Wahlen in Japan
Japan: Das Land der steigenden Gewinne
Die Wahlergebnisse in Japan werden den Reformkurs von Premier Shinzo Abe weiter stützen. Eine solide Inlandsnachfrage und die stabile Weltkonjunktur sorgen zudem für Aufwind.
Nach den Wahlen im Oktober ist der japanische Nikkei Index weiter gestiegen und schloss am 24. Oktober auf dem höchsten Stand seit Dezember 1996. Zuvor hatte das
nominale BIP sein Niveau von 1997 übertroffen und signalisierte damit das Ende einer jahrzehntelangen Deflation. Candriam ist in japanischen Aktien seit Juli dieses Jahres übergewichtet. Neben
einem attraktiven technischen Umfeld gibt es mehrere fundamentale Gründe für unsere Überzeugung.
Zum einen haben die jüngsten Wahlergebnisse das Mandat von Shinzo Abe eindeutig gestärkt. Der japanische Premierminister dürfte daher sein nach den letzten Wahlen 2013 eingeführtes Reformprogramm
fortsetzen und über die Olympischen Spiele 2020 in Tokio hinaus Regierungschef bleiben. Neben verbesserten Umfragewerten seit Ende August liegt dessen Wahlsieg aber zweifellos auch in den
weltpolitischen Risiken und insbesondere in den Spannungen mit Nordkorea begründet.
Der Wahlsieg wird die Abenomics nun noch berechenbarer machen. Strukturelle Veränderungen innerhalb der japanischen Wirtschaft machen sich durchaus bemerkbar: Steigende Wachstumsraten, eine höhere
Erwerbsquote und die auf unter drei Prozent gesunkene Arbeitslosenquote begünstigen mögliche Reformanstrengungen Abes. Dadurch ergeben sich mehr finanzielle Spielräume für Investitionen, die das
Streben nach einem ausgeglichenen Staatshaushalt allerdings verschieben dürften. Abe wird nun versuchen, die Wachstumsrate durch eine steigende Produktivität weiterhin auf einem hohen Niveau zu
halten.
Im Wahlkampf hatte Abe außerdem erwähnt, dass er die Erlöse aus einer geplanten Verbrauchssteuererhöhung neu verteilen würde. Da er die Steuererhöhung bereits zwei Mal verschoben hatte, stellt sich
mit seinem Wahlsieg jetzt die Frage, ob er an einer Anhebung festhalten wird. Daraus resultierende zusätzliche Einnahmen sollen seinen Plänen zufolge vor allem in die soziale Sicherheit sowie in
die Bildung investiert werden. Unterstützung erfährt diese Politik von einer weiterhin zurückhaltenden Geldpolitik der Bank of Japan, die im April 2018 einen neuen Vorsitz bekommen sollte. Die
japanische Wirtschaft wird sich somit weiter von der Deflation verabschieden.
Dank einer soliden Inlandsnachfrage und der stabilen Weltkonjunktur liegt das japanische Wirtschaftswachstum über dem Potenzialwachstum. Dadurch haben sich die Unternehmensgewinne in den letzten
zwölf Monaten deutlich erholt. Hinzu kommt, dass es die Bank of Japan wohl kaum anderen Zentralbanken gleichtun wird, die in absehbarer Zukunft ihr Quantitative Easing zurückfahren. Der Yen dürfte
deshalb abwerten und den Export japanischer Produkte noch attraktiver machen.
Haben sich diese Erfolg versprechenden Nachrichten bereits auf den Aktienmarkt ausgewirkt? Aktienkurse reagieren in der Regel positiv auf Wechsel in der Unternehmensführung, einen starken Anstieg
der Unternehmensprofitabilität, Wachstumssteigerungen sowie positive Ertragserwartungen. Die Bewertungen sind jetzt weniger attraktiv als noch im Sommer, aber weit entfernt von einer
Spekulationsblase. Die Ertragserwartungen liegen unterhalb derer des US-Marktes, aber annähernd auf dem Niveau von Aktien der Eurozone (KGV 2018 bei 14,4 für den Topix gegenüber 17,6 für den
S&P 500 und 14,2 für den SX5E). Obgleich japanische Aktien bereits steigen, haben sich ausländische Investoren bislang noch zurückgehalten. In der Vergangenheit sind bei steigenden Aktienkursen
auch die Mittelzuflüsse aus dem Ausland gestiegen. Nach den heftigen Nettomittelabflüssen seit Mitte 2015 ist kaum ein ausländischer Investor an den japanischen Markt zurückgekehrt. Fast alle haben
die Erholung der Unternehmensgewinne bislang verpasst. Das scheint sich allerdings gerade zu ändern. In den letzten Wochen gab es so viele Mittelzuflüsse wie lange nicht mehr.