Merrill Lynch
China wächst 2010 um über 10 Prozent
Seit die neuen Daten zu China Wirtschaftswachstum veröffentlicht worden sind, blicken Analysten und Anleger ungläubig auf das Reich der Mitte. China hatte am 6. Juli gemeldet, dass das
Bruttoinlandsprodukt dort im zweiten Quartal um 7,9 Prozent gestiegen ist – der globalen Krise und der schwachen Exportnachfrage aus dem Westen zum Trotz.
Zusammen mit einer Reihe anderer Daten aus China – wie die Investitionen, die Einzelhandelsumsätze und die Autoverkäufe – sorgt das dortige Wachstum jetzt für neue Euphorie. Bei Merrill Lynch etwa
hat man die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr auf 8,7 Prozent angehoben. Sollte dies so eintreffen, wäre dies sicherlich eine Sensation. Wir sprechen immerhin von einem Jahr, in dem die globale
Wirtschaftsleistung laut den Prognosen des IWF erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg schrumpfen wird.
Bei Merrill Lynch jubelt man indessen. Der zuständige Analyst Tim Lu meint, dass schon seine frühere Wachstumsschätzung noch vor einigen Monaten als viel zu optimistisch verworfen wurde. Seinerzeit
habe er für China ein Wachstum von 8,0 Prozent prognostiziert, sei dafür aber teilweise verlacht worden. Jetzt sehe alles danach aus, als sei sogar diese Prognose zu pessimistisch gewesen. Im
dritten Quartal, glaubt Lu, wird Chinas Wachstum um 9,2 Prozent, und im vierten Quartal sogar um 11,3 Prozent anziehen. Seine Wachstumsprognose für das Jahr 2010 erhöhte er von 9,6 auf 10,1
Prozent.
Man muss als Anleger nicht gleich so optimistisch sein wie Tim Lu. Dennoch ist für jedermann unverkennbar, dass sich das Reich der Mitte aus der globalen Rezessionsdynamik ausgeklinkt hat. Die alte
Wachstumsstärke ist zurück. Dies bedeutet nichts anderes, als dass hier in den nächsten Jahren wieder Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich möglich sind. Genau so, wie wir das aus den
Jahren bis 2008 von China kennen, als solche Zuwachsraten ganz normal waren.
Viele deutsche Investoren wollen dennoch nicht in chinesische Aktien investieren. Sie befürchten, dass diese Werte inzwischen zu teuer sind, und dass sich hier eine Überhitzung anbahnt.
Grundsätzlich ist eine gewisse Skepsis immer berechtigt. Es wäre naiv zu glauben, dass derart hohe Wachstumsraten, wie China sie aufweist, nicht immer wieder auch zu Verwerfungen und Blasen führen
werden. Auf Sicht von 10 bis 20 Jahren bestehen diese Gefahren durchaus.
Allerdings nimmt Chinas Wachstum jetzt gerade erst wieder Fahrt auf. Die meisten Aktien notieren noch deutlich unter den Höchstständen aus dem Jahr 2008. Dies gilt vor allem für die in Hongkong
notierten chinesischen Unternehmen, die dem deutschen Anleger zugänglich sind. Der Hang Seng Index weist aktuell ein KGV von rund 18 auf Basis der für 2009 prognostizierten Gewinne auf. Angesichts
des enorm hohen Wachstums in China halten wir dies nicht für sonderlich teuer. In jedem Fall besteht hier weit mehr Kurspotential als an den Börsen im Westen. Diese haben sich schließlich auch
deutlich erholt, obwohl die volkswirtschaftlichen Daten wirklich nicht berauschend sind.
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