Börsen-Zeitung
Auf dem Niveau vor Lehman, Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Von den Staatsanleihemärkten dies- und jenseits
des Atlantiks kommen derzeit keine ermutigenden Signale hinsichtlich
der Konjunkturentwicklung. Sowohl die Zinsstrukturkurve in den USA
als auch die Renditekurve der Bundesanleihen, die allgemein als sehr
verlässlicher Ratgeber in Sachen konjunktureller Dynamik gelten und
damit den Pfad der Geldpolitik der jeweiligen Notenbank vorzeichnen,
geben recht klare Richtungen vor. Am US-Markt hat sich die Kurve
stark verflacht, bei der Bundkurve läuft diese Tendenz seit rund zwei
Monaten.
Unter einer normalen Zinsstrukturkurve versteht man, dass die
langfristigen Zinsen über den kurzfristigen Zinsen liegen. Beim
Laufzeitenband wählt man gemeinhin den Abstand zwischen den zwei- und
zehnjährigen Fälligkeiten der jeweiligen Staatsanleihen. Läuft die
Konjunktur rund - und droht sie vielleicht in eine Hochkonjunktur mit
Überhitzungserscheinungen überzugehen -, muss die Notenbank auf
längere Sicht mit höheren Zinsen dagegen ansteuern. Das zeigt die
normale Kurve am Markt dann schon an, indem die langen Zinsen eben
über den kurzen Sätzen sind. Umgekehrt sieht es bei einer inversen
Zinsstruktur aus, bei der die langfristigen Zinsen in Gestalt der
zehnjährigen Staatsanleiherenditen unter den kurzfristigen, d.h.
zweijährigen Staatstitelrenditen liegen. Die Wirtschaft geht in die
Rezession über oder befindet sich in derselben, weshalb die Notenbank
mit Zinssenkungen/niedrigen Zinsen gegen die konjunkturelle Schwäche
ankämpfen muss, d.h. die Wirtschaft via Geldpolitik stimuliert. Das
bildet der Markt vorab über die inverse Zins-/Renditestruktur ab. Von
der normalen zur inversen Zinsstruktur gelangt der Markt über die
Verflachung der Zinsstruktur, d.h. die langfristigen Zinsen fallen,
und die kurzfristigen Zinsen/Renditen fallen nicht so stark oder
steigen leicht an.
des Atlantiks kommen derzeit keine ermutigenden Signale hinsichtlich
der Konjunkturentwicklung. Sowohl die Zinsstrukturkurve in den USA
als auch die Renditekurve der Bundesanleihen, die allgemein als sehr
verlässlicher Ratgeber in Sachen konjunktureller Dynamik gelten und
damit den Pfad der Geldpolitik der jeweiligen Notenbank vorzeichnen,
geben recht klare Richtungen vor. Am US-Markt hat sich die Kurve
stark verflacht, bei der Bundkurve läuft diese Tendenz seit rund zwei
Monaten.
Unter einer normalen Zinsstrukturkurve versteht man, dass die
langfristigen Zinsen über den kurzfristigen Zinsen liegen. Beim
Laufzeitenband wählt man gemeinhin den Abstand zwischen den zwei- und
zehnjährigen Fälligkeiten der jeweiligen Staatsanleihen. Läuft die
Konjunktur rund - und droht sie vielleicht in eine Hochkonjunktur mit
Überhitzungserscheinungen überzugehen -, muss die Notenbank auf
längere Sicht mit höheren Zinsen dagegen ansteuern. Das zeigt die
normale Kurve am Markt dann schon an, indem die langen Zinsen eben
über den kurzen Sätzen sind. Umgekehrt sieht es bei einer inversen
Zinsstruktur aus, bei der die langfristigen Zinsen in Gestalt der
zehnjährigen Staatsanleiherenditen unter den kurzfristigen, d.h.
zweijährigen Staatstitelrenditen liegen. Die Wirtschaft geht in die
Rezession über oder befindet sich in derselben, weshalb die Notenbank
mit Zinssenkungen/niedrigen Zinsen gegen die konjunkturelle Schwäche
ankämpfen muss, d.h. die Wirtschaft via Geldpolitik stimuliert. Das
bildet der Markt vorab über die inverse Zins-/Renditestruktur ab. Von
der normalen zur inversen Zinsstruktur gelangt der Markt über die
Verflachung der Zinsstruktur, d.h. die langfristigen Zinsen fallen,
und die kurzfristigen Zinsen/Renditen fallen nicht so stark oder
steigen leicht an.
Der Gradmesser der Verflachung ist der Abstand der Anleiherenditen
zwischen dem kurzen und langen Laufzeitenende. Am
US-Staatsanleihemarkt beträgt dieser Abstand nun knapp unter 70
Basispunkte (BP) oder 0,7 Prozentpunkte, denn die zehnjährigen
US-Rentenpapiere werfen um die 2,33% ab, die zweijährigen US-Titel um
die 1,64%. Man muss schon lange suchen, bis man einen derartig engen
Abstand zwischen diesen beiden Laufzeiten in der Vergangenheit
findet: Es ist die geringste Differenz dieser beiden Renditewerte
seit einem Jahrzehnt, letztmalig im November 2007, also knapp ein
Jahr vor der Lehman-Pleite zu beobachten. Die Anleger stellen sich
demzufolge darauf ein, dass die US-Wirtschaft in nächster Zeit in den
Abschwung übergeht - nach neun Jahren Aufschwung vielleicht nicht die
allergrößte Überraschung. Das würde dann auch bedeuten, dass sich die
US-Notenbank Fed mit ihrem nächsten Zinsschritt nach oben etwas
beeilen sollte, denn für den Abschwung muss sie sich wieder
(Zins-)Pulver zur Seite legen, damit sie der Wirtschaft später über
Zinssenkungen wieder unter die Arme greifen kann. Allerdings läuft
sie bei weiteren Zinserhöhungen verständlicherweise auch Gefahr, dass
sie sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, die Wirtschaft über
Zinserhöhungen abgewürgt zu haben. Wobei in diesem Zusammenhang immer
noch zu berücksichtigen ist, dass sie bislang offenkundig keinen
aggressiven Kurs in der Zinsanpassung nach oben gefahren ist.
Eurozone zieht nach
In der Eurozone ist es nicht so drastisch wie in den USA, aber die
Entwicklung ist auch nicht von der Hand zu weisen. In den vergangenen
knapp zwei Monaten hat sich auch hier die Bundkurve abgeflacht.
Betrug der Abstand zwischen zwei- und zehnjährigen Bundrenditen in
der zweiten Septemberhälfte noch knapp 120 BP oder 1,2 Prozentpunkte,
sind es etwas weniger als 110 BP bzw. unter 1,1 Prozentpunkte. Rund
10 BP sind gewiss nicht die Welt und noch lange kein Grund, in Panik
zu verfallen und die Rezession auszurufen. Aber man sollte es
vielleicht auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Geht es
nämlich unter die 100 BP oder 1-Prozent-Marke, ist der Markt auch
hierzulande offensichtlich nicht mehr weit vom US-Niveau entfernt.
Für die Europäische Zentralbank (EZB) wäre das gewiss keine
wünschenswerte Entwicklung. Kommt es nämlich zum Abschwung -
vielleicht sogar im Sog der US-Wirtschaft -, wird es mit dem Ausstieg
aus der ultralaxen Geldpolitik (Quantitative Easing) wohl so schnell
nichts werden. Vielmehr wäre die Wirtschaft darauf angewiesen,
weitere Unterstützung durch die Währungshüter zu bekommen. Eine
Fortsetzung von QE wäre somit wahrscheinlich. Kurzum: An dem
mittlerweile Jahrtausende andauernden Zins-/Renditeverfall wird sich
wohl auch in naher Zukunft wohl kaum etwas ändern.
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zwischen dem kurzen und langen Laufzeitenende. Am
US-Staatsanleihemarkt beträgt dieser Abstand nun knapp unter 70
Basispunkte (BP) oder 0,7 Prozentpunkte, denn die zehnjährigen
US-Rentenpapiere werfen um die 2,33% ab, die zweijährigen US-Titel um
die 1,64%. Man muss schon lange suchen, bis man einen derartig engen
Abstand zwischen diesen beiden Laufzeiten in der Vergangenheit
findet: Es ist die geringste Differenz dieser beiden Renditewerte
seit einem Jahrzehnt, letztmalig im November 2007, also knapp ein
Jahr vor der Lehman-Pleite zu beobachten. Die Anleger stellen sich
demzufolge darauf ein, dass die US-Wirtschaft in nächster Zeit in den
Abschwung übergeht - nach neun Jahren Aufschwung vielleicht nicht die
allergrößte Überraschung. Das würde dann auch bedeuten, dass sich die
US-Notenbank Fed mit ihrem nächsten Zinsschritt nach oben etwas
beeilen sollte, denn für den Abschwung muss sie sich wieder
(Zins-)Pulver zur Seite legen, damit sie der Wirtschaft später über
Zinssenkungen wieder unter die Arme greifen kann. Allerdings läuft
sie bei weiteren Zinserhöhungen verständlicherweise auch Gefahr, dass
sie sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, die Wirtschaft über
Zinserhöhungen abgewürgt zu haben. Wobei in diesem Zusammenhang immer
noch zu berücksichtigen ist, dass sie bislang offenkundig keinen
aggressiven Kurs in der Zinsanpassung nach oben gefahren ist.
Eurozone zieht nach
In der Eurozone ist es nicht so drastisch wie in den USA, aber die
Entwicklung ist auch nicht von der Hand zu weisen. In den vergangenen
knapp zwei Monaten hat sich auch hier die Bundkurve abgeflacht.
Betrug der Abstand zwischen zwei- und zehnjährigen Bundrenditen in
der zweiten Septemberhälfte noch knapp 120 BP oder 1,2 Prozentpunkte,
sind es etwas weniger als 110 BP bzw. unter 1,1 Prozentpunkte. Rund
10 BP sind gewiss nicht die Welt und noch lange kein Grund, in Panik
zu verfallen und die Rezession auszurufen. Aber man sollte es
vielleicht auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Geht es
nämlich unter die 100 BP oder 1-Prozent-Marke, ist der Markt auch
hierzulande offensichtlich nicht mehr weit vom US-Niveau entfernt.
Für die Europäische Zentralbank (EZB) wäre das gewiss keine
wünschenswerte Entwicklung. Kommt es nämlich zum Abschwung -
vielleicht sogar im Sog der US-Wirtschaft -, wird es mit dem Ausstieg
aus der ultralaxen Geldpolitik (Quantitative Easing) wohl so schnell
nichts werden. Vielmehr wäre die Wirtschaft darauf angewiesen,
weitere Unterstützung durch die Währungshüter zu bekommen. Eine
Fortsetzung von QE wäre somit wahrscheinlich. Kurzum: An dem
mittlerweile Jahrtausende andauernden Zins-/Renditeverfall wird sich
wohl auch in naher Zukunft wohl kaum etwas ändern.
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