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     4118  1 Kommentar Über tausend Tonnen Gold zum Spottpreis

    Das wäre doch wirklich ein tolles Ding, dass die Schweizer Notenbank, die doch Geld drucken könne, eine börsennotierte Akteingesellschaft sei, lautete die Botschaft, die ich neulich erhielt. Das finde ich allerdings auch.

     

    Es hat mir keine Ruhe gelassen, da einmal nachzuforschen. Die Schweizerische Nationalbank ist tatsächlich seit ihrer Gründung im Jahr 1907 an der Börse notiert. Sie ist mit der Geld- und Währungspolitik der Schweiz beauftragt, verfügt über einen Goldbestand von 1.040 Tonnen und hat als größten Anteilseigner einen deutschen Privatmann.

     

    Da muss man natürlich erst einmal schlucken.

     

    Doch es wird noch verrückter: Schaut man sich einmal den Chart der Aktien an, dann hat der durchaus Ähnlichkeit mit dem des Bitcoins. Was jedoch reiner Zufall sein muss. Trotzdem.

     

    Seit Anfang der 2000er Jahre notiert die Aktien um die 1.000 CHF herum, bricht dann jedoch plötzlich im September letzten Jahres nach oben aus, erreicht 2.000 CHF, fällt wieder zurück, doch im August dieses Jahres explodiert der Kurs auf 3.000 CHF.

     

    Wie kann das passieren? Ich denke, so etwas kommt vor, wenn nur wenige umlaufende Stücke auf eine plötzlich gestiegene Nachfrage stoßen. Doch woher kommt die? Und warum? Ich habe keine Ahnung. Ob das nun ein interessantes Engagement ist? Ich denke: jein.

     

    Im Grunde genommen ist das eine total verrückte Nummer. Denn einerseits gibt es durch die Mehrheit der Schweizer Kantone als Eigner der Bank keinerlei Möglichkeit, auf die Geschäftsführung Einfluss zu nehmen. Auch ist die Festschreibung der Dividende bei einem Höchstsatz von 15 CHF pro Aktien lächerlich gering.

     

    Andererseits kann man hier jedoch mit wenig Geld einen ungeheuren Wert kaufen. Die Frage ist nur, ob einem das etwas nützt und im Notfall hilft.

     

    Der Buchwert pro Aktie liegt nämlich bei über 750.000 CHF, das heißt, die Aktien notiert bei einem Kurs von nicht einmal einem halben Prozent des Buchwertes. Hat man so etwas schon einmal gesehen? Ich jedenfalls nicht. Das klingt wie der Neue Markt spiegelverkehrt.

     

    Wenn Bitcoins das neue Abenteuer sind, dann ist die SNB das alte. Wenn ich mich entscheiden müsste, auf welches von beiden ich mich einlassen sollte, wüsste ich eine klare Antwort zu geben.

     

    Ich bin lieber mit wenig Geld an viel beteiligt als mit viel an garnichts. Und gerade eben habe ich das tatsächlich realisiert.

     

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Über tausend Tonnen Gold zum Spottpreis Zur Abwechslung mal eine Notenbank kaufen?