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     1655  0 Kommentare Italienische Aktien - Arrivederci?

    In den letzten Wochen haben vor allem die italienischen Banken für Negativschlagzeilen gesorgt. Aufgrund einer zu dünnen Kapitaldecke sind zahlreiche italienische Finanzhäuser in Schieflage geraten. Doch wie sieht es insgesamt an Italiens Börsen aus? Sollten sich Investoren von der italienischen Börse verabschieden?

    In Italien ist die Zahl der faulen Kredite, also von Darlehen die gar nicht mehr oder nur teilweise zurückgezahlt werden, drastisch gestiegen. Eigentlich müssten diese Kredite abgeschrieben werden, doch Italiens Banken fehlt das nötige Eigenkapital. Ministerpräsident Renzi fordert jetzt, dass die betroffenen Finanzhäuser durch den Einsatz staatlicher Mittel im Umfang von rund 40 Milliarden mit frischem Kapital ausgestattet werden. Diese Forderung stößt bisher bei der deutschen Politik, bei der Bundesbank und bei der EU-Kommission auf Ablehnung. Sie bestehen auf den seit Jahresbeginn 2016 gültigen EU-Richtlinien, die zuerst Aktionäre und nachrangige Anleihengläubiger enteignen sollen, bevor der Staat als Retter eingreifen kann. Mit einer Finanzspritze des Staates wäre das Problem aber bei weitem nicht gelöst, es würde nur sehr teuer Zeit gekauft. Diese Problematik betrifft somit die ganze EU und bedroht den Euro.

    Doch nicht nur der Bankensektor ist marode. Der gesamten italienischen Wirtschaft fehlt es an Wettbewerbsfähigkeit. Nach der Finanzkrise wurden entsprechende Strukturreformen schlicht und einfach versäumt. Das südeuropäische Land hat unter den großen Industrieländern Westeuropas eine vergleichsweise miserable Wirtschaftsentwicklung.Das Bruttoinlandsprodukt lag 2015 auf dem Niveau von 2000. Kein Wachstum über 16 Jahre. Der Staat ist zudem völlig überschuldet. Über 130 Prozent des Bruttoinlandproduktes muss Italien an Krediten bedienen - eine gefährliche Schuldenfalle für ein gesundes Investitionsklima für Infrastruktur, Bildung und Soziales. In Sachen Bildung hinkt Italien jetzt auch schon deutlich hinterher. Lediglich 15 Prozent der Italiener haben eine Uni besucht, in Europa ist der Anteil lediglich in der Türkei und in Rumänien noch geringer. Italien gibt in Europa am wenigsten für die Bildung aus, insbesondere in die Universitäten wird sehr wenig investiert. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt nahe dem Rekordhoch und etwa ein Zehntel der Bevölkerung ist in den letzten Jahren in die Armut abgerutscht.Somit darf man sich um Italiens Wirtschaft ernste Sorgen machen. Woher soll ein starker Binnenkonsum kommen? Lediglich der Tourismussektor macht Mut. Aufgrund der angespannten Situation in der Türkei oder Ägypten kamen 2016 deutlich mehr Urlauber ins Land.

    Um wieder wettbewerbsfähig zu werden, braucht "bella Italia" eine kräftige Abwertung der Währung. Dies ist mit dem Euro natürlich nicht möglich. Kein Wunder also, dass zahlreiche Italiener die Gemeinschaftswährung für die Krise verantwortlich machen und sich die Lira zurückwünschen. Vor der Euro-Einführung wurde die italienische Lira regelmäßig abgewertet, sodass Italiens Wirtschaft wettbewerbsfähiger war. Zwischen 1971 und dem Euro-Start büße die Währung zur D-Mark mehr als 80 Prozent an Wert ein.

    Es beibt abzuwarten, wie sich sowohl die wirtschaftliche als auch de politische Lage in Italien entwicklen wird. Es ist durchaus denkbar, dass Italien den Euro-Raum verlässt um somit wieder wettbewerbsfähger zu werden. Für Invstoren gibt es aktuell sicherlich bessere Möglichkeiten als ein Italieninvestment. 

     




    Guido vom Schemm
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    Guido vom Schemm ist geschäftsführender Gesellschafter der GVS Financial Solutions GmbH. Der studierte Betriebswirt blickt auf eine langjährige Berufserfahrung (seit 2000) in der Finanzindustrie zurück. Unter anderem als Aktienanalyst bei der Cominvest / Cominvest Asia und als Vorstandassistent sowie mehrere Jahre als leitender Direktor einer großen Wertpapierspezialisteneinheit der Commerzbank AG. Weitere Informationen unter www.gvs-fs.de
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    Verfasst von Guido vom Schemm
    Italienische Aktien - Arrivederci? In den letzten Wochen haben vor allem die italienischen banken für Negativschlagzeilen gesorgt. Aufgrund einer zu dünnen Kapitaldecke sind zahlreiche italienischen Finanzhäuser in Schieflage geraten. Doch wie sieht es insgesamt an Italiens …