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    Staatsanleihen  8441  0 Kommentare Auf ein starkes Zinsgefälle folgt ein Crash - auch dieses Mal?

    Geld leihen und dafür auch noch zahlen? Der Markt für Staatsanleihen steht Kopf und die verrückte Zinswelt könnte dramatische Folgen haben. Denn die Geschichte lehrt uns: Auf drei Mal starkes Zinsgefälle folgte drei Mal ein Crash. Und dieses Mal?

    Stellen Sie sich vor, ein Bekannter möchte sich von Ihnen Geld leihen. Nun sind Sie entweder ein richtig guter Freund und geben ihm das Geld zum Nulltarif, oder aber sie verlangen Zinsen, sprich als Dankeschön für die Leihgabe zahlt Ihnen Ihr Bekannter später mehr zurück als er sich geliehen hat. So jedenfalls funktioniert das seit Jahrhunderten praktizierte Grundprinzip des Leihgeschäfts. Doch wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Bekannter Sie um Geld bittet und noch dazu Zinsen verlangt dafür, dass Sie ihm Geld leihen? Völlig absurd, würden Sie wahrscheinlich sagen und das wohl zu Recht.

    Aber das, was so absurd klingt, ist derzeit tatsächlich auf dem Staatsanleihenmarkt zu beobachten. Für deutsche Staatsanleihen mit bis zu drei Jahren Laufzeit liegt die Rendite inzwischen im negativen Bereich. Sprich, statt Gewinn zu machen zahlen Anleger sogar dafür, dass sie der Bundesrepublik Geld leihen dürfen. Das ist nicht nur absurd, sondern diese verrückte Zinswelt könnte obendrein ernsthafte Konsequenzen haben, wie die „Welt“ berichtet. Demnach droht uns nichts Geringeres als der Zins-Crash.

    Zinsgefälle nähert sich dem Rekordwert

    Denn während Deutschland beim Geldleihen sogar noch Geld verdient, muss die US-Regierung wesentlich tiefer in die Tasche greifen, um an Geld zu kommen. Rund 0,9 Prozent Zinsen müssen die USA derzeit für 3-jährige Staatsanleihen zahlen, bei den Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit sind es sogar 2,35 Prozent. Ganz anders in Deutschland: Auf 10-jährige deutsche Staatsanleihen entfällt der gleiche Zinssatz wie bei den 3-jährigen Staatsanleihen der USA, nämlich 0,9 Prozent. Noch nie war der Zinssatz niedriger und im Fall der 3-jährigen Staatsanleihen zahlen, wie gesagt, Anleger sogar noch drauf. Macht unterm Strich eine Differenz zwischen deutschen und amerikanischen Papieren in Höhe von 1,5 Prozent. Genau dieser „Zinsgraben“ ist laut „Welt“ Anlass zur Sorge. Denn die Unterschiede sind so gewaltig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Aber was noch viel schlimmer ist: Immer wenn das Zinsgefälle derart groß war, kam es – Sie ahnen es – zum Crash.

    Drei Mal hohes Zinsgefälle macht drei Mal Crash

    Angefangen hat es im Jahr 1999, als der Zinsunterschied mit 1,55 Prozent seinen absoluten Rekordwert erreichte. Kurz darauf platzte die berühmte Dotcom-Blase und die Börse war ein Scherbenhaufen. Auch im Vorfeld der Finanzkrise gingen die Prozentsätze für deutsche bzw. amerikanische Staatsanleihen auseinander, ehe die Differenz Mitte 2006 wieder bei über einem Prozentpunkt lagen. Wiederum folgte kurze Zeit später ein Crash, dieses Mal in Form der Subprime-Krise, welche bekanntlich der Auslöser für die weltweit folgende Finanzkrise war. Zuletzt stieg das Zinsgefälle im Frühjahr 2010 - wenig später beherrschte die Euro-Krise alle Schlagzeilen.

    Drei Mal erhebliche Zinsunterschiede innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte und drei Mal folgte auf den Zinsgraben ein Crash. Kann das Zufall sein?

    Zinsgefälle als Sturm-Indikator

    Nein, schreibt die „Welt“ und verweist auf Tom McClellan, einem amerikanischen Finanzexperten auf dem Gebiet des richtigen Börsen-Timings. Dieser glaubt, dass Anleger einem immer gleichen Muster folgen: In sicheren Zeiten investieren sie fleißig in den Aktienmarkt, doch sobald sich ihrer Meinung nach ein Sturm zusammenbraut, parken sie ihr Geld lieber in sicheren Häfen, sprich in Staatsanleihen. Aus diesem Grund hält McClellan die Renditedifferenz zwischen deutschen und amerikanischen Anleihen für einen guten Indikator, „ob und wann ein Sturm über die Finanzmärkte hereinbricht“.

    Je mehr Anleger in Staatsanleihen eines Landes investieren, desto niedriger die Zinsen. Umgekehrt muss ein Land eine höhere Rendite bieten, um die Investoren anzulocken. Übertragen auf die derzeitige Situation bedeutet das also: Weil immer mehr Anleger verunsichert sind angesichts der Entwicklungen auf den europäischen Finanzmärkten, flüchten sie u.a. in deutsche Staatsanleihen. In den USA hingegen brummt die Wirtschaft und Anleger sehen keinen Grund, ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Also investieren sie weniger in Staatsanleihen und mehr in den Aktienmarkt. Soweit die Theorie. Aber stimmt das wirklich? Und wenn ja, droht uns damit der nächste Crash?

    Heute ist nicht damals

    In der Vergangenheit stiegen im Vorfeld der Crashs die Renditen für Staatsanleihen kontinuierlich an, weil Staaten immer größere Anreize bieten mussten, um die Investoren weg von den Aktien- und hin zum Anleihenmarkt zu bewegen. Die Zinsunterschiede in den Jahren 1999, 2006 und 2010 resultierten demnach aus der unterschiedlichen Geschwindigkeit, mit der die Renditen anstiegen – sprich die Zinsen für amerikanische Staatsanleihen schossen schneller in die Höhe als die der deutschen Papiere, erklärt die „Welt“.

    Dieses Mal ist das anders. Die Unterschiede ergeben sich nicht aus dem unterschiedlich schnellen Anstieg, sondern dem Abstieg. Sowohl in den USA als auch in Deutschland fallen derzeit die Renditen, allerdings hierzulande eben deutlich schneller. Das bedeutet, dass Investoren anders als damals dieses Mal gar kein Geld aus den Anleihen herausziehen, vielmehr erhöhen sie ihre Investitionen.

    Also können wir uns getrost zurücklehnen, immerhin ist die Situation heute eine völlig andere als bei den drei Zeitpunkten damals, die Crash-Gefahr demnach gebannt. Aber wie war das nochmal mit dem Grund, wieso Anleger sich in Staatsanleihen flüchten – Stichwort Sturm und sichere Häfen?





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