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     1701  2 Kommentare Die tickende Zeitbombe Altersarmut spielt im Bundestagswahlkampf keine große Rolle

    Selbst wer in Deutschland 40 Jahre lang gut 2.000 Euro brutto verdient hat, wird nur eine gesetzliche Rente auf Sozialhilfeniveau erhalten. So viel zum Thema „Leistung muss sich wieder lohnen“. Auch die „Riester-Rente“ schließt diese Einkommenslücke nicht. Sie ist nur etwas für den hohlen Zahn.    

    Für die Altersvorsorge erschwerend kommt die Nibelungentreue deutscher Sparer zum Zinsvermögen hinzu, die trotz Aussicht auf sichere Zins-Armut unkaputtbar ist. Knapp 80 Prozent der Bundesbürger halten ihr Geld immer noch in Sparbüchern, Festgeldern und Staatsanleihen. Leider müssen sich ebenso die betrieblichen und privaten Zusatzversicherungen - absurderweise auch die Versorgungswerke der Finanzprofis - aufgrund regulatorischer Vorgaben üppig in Anleihen suhlen.  

    Theoretische Sicherheit von Zinsvermögen im Praxistest


    Als Killerargument muss immer das Scheinargument herhalten, dass es sich vor allem bei Staatspapieren um sichere Anlagen handelt. Immerhin wird sogar in der modernen Portfoliotheorie ein risikofreier Zins unterstellt, der das Ausfallrisiko einfach so per Definition ausschließt. Aber will man auf Sicht der vielen nächsten Ansparjahre wirklich die Anleger-Hände dafür ins Feuer legen, dass überschuldete Staaten sowie ihre Papiere heilige Kühe wie in Indien sind? In der Finanzgeschichte gab es diesen Status noch nie. Das theoretisch unverwüstliche Zinsvermögen wurde praktisch immer und immer wieder durch unzählige Staatsbankrotte geschlachtet. Mit welcher Berechtigung gehen wir davon aus, dass diese Regel gebrochen wird, dass es zukünftig Überlebende gibt. Weiter steigende Staatsschulden werden uns auch morgen und übermorgen noch verfolgen wie der Mond die Erde.

    Erhalten die Zinssparer wenigstens eine Risikoentschädigung durch vernünftige Zinsen? Ja, und die Erde ist eine Scheibe. Ordentliche Renditen für die Mehrzahl eurozonaler Staatspapiere und Risikoaufschläge wegen blutleerer Bonität sind ausgestorben wie Dinosaurier. Damit weilt ebenfalls der Zinseszinseffekt nicht mehr unter den Lebenden. Nimmt man schließlich noch die Inflation hinzu, hat man mit Staatspapieren zwar Sicherheit, aber leider nur die Sicherheit, dass die Vermögenssubstanz im Alter ähnlich aufgefressen wird wie Fleisch im Napf eines Hundes. Altersvorsorge auf Basis von Zinsvermögen verhindert nicht Altersarmut, sie verursacht sie.
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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    Die tickende Zeitbombe Altersarmut spielt im Bundestagswahlkampf keine große Rolle Selbst wer in Deutschland 40 Jahre lang gut 2.000 Euro brutto verdient hat, wird nur eine gesetzliche Rente auf Sozialhilfeniveau erhalten. So viel zum Thema „Leistung muss sich wieder lohnen“. Auch die „Riester-Rente“ schließt diese …