Silber keinesfalls auf dem Holzweg - Seite 2
Fällt der Preis unter das Vorjahrestief von gut 18 Dollar, liegt nur eine schwache Unterstützung um 17,25 Dollar. Aus der Höhe des dann abgeschlossenen absteigenden Dreiecks wären sogar Kurse von 13,80 Dollar vorstellbar. Noch aber hält die Unterstützung und bietet spekulativen Anlegern auf der Long-Seite eine interessante Option mit attraktivem Chance-Risiko-Verhältnis. Abgesichert mit einem Stopp bei knapp 18 Dollar liegen Widerstände auf der Oberseite bei 20,50 Dollar, 21 Dollar, 21,60 Dollar und 22 Dollar. Charttechnisch gibt es also Hoffnung, doch was spricht fundamental für Silber?
Investmentvehikel zweiter Klasse
Zunächst einmal ist die Bedeutung von Silber als Investmentvehikel bei Weitem nicht so groß wie bei Gold. Denn mehr als die Hälfte der Nachfrage nach Silber kommt aus Industrieanwendungen, wo es bei der Herstellung von Elektronikartikeln oder Solarpanels zum Einsatz. Und wenn die Konjunkturdaten aus Deutschland im Speziellen und Europa im Allgemeinen zusehends schlechter werden, trüben sich die Perspektiven für die Silbernachfrage ein. Dieser Aspekt kann Silber also keinen Rückenwind geben.
Doch Silber könnte in den kommenden Monaten einen heimlichen Verbündeten gewinnen und wie schon im alten Rom der Fall kommt die „Vorliebe“ für Silber aus Italien – in persona Mario Draghi. „Die geldpolitisch offensiven Äußerungen Mario Draghis könnten Edelmetallkäufern ebenso in die Karten spielen wie die Tatsache, dass die Notenbank in den USA selbst bei einer kleinen Zinserhöhung noch lange sehr niedrige Zinsen erwarten lässt. Inflationssorgen könnten daher schnell wieder aufkeimen und Silber neben Gold in den Fokus rücken“ erwartet Funda Sertkaya von Ophirum.
Rückenwind aus Frankfurt / Italien?
Druckt Draghi mit Janet Yellen und seinem japanischen Kollegen Kuroda um die Wette, könnte auch endlich die europäische Konjunktur den dringend nötigen Schub erhalten. Zuletzt war die Industrieproduktion in Deutschland im Juni um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken, gegenüber dem Vorjahr stand ein Minus von 0,5 Prozent zu Buche, diese Faktoren sind jedoch eingepreist.
Dazu lohnt ein Blick auf die langfristige Bewertung bei Silber und die Relation zu Gold. Das Gold-Silber-Ratio liegt mit 66 gegenwärtig auf einem kurz- und langfristig sehr hohen Niveau. Häufig kam es an diesem Punkt zu einer Outperformance von Silber gegenüber Gold und zusätzlich zu einer positiven Entwicklung beider Edelmetalle“ erläutert die Ophirum-Expertin. Der Schnitt für die vergangenen fünf Jahre liegt bei 57. Im 20. Jahrhundert lag der Durchschnitt sogar bei rund dem 40fachen. Gemessen daran hätte der „kleine Bruder“ deutliches Kurspotenzial, zumal die mittel- und langfristigen Perspektiven weiter gut sind. Weil das Silber bei der Herstellung von Elektronikartikeln oder Solarpanels „verbraucht“ wird, und damit für künftige Anwendungen nicht mehr zur Verfügung steht, schmelzen die weltweiten Vorräte zusehends dahin. Laut einer Studie des Branchenverbands Silver Institute sind sie zuletzt auf weniger als 1,39 Mrd. Unzen (43.233,83 Tonnen) gesunken und liegen damit in der Nähe des Allzeittiefs. Im Jahr 1900 wären es noch zwölf Billionen Unzen gewesen.
Lesen Sie auch
Nimmt man die charttechnische Lage hinzu und wägt die Argumente ab, so könnte das Timing für einen langfristigen Einstieg bei Silber günstig sein. Kann der Chart dann seine Bodenbildung in den kommenden Monaten abschließen, so dürfen Investoren auch wieder von Kursen deutlich jenseits der 20-Dollar-Marke träumen.