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     3011  6 Kommentare Trump ist der ultimative Weckruf an ein politisch völlig verschlafenes Europa - Seite 2



    Zweitens innere Sicherheit. Der Terrorismus muss endlich länderübergreifend und mit allen technischen Möglichkeiten bekämpft werden. Die EU muss den Schutz von Leib, Leben und Eigentum leisten und als Gegenleistung Grundgesetz- bzw. allgemein Gesetzesgehorsam und ein friedliches Zusammenleben konsequent einfordern. Politisch überkorrekt oder tolerant gegenüber Intoleranz zu sein, ist der Anfang vom Ende der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Nur wenn sich die EU-Bürger sicher fühlen, werden sie diesen europäischen Vorzug zu schätzen wissen.

    Drittens wirtschaftliches Wohlergehen: Wenn die Menschen den europäischen Makrokosmos nicht mit Wohlstand in ihrem Mikrokosmos verbinden, werden sie den Überbau irgendwann ablehnen. Kann man (jugendlichen) Arbeitslosen in Griechenland oder Italien wirklich verdenken, Europa-kritisch zu sein? Nach dem Wahlsieg Macrons ist das populistische Unkraut eben nicht beseitigt: Auch wenn man eine Streuobstwiese mäht, ist das Unkraut noch längst nicht verschwunden. Im Rahmen der vermutlichen Neuwahl in Italien im Herbst kann es durchaus wieder sprießen.

    Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts!


    Wenn Europa als von den USA verschmähte Handels-Geliebte jetzt mit China und Indien fremdgeht, um z.B. den deutschen Export zu retten, ist dies zwar eine logische Reaktion, jedoch nicht ohne Gefahr. Beide Länder sind schwierige Handelspartner. Es fehlt an Rechtssicherheit und Indien gilt als Weltmeister der Bürokratie. Zudem denken beide auch nur an sich. Sie wissen, dass Europa angeschlagen ist und nutzen dies aus. Sie werden uns gerne helfen, wenn sie eine Gegenleistung bekommen, z.B. das Freiticket zum Aufkauf europäischer und vor allem deutscher Industriekultur.

    Europa muss sich um sich selbst kümmern: Europe first and together! Ich habe prinzipiell nichts gegen eine stärkere Verzahnung der nationalen Fiskalpolitik auf europäischer Ebene. Aber der Preis dieser neuen Gemeinsamkeit darf nicht instabilitätspolitischer Schlendrian sein. Als Alibi gemeinsam viele neue Schulden zum Wohle Europas zu machen, ist keine Lösung. Wenn sich viele finanz- und wirtschaftspolitisch Kranke in Europa zusammentun, wird daraus noch lange kein Gesunder.

    Wirtschaftliche Gesundheit fußt auf soliden Standortbedingungen durch Reformen. Hinzu kommt der unbedingte Wille, die Digitalisierung nicht kampflos Asien und Amerika zu überlassen. Übrigens, europäische oder deutsche Unternehmen kennen keine Vaterlandsliebe. Sie sind läufig wie Straßenhunde. Wie auf einer Brautschau suchen sie sich den hübschesten Standort aus. Ist dieser nicht in Europa, gehen sie eben in die USA. Und wenn sie gehen, nehmen sie leider Arbeitsplätze mit. Nur ein wirtschaftlich attraktives Europa hält Unternehmen auf unserem Kontinent ähnlich fest wie Haftcreme das Gebiss. Und dann können wir übrigens auch anderen Ländern Regeln auferlegen und müssen uns nicht den ihrigen beugen.   

    Europa muss mehr sein als nur ein überdimensionierter Förderverein zur Rettung maroder Länder und Banken


    Kritik an Trump ist definitiv gerechtfertigt. Würde man ihm eine Note geben, wäre es die „6“. Warum die „6“? Weil es die „7“ nicht gibt. Doch scheinen die Breitseiten, die momentan von deutschen Politikern über den großen Teich abgefeuert werden, viel mit dem deutschen Wahlkampf zu tun zu haben. Es kommt gut an, Anti-Trump zu sein. Warum wird dann aber ein anderer Staatspräsident an der südost-europäischen Peripherie wie ein rohes Ei behandelt? Ein Ausbund an Partnerschaftssinn ist dieser Herr auch nicht, oder? Im Zweifelsfalle ist Amerika wichtiger für uns. Und selbst acht Jahre Trump vergehen.

    Immerhin dient Trump als ultimativer Weckruf, aus Europa viel mehr zu machen. Statt nur die Griechen herauszupauken oder für die Franzosen den Sozialarbeiter zu spielen, müssen unser EU-Politiker sofort Maßnahmen ergreifen, damit Europa langfristig geo- und wirtschaftspolitisch überlebt.

    Wenn Europa sich jetzt nicht endlich auf sich selbst verlässt, ist es verlassen. Kann Europa New World Order? Nein, Europa muss es können!      

    Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128
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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    Trump ist der ultimative Weckruf an ein politisch völlig verschlafenes Europa - Seite 2 War Diplomatie früher noch von höflicher Etikette geprägt, scheint heute der herzhafte Umgangston angesagt zu sein. So ist US-Präsident Trump das Gegenteil von Benimmpapst Knigge. Seine Auftritte beim Nato-Treffen und „G6 gegen 1-Gipfel“ …