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Wie sinnvoll ist Hedging zur Absicherung gegen Kursverluste? - Seite 4
Absicherung gegen steigende Zinsen
Zinsänderungsrisiken betreffen Besitzer von Fixed-Income-Produkten wie z. B. Anleihen. Ein ansteigendes Zinsniveau ist gleichbedeutend mit sinkenden Kursen am Anleihemarkt. Um die Kursrisiken zu neutralisieren, kann eine Shortposition in einem Zinsfuture der Eurex eröffnet werden. Diese gewinnt an Wert, wenn der Anleihebestand verliert.
Kassa- und Terminposition verhalten sich in diesem Fall (theoretisch) spiegelbildlich zueinander, so dass die Kursrisiken vollständig neutralisiert werden. Die Kosten sind gering, weil keine Optionsprämien anfallen.
Es existiert jedoch ein Basisrisiko. Wird z. B. eine Bund-Future Position eröffnet, liegt dieser ein hypothetisches Portfolio aus deutschen, italienischen, spanischen, französischen und schweizerischen Anleihen mit 8,5-10,5 Jahren Restlaufzeit zugrunde. Dieses dürfte in den meisten Fällen nicht dem tatsächlichen Portfolio entsprechen – etwa weil dieses nur deutsche Titel enthält.
Absicherung gegen fallende Goldpreise
Viele Anleger investieren ihr Vermögen in Gold und setzen auf dessen Wertbeständigkeit auch in Krisenzeiten. Was aber, wenn der große Knall ausbleibt und das gelbe Metall plötzlich nicht mehr so gefragt ist? Um einen bestehenden Goldbestand vor banalen Kursverlusten in stabilen Zeiten zu schützen, können Anleger eine Shortposition in einem Gold Future eröffnen.
Die Eurex bietet z. B. Futures auf Xetra-Gold an. Die Kontraktgröße beträgt 1.000 Gramm; bei Fälligkeit ist physische Lieferung von Xetra-Gold Anleihen vereinbart. Verfügbar sind Kontrakte mit Fälligkeit in den nächsten drei Kalender- und den nächsten elf Quartalsmonaten März, Juni, September und Dezember usw.
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Besteht die Kassaposition aus 1.000 Xetra-Gold Anleihen (jede verbrieft den Anspruch auf 1 Gramm Gold) und wird ein Short-Future eröffnet, handelt es sich um einen „Perfect Hedge“ ohne Basisrisiko.
Stop Loss statt Hedging?
Anstelle von Hedging können auch Stop Loss Limits im Risikomanagement eingesetzt werden. Im Vergleich zu einem Full Hedge besteht der Unterschied in den Kursverlusten, die im Vorfeld der Glattstellung der Position in Kauf genommen werden - als Gegenleistung für die Chance auf Gewinne.
Da letztere fast immer Gegenstand von Handels- und Investmentstrategien sind, eignen sich Full Hedge Strategien für die meisten Privatanleger nur temporär – sollen jegliche Kursrisiken ausgeschlossen werden, erscheint der Ausstieg aus dem Markt schließlich unkomplizierter. Für die temporäre Nutzung kann es Gründe geben – etwa steuerlichen Bestandsschutz.
Im Hinblick auf Downside Hedge Strategien sollte ein weiterer Aspekt berücksichtigt werden. Kommt es zu einem Verlust in der Kassaposition und einem entsprechenden Gewinn in der Terminposition, kann diese liquidiert und der Profit zur Aufstockung der Kassaposition genutzt werden, weil lediglich ein Teil des Erlöses für die erneute Absicherung mit einem niedrigeren Strike-Preis benötigt wird. Die Stückzahl der Kassaposition erhöht sich dadurch.
Weitere Aspekte rund um Hedging
Kein Hedging mit MetaTrader 5 und anderen Plattformen
Mit der insbesondere bei CFD Brokern und FX Brokern weit verbreiteten Handelsplattform MetaTrader 5 ist Hedging durch Eröffnung gegenläufiger Positionen nicht möglich. Mit der weiterhin vielfach genutzten Vorgängerversion MT4 dagegen schon – diese verrechnet gegenläufige Positionen nicht automatisch. Ebenso ist Hedging bei den meisten Plattformen die intern entwickelt wurden nicht möglich.
Hedging mit Volatilitätsprodukten
Volatilitätsindizes wie z. B. VIX werden mitunter als Möglichkeit zur dem Hedging verwandten Risikominimierung betrachtet. In der Tat steigen die Kurse dieser u.a. als ETNs erhältlichen Produkte bei Kursverlusten in anderen Anlageklassen deutlich an. Die Eignung für Privatanleger ist aber aufgrund der komplizierten Konstruktion und der hohen Verluste in ruhigen Zeiten umstritten.