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    "Fundamentaler Denkfehler"  15208  7 Kommentare Schweizer Notenbank-Chef warnt vor Folgen des Gold-Referendums

    Das bevorstehende Gold-Referendum versetzt die Schweizer Notenbank in Angst und Schrecken. Dann meldet sich auch deren Präsident zu Wort und warnt eindringlich vor den Folgen.

    Die Zeit verrinnt: Am 30. November entscheiden die Schweizer über die Initiative „Rettet unser Schweizer Gold“ der populistischen Schweizerischen Volkspartei. Stimmen sie mehrheitlich dafür, so müsste die Schweizer Notenbank (SNB) künftig nicht nur mindestens 20 Prozent ihrer Währungsreserven in Gold halten. Sie müsste darüber hinaus auch sämtliche Goldbestände im Ausland zurück in die Schweiz holen.

    Wie wallstreet:online berichtete, scheint ein positives Gold-Referendum möglich, Umfragen sehen die Befürworter der Initiative leicht vorne. Eine Mehrheit haben sie aber noch nicht. Trotzdem dürfte es den Schweizer Notenbankern so manche schlaflose Nacht bereiten. Der Präsident der Schweizer Notenbank, Thomas Jordan, äußerte sich in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ erstmals ausführlich zum Gold-Referendum. Darin bezieht er zu folgenden Aspekten Stellung:

    -Forderung: Mindestanteil von 20 Prozent plus Verkaufsverbot

    Die Gold-Initiative will die Schweizer Notenbank dazu verpflichten, künftig mindestens 20 Prozent ihrer Währungsreserven in Gold zu halten. Außerdem wäre es ihr untersagt, Gold zu verkaufen. Heißt: Sieht sich die SNB dazu gezwungen, aus geldpolitischen Gründen einzugreifen, beispielsweise indem sie Euro aufkauft, so müsste sie parallel dazu stets die gleiche Menge an Gold dazukaufen, um das Verhältnis zu wahren. Allerdings dürfte sie das Gold danach nicht wieder verkaufen.

    Thomas Jordan hält das für einen „fundamentalen Denkfehler“. Die Verknüpfung von Mindestanteil und Verkaufsverbot würde dazu führen, dass der Goldanteil stetig stiege und die Bilanz irgendwann fast nur noch aus Gold bestünde, so der Notenbanker. Das hätte „sehr negative Auswirkungen auf die SNB“, da es sich bei ihrer Bilanz um eine dynamische, keine statische Bilanz handele.

    - Vorwurf: SNB habe Gold verschleudert und so den Franken gefährdet

    Die Initiative gründet unter anderem auf dem Vorwurf, die SNB habe seit 2000 ihren Goldbestand kontinuierlich reduziert und dafür das Gold mitunter zu Schleuderpreisen verkauft. Damit hätte sie letztlich die Stabilität des Franken gefährdet.

    Das will der Präsident der SNB nicht gelten lassen. Die Stabilität des Franken sei nicht abhängig vom Anteil des Goldes, maßgebend sei vielmehr die Geldpolitik der Nationalbank. Des Weiteren sei das Gold damals „nicht verschleudert, sondern zu einem guten Marktpreis verkauft“ worden und noch immer verfüge die Schweiz über „den mit Abstand größten Pro-Kopf-Anteil an Goldreserven.“

    - Forderung: Gold zurück in die Schweiz holen

    Geht es nach den Befürwortern der Initiative, sollen die Goldreserven künftig komplett in der Schweiz gelagert werden. Heißt: Sämtliche Goldbestände, die zurzeit noch im Ausland gelagert werden, müssten zurück in die Schweiz geholt werden. Deutsche Notenbanker befürchten, dass das die Deutschen dem Schweizer Beispiel folgen und sich ebenfalls für die Lagerung aller Goldbestände im eigenen Land aussprechen könnten. (Lesen Sie hierzu: „Gold zurück in die Heimat“ – auch in Deutschland denkbar?)

    Thomas Jordan unterstreicht im Interview die Notwendigkeit von Golddepots im Ausland: Die Nationalbank müsse bei veränderten geopolitischen Risikolagen ihr Gold auch geografisch verschieben können. Es sei zudem wichtig, dass Zentralbanken an Goldhandelsplätzen präsent sind. Zumal „das Gold dort genauso sicher (ist) wie in der Schweiz.“

    - Folgen eines Ja-Votums

    Der SNB-Präsident sieht im Fall eines Ja-Votums die Handlungsfähigkeit der SNB geschwächt: Geldpolitische Maßnahmen seien dann „wesentlich kostspieliger, als sie es heute sind“. Dadurch geriete die Nationalbank in eine „instabile Situation“. Ein Ja zur Initiative wäre deshalb geradezu eine Einladung an die Märkte, gegen die SNB zu spekulieren. (Lesen Sie außerdem: Gold-Referendum – Handlungsspielraum der Schweizer Notenbank in Gefahr)

    - Kosten der Umsetzung:

    Derzeit verfüge die SNB laut Jordan über eine Bilanzsumme in Höhe von 520 Milliarden Franken, 35 bis 37 Milliarden davon werden in Gold gehalten. Demnach müsste sie im Fall eines Ja-Votums Gold in Höhe von 70 Milliarden Franken dazukaufen.




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