checkAd

     2063  7 Kommentare Nachtwächter auf Drogen

    Ich erinnere mich noch gut, wie wir früher in Wirtschaftspolitik über den Nachtwächterstaat diskutiert haben. Doch was ist ein Nachtwächterstaat? Das ist ein Staat, der sich nicht lenkend einmischt in die Wirtschaft, sondern sich darauf beschränkt, Recht und Eigentum zu schützen und zu bewahren.

     

    In Hinsicht auf die Einmischung in die Wirtschaft ist die Sache ja mittlerweile entschieden – und gleichzeitig auch nicht entschieden. Denn einerseits mischt sich der Staat heute in vorher nie gekannter Weise in die Wirtschaft ein, andererseits hat er sich bereits so stark eingemischt, dass ihm keinerlei weitere Optionen mehr bleiben.

     

    Wirtschaftspolitisch kann der Staat heute weder vor noch zurück. Er ist wie ein Drogenabhängiger, der die Maximumdosis konsumiert. Würde er noch mehr spritzen, wäre er tot. Würde er hingegen weniger spritzen, würde er mit Entzugserscheinungen kollabieren.

     

    In dieser Hinsicht ist der Staat heute wirklich ein Nachtwächter. Allerdings ein Junkie-Nachtwächter.

     

    Beim Schutz der Unversehrtheit seiner Bürger sowie von Recht und Eigentum ist dieser Drogen-Junkie ein Versager. Jeder gute Nachtwächter würde gegen den vermummten Verbrecher seinen Hund loslassen und notfalls zur Waffe greifen.

     

    Unser Staat macht hingegen: Ei, ei, das hast du doch sicher nicht so böse gemeint. Und schwupps sind die Verbrecher schneller wieder auf freiem Fuß als die Verletzungen der Polizisten verheilt sind.

     

    Ich fürchte, wir sind durch unsere Laschheit im Umgang mit den Feinden unserer Demokratie, unserer Gesellschaft und unserer Ordnung mittlerweile in einer wirklich bedrohlichen Lage.

     

    Aber so ist das eben immer in der Geschichte: Der Aufstieg einer Nation bündelt alle Kräfte, doch ist dann der Wohlstand erst erreicht, wird irgendwann das Arschficken wichtiger als die Landesverteidigung, die öffentliche Ordnung und denen ordentlich eine auf die Fresse zu hauen, die sich an der Gesellschaft und ihren Werten vergehen.

     

    Und von da an geht’s dann bergab.

     

    Ich entschuldige mich für die derbe Sprache, doch das musste jetzt einfach einmal sein.

     

     

     

     

     


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Bernd Niquet
    Nachtwächter auf Drogen Unser Staat ein Nachtwächter? Schön wäre es!