Droht Wall Street die Moralkeule? - Seite 2
Steuerlich und digitalisierungsbedingt sind steigende Gewinne der US-Aktiengesellschaften zu erwarten, die damit ihre aktuell sportliche Bewertung entspannen. Die Stimmung in der amerikanischen Industrie als vorlaufender Indikator sieht bereits vielversprechend aus.
Die Angst der Fed vor der Zerschlagung der hässlichen Fliege
Die US-Notenbank Fed wird nicht zum Aktien-Terminator. Der global harte Wettbewerb, damit fehlender Lohnkostendruck und angesichts der Alternativfördermethode Fracking ausbleibende Ölpreisschocks der Opec sprechen nicht für harte Inflation und damit harte Zinssteigerungen.
Man darf nicht vergessen, dass die USA bis Oberkante Unterlippe verschuldet sind. Gegenüber der Verschuldung von heute ist jene vor Ausbruch der Schuldenkrise ein Kindergeburtstag. Die Fallhöhe ist noch größer. Eine reibungslose Finanzierung geht also nur durch anhaltende Zinssubventionierung durch die Fed. Und für die Neuverschuldung wegen der Steuerreform wird auch gelten: Sponsored by Fed.
Überhaupt, die seit 2008 günstigen Kreditzinsen haben auch die US-Konsumenten in die Schuldensucht bei Hypotheken, Kreditkarten, Autos, Studentendarlehen und Wertpapierkrediten getrieben.
Diese völlig aus der Spur gelaufene Kreditsucht ist wie eine fette hässliche Fliege, die auf einer wertvollen Ming-Vase sitzt. Mit scharfen Zinserhöhungen müsste die Fed diesem Unding stabilitätspolitisch eigentlich entgegenwirken, d.h. die hässliche Fliege zerschlagen. Das hat sie übrigens schon einmal zwischen 2004 und 2006 gemacht. Leider hat sie damit 2008/2009 eine Schuldenkrise ausgelöst, die Konjunktur und Aktienmärkte ruinierte. Was nutzt die Vernichtung des Ungeziefers, wenn die Vase auch zerstört wird?
Die Fed ist gezwungenermaßen insektenfreundlich geworden. Ebenso läuft der Liquiditätsentzug durch Entblähung der Notenbankbilanz vorsichtig, tierlieb ab.
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Im Übrigen lässt sich die Fed Hintertürchen für den Einstieg in den Ausstieg aus dem Einstieg in die geldpolitische Restriktion offen. Die überschuldete US-Volkswirtschaft bleibt gedopt wie ihre Aktienmärkte. Und selbstverständlich wird sich Trump als Nachfolger von Frau Yellen an der Spitze der US-Notenbank keine wirtschaftsunfreundliche Laus in den Pelz setzen.
Mit dieser sanftmütig restriktiven Zinspolitik wirkt die US-Notenbank zudem der Aufwertung des Dollars entgegen, der sich durch Rückführungen von Auslandskapital der US-Konzerne dynamisieren könnte. Eine auch dem amerikanischen Außenhandel verpflichtete Fed betreibt keine Exportpolitik pro Eurozone oder Japan. Auch das stützt amerikanische Global Player.
An der Börse geht es einzig um Rendite
Allein wegen Bedenken gegenüber Trump sollten sich deutsche Anlegerinnen und Anleger nicht von US-Aktien abwenden. Moral- und Renditefragen sind strikt voneinander zu trennen. Für gute Sitten gibt es andere Institutionen. Man kauft im Tofu-Laden ja auch keine Leberwurst.
Auch Rekordstände am US-Aktienmarkt sind kein grundsätzliches Kurshemmnis, wenn die Aktien-Story weiter stimmig ist. Ich erinnere mich an 1991, als der Dow Jones erstmalig über 3.000 Punkte stieg. Damals hieß es, der Leitindex könne mit Blick auf die übertrieben hohen Kurse nicht weiter steigen. Heute liegt er fast auf dem Achtfachen seines damaligen Niveaus.
Eine höhere Schwankungsbreite am US-Aktienmarkt ist aber einzukalkulieren. Nachhaltige Kurseinbrüche oder sogar ein Crash sind aber nicht zu befürchten.
Trump ist nicht Amerika und Amerika ist nicht Trump. An Wall Street läuft es auch trotz Trump.