Marktkommentar
Igor de Maack (DNCA): Wöchentlicher Kommentar zu den Märkten (10. Februar 2017)
Der Renditeabstand zwischen der zehnjährigen französischen Staatsanleihe und der zehnjährigen Bundesanleihe mittlerweile ist auf Höchstwert – Igor de Maack kommentiert.
Das Schwanken an den Aktienmärkten geht weiter: Während einerseits die guten Jahresabschlüsse zahlreicher Unternehmen die Börsen anschieben, belasten andererseits das Wiedererstarken des Risikos eines Austritts Griechenlands aus dem Euroraum und beängstigende Ausblicke auf die anstehenden politischen Stichtage die Kurse. So erreicht der Renditeabstand zwischen der zehnjährigen französischen Staatsanleihe und der zehnjährigen Bundesanleihe mittlerweile rund 70 Basispunkte und damit einen Höchstwert seit End
Die internationalen Großanleger haben im Übrigen damit begonnen, ihre französischen Staatspapiere zu verkaufen und stattdessen bei Bundesanleihen zuzugreifen. Ein sprechendes Beispiel sind die
japanischen Anleger, die im November letzten Jahres französische Staatstitel im Gegenwert von 161,8 Milliarden abgestoßen haben, sodass diese Anlagekategorie erstmals seit Dezember 2015 einen
Nettoabfluss verzeichnet.
Auslöser dieser Nervosität unter Bond-Anlegern dürfte der mögliche Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl sein, die zunehmend als Quelle von Stress und Ungewissheit wahrgenommen wird – eine explosive Mischung aus der Sicht all jener Sparer, denen nichts über Sicherheit und Berechenbarkeit geht.
Bislang jedoch brummt die französische Konjunktur: Die Industrieinvestitionen sprudeln, und die Nachfrage kaufwilliger Interessenten nach Immobilien zieht weiter an. Zwei wichtige Wirtschaftssignale widersprechen damit zumindest bis jetzt selbst den schwärzesten Prophezeiungen bezüglich des Ergebnisses dieser sowohl für Frankreich als auch für den Euroraum und ganz Europa so entscheidenden Wahl. Der von uns stets gerne zitierte französische Romancier Gustave Flaubert schrieb seiner Zeitgenössin, der Schriftstellerin Georges Sand, einst: „Der Mensch ist nichts, das Werk ist alles.“
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Heute, da die Schlachten um die Gunst der Wähler entbrannt sind, da sich Wahlkampfversprechen in Dekrete wie aus Zarenhand verwandeln oder illusionsartig hinter dem Nebelschleier des Vergessens versinken, da die Politiker eine krankhafte Aufmerksamkeit seitens der sozialen Netzwerke erfahren (die sie ihrerseits freilich nur allzu gern für ihre Zwecke missbrauchen), bleibt tatsächlich zu hoffen, dass die Blicke weiter reichen als bis zu den Frauen und Männern selbst, die diese Welt regieren werden, und dass Handlungen und Tatsachen mehr Bedeutung beigemessen wird als Meinungen, heimtückischen Verleumdungen und Schimpftiraden mit dem einzigen Ziel der Effekthascherei.