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     1930  3 Kommentare Das große Rätsel

    Kommt Ihnen diese Situation auch irgendwie bekannt vor?

     

    Ein großes Volk eines bedeutenden Landes fühlt sich gedemütigt und zurückgesetzt und wählt daher einen scheinbar Verrückten zu ihrem Führer, der anschließend versucht, die internationalen Spielregeln zu ändern und außer Kraft zu setzen?

     

    Und mit staatlich finanzierten Investitionen zur Arbeitsbeschaffung die Wirtschaft wieder in Gang bringen will und das sogar schafft.

     

    Und wenn Sie dabei die gleichen Assoziation haben wie ich, teilen Sie dann den Optimismus von Karl Marx, dass „alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen, das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce“?

     

    Ich setze auf jeden Fall meine ganze Hoffnung auf Marx, dass es dieses Mal nur eine lumpige Farce wird. Und momentan sieht ja auch alles danach aus.

     

    Die Tragödie der Folgen von Versailles wiederholt sich dann als Farce der Folgen der Globalisierung. Hoffentlich.

     

    Die Ähnlichkeit der handelnden Personen ist jedoch bei aller Unterschiedlichkeit gespenstisch. So empfinde ich das jedenfalls.

     

    Und als moderner Mensch von heute könnte ich hinzufügen: Das ist nicht nur ein Gefühl, das ist ein alternativer Fakt.

     

    Die Börsen denken da anders. Sie freuen sich über Extremisten, wenn diese in ihrer Richtung laufen. Das war immer so und wird sicher auch immer so bleiben. Sie freuen sich. Jedenfalls am Anfang.

     

    Gut, richtig und zudem verständlich ist natürlich auch, dass extreme Entwicklungen irgendwann durch Gegenbewegungen korrigiert werden. Die große Frage ist nur, wie das geschieht.

     

    Meine größte Angst ist: Was macht der halbstarke Irre, wenn er merkt, dass er mit seinen simplen Lösungen und Schuldzuweisungen nicht durchdringt und das, was er sich in den Kopf gesetzt hat, nicht realisieren kann?

     

    Doch ich verweigere den Blick in das Klassenzimmer unserer aller Schule. Und wer weiß, vielleicht ist bis dahin ja seine Zeit ohnehin bereits abgelaufen.

     

    Man kann es sich eigentlich nur wünschen.

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Das große Rätsel Twitler?