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    Marktkommentar  611  0 Kommentare Juan Nevado (M&G): Flexibel reagieren und auf alles gefasst sein

    Investoren sollten nach dem gescheiterten Referendum in Italien nicht nach Schema F handeln, sondern flexibel reagieren, so Juan Nevado.

    Wie sich jetzt herausstellt, wurde das Referendum in Italien vor allem durch die nationale Politik bestimmt. Die Einordnung dieser Wahl in einen breiten Aufwärtstrend populistischer Strömungen und entsprechender Risiken für die EU waren offenbar übertrieben. Anders als im Fall des Brexit und bei Trumps Wahlsieg entsprach das Ergebnis des italienischen Referendums den Erwartungen.

    Der Kurstrend hatte das Resultat bereits teilweise vorweggenommen, so dass die erste Marktreaktion verhalten ausfiel.

    Der FTSE MIB lag bei Eröffnung 2% niedriger, bewegte sich jedoch schnell wieder in positives Terrain. Bei den Bankaktien herrschte ein gemischtes Bild, während Finanzwerte insgesamt anstiegen. Die Bewertungen vieler italienischer Banken sehen nach wie vor überzeugend aus. Selbst bei den Häusern mit den gesündesten Bilanzen sind extrem negative Entwicklungen bereits eingepreist. Aus unserer Sicht braucht es kaum gute Nachrichten – oder sogar nur weniger schlechte – um eine signifikante Neubewertung auszulösen.

    Der Euro eröffnete schwach, erholte sich dann aber weitgehend. Italienische Staatsanleihen hatten sich vor dem Referendum schwach gezeigt und zudem während der letzten Monate bereits unter dem breiteren Abverkauf von Staatsanleihen gelitten. Wir halten italienische Staatsanleihen inzwischen wieder für interessanter, nachdem sie zu Anfang dieses Jahres unattraktive Renditeniveaus erreicht hatten.

    Aus volkswirtschaftlicher Sicht hat Italien von einem breiteren Aufschwung in Europa profitiert, konnte in letzter Zeit aber kaum noch Schritt halten. Die Einzelhandelsumsätze gingen 2016 wieder zurück, doch das Verbrauchervertrauen ist immer noch hoch. Die Industrieproduktion wuchs leicht um 1,8 %, während die die Arbeitslosenrate weiter bei 11,6 % verharrt. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs mit 1% zuletzt leicht, bietet aber noch deutlichen Spielraum nach oben und für positive Überraschungen. Bei den aktuellen Bewertungsniveaus sehen wir vielversprechende Möglichkeiten.

    Im Gegensatz zu Brexit und Trump, die für einen harten Bruch mit dem Status Quo standen, ist das Wahlergebnis in Italien komplexer. Aus verfassungsrechtlicher Sicht hat sich nichts geändert und der Rücktritt eines Premierministers ist nicht ungewöhnlich – mit zwei Jahren im Amt liegt Matteo Renzi im Durchschnitt der letzten 30 Jahre.

    Die Entscheidung über ein neues Wahlrecht in Italien könnte jedoch etwas darüber aussagen, wie wahrscheinlich zukünftig der Einfluss von Anti-Establishment-Parteien sein wird. Außer bei extremen Ereignissen, sind die Auswirkungen der Politik auf die Wirtschaft und Märkte jedoch oft nur flüchtig. Selbst bei großen und grundsätzlichen Veränderungen wie dem Brexit, werden die Einflüsse erst über Jahre oder sogar Jahrzehnte spürbar.

    Die Versuchung ist sehr groß, sich jetzt auf einzelne Situationen zu konzentrieren, um kurzfristige Entwicklungen zu sorgen und die Fundamentaldaten zu ignorieren. Häufig erscheint es unbefriedigend, angesichts politischer Ereignisse ohne klare Erwartung oder Prognose zu agieren. Nach unserer Erfahrung ist es für Investoren jedoch gerade dann hilfreich, auf alles gefasst zu sein, zu akzeptieren, dass man die Zukunft nicht genau kennen kann, und flexibel zu reagieren.




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    Marktkommentar Juan Nevado (M&G): Flexibel reagieren und auf alles gefasst sein Investoren sollten nach dem gescheiterten Referendum in Italien nicht nach Schema F handeln, sondern flexibel reagieren, so Juan Nevado.