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     1484  0 Kommentare Jetzt wissen wir, warum alles gut ist

    Den deutschen Unternehmen geht es hervorragend. Die Dax-Konzerne haben im zweiten Quartal 2017 sogar sowohl Rekordgewinne und die höchsten Umsätze aller Zeiten erzielt.

     

    Die Börse honoriert das auch, so dass der Dax, der eigentlich nach durchgängiger Meinung abstürzen oder zumindest deutlich fallen sollte, sich erfolgreich über der 12.000er Mark hält.

     

    Und sogar meine Depot-Leichen wie Eon und RWE sind zu neuem Leben erweckt, kein Wunder bei Gewinnsprüngen von über 200 beziehungsweise 300 Prozent.

     

    In der Tendenz sehe ich jedoch etwas anderes hinter den Gewinnen der Unternehmen: Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland ist heute atypisch beschäftigt, übt eine geringfügige oder befristete Tätigkeit aus, ist bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt oder arbeitet in Teilzeit.

     

    Und auch die Leiharbeit nimmt ständig weiter zu. Sie wächst in etwa im Trend der Unternehmensgewinne.

     

    So schafft es das Hochlohnland Deutschland, seine Arbeitslöhne deutlich zu senken.

     

    Und mit uns an vorderster Front, schaffen wir es heute mit der EU sogar, den USA Paroli zu bieten.

     

    Man kann nur gespannt sein, wie die Franzosen reagieren werden, wenn ihnen demnächst das gleiche Modell vorgesetzt wird. Vielleicht rufen sie dann ja wieder Liberté, Égalite, Fraternité. Das hatten wir ja schon. Oft.

     

    Oder, wie der Rapper Booba in seinem Song „Jimmy“ das Gefühl vieler junger Leute von heute ausdrückt: Liberté egalite, mais en réalité, contrôles d´identité, violences policières.

     

    Dazu braucht man nicht einmal Französisch zu können, um das zu verstehen.

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Jetzt wissen wir, warum alles gut ist Nur spannend, was die Franzosen dazu sagen