und der Bank of Baroda. Demnach soll physisches Gold, falls es von Bankkunden hinterlegt wird, als Teil des erforderlichen Mindestreservesatzes zählen.
„Wenn Banken Gold haben, so ist es auch von Wert“, meint S.S. Mundra, Vorsitzender der Bank of Baroda. Diese Bestätigung passt auch zu Indiens langfristigem Ziel, „Gold zutage zu fördern uns es den Produktionssektoren der Wirtschaft zukommen zu lassen“.
Dies ist in etwas das Gleiche, was die Türkei im Frühjahr 2011 tat. Der viertgrößte Goldverbraucher der Welt sitzt ebenfalls auf einer großen Menge an Gold in Privatbesitz. Aber in Ankara ging man sogar noch einen Schritt weiter, indem man das Gold, das von Privatpersonen bei Geschäftsbanken hinterlegt wurde, zu den nationalen Goldreserven hinzuzählte. Seitdem haben sich die offiziellen Goldreserven der türkischen Zentralbank CBRT vervierfacht. Das hat man vermutlich auch bei der Reserve Bank of India wahrgenommen.
In jedem Fall sind einige der sogenannten Schwellenländer, die eine tiefe kulturelle Verbindung zu Gold haben, gerade dabei, dieses zu mobilisieren und zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu erklären. Auch die chinesische Regierung ist darum bemüht, physisches Edelmetall zu deregulieren. Und die Chinesische Volksbank hat den Goldmarkt zu einem wichtigen Teil von Chinas umfassenden Finanzreformen gemacht.
Auch rund vier Jahrzehnte, nachdem US-Präsident Nixon die Goldbindung des Dollars aufhob, ist somit Gold in den schnell wachsenden Volkswirtschaften immer noch weit davon entfernt, als ein „barbarisches Relikt“ für Finanzdienstleistungen zu gelten.
[Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.]
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