Börsen-Zeitung
Und sie bewegen sich doch, Kommentar zum Regelwerk Basel III von Bernd Neubacher
Frankfurt (ots) - Und sie bewegen sich doch. Nach mehr als einem
Jahr Geschacher haben sich die globalen Bankenaufseher auf einen
Abschluss der Eigenkapitalregeln Basel III geeinigt. Wusste zuvor
jedes Mitglied im Baseler Ausschuss schlüssig darzulegen, in welcher
Weise dem Bankensektor seines Heimatstaates durch die Neuregelungen
unannehmbare Nachteile drohten, hat am Donnerstag die Phase begonnen,
in der die Aufseher den von ihnen kontrollierten Banken vorrechnen
werden, welche Zugeständnisse sie dem Baseler Gremium abtrotzen
konnten.
Die deutschen Vertreter müssen sich nicht nachsagen lassen, sie
hätten die ihnen unterstellten Institute hängen lassen. Der seltsam
krumme Wert von 72,5 Prozent für den Grad der Angleichung von Modell-
und Standardansatz zur Eigenkapitalberechnung liegt zwar über jenen
70 Prozent, welche Deutschland lange Zeit angeblich äußerstenfalls zu
akzeptieren bereit war. Dies haben Bundesbank und BaFin allerdings
durch Erleichterungen im Standardansatz locker zu kontern verstanden.
Im Laufe der Verhandlungen sind etwa für kleinere Banken und für
Hypothekenfinanzierer vermutlich mehr Extrawürste auf dem Grill
gelandet bzw. dort liegen geblieben als einer angenehmen
Verhandlungsathmosphäre zuträglich sind: Wie Deutschland auf den Leib
geschnitten wirkt zum Beispiel der sogenannte Hard-Test, der
Kapitalerleichterungen ermöglicht für den Fall, dass ein Land anhand
geringer Preisschwankungen am Immobilienmarkt dessen Stabilität
nachweisen kann. Erhalten bleibt den Instituten auch das
Realkredit-Splitting - mit der Aufteilung von Hypotheken in einen
besicherten und in einen unbesicherten Teil bleibt
Hypothekenfinanzierern lästiger Aufwand erspart. Ursprünglich wollte
der Baseler Ausschuss die Kapitalanforderungen je nach
Besicherungsgrad abstufen und damit risikogerechter gestalten - nun
nimmt man der Einfachheit zuliebe Fehlanreize zu mehr Risiko bei
gleicher Kapitalunterlegung in Kauf. In Basel geht es nur in
ausgewählten Momenten um die reine Lehre, vor allem aber um die
Sicherung von Geschäftsmodellen.
In dieser Hinsicht dürften sich, soweit sich dies überhaupt schon
ablesen lässt, nun vor allem Investmentbanken, aber auch mancher
Spezialfinanzierer verstärkt Gedanken machen müssen. Gut lachen haben
hingegen im Privatkundengeschäft aktive Häuser und Finanzierer
kleiner und mittlerer Unternehmen. Bei allem Geschacher: Was die
Finanzstabilität angeht, hätte es weitaus schlechtere Nachrichten aus
Basel geben können.
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www.boersen-zeitung.de
Jahr Geschacher haben sich die globalen Bankenaufseher auf einen
Abschluss der Eigenkapitalregeln Basel III geeinigt. Wusste zuvor
jedes Mitglied im Baseler Ausschuss schlüssig darzulegen, in welcher
Weise dem Bankensektor seines Heimatstaates durch die Neuregelungen
unannehmbare Nachteile drohten, hat am Donnerstag die Phase begonnen,
in der die Aufseher den von ihnen kontrollierten Banken vorrechnen
werden, welche Zugeständnisse sie dem Baseler Gremium abtrotzen
konnten.
Die deutschen Vertreter müssen sich nicht nachsagen lassen, sie
hätten die ihnen unterstellten Institute hängen lassen. Der seltsam
krumme Wert von 72,5 Prozent für den Grad der Angleichung von Modell-
und Standardansatz zur Eigenkapitalberechnung liegt zwar über jenen
70 Prozent, welche Deutschland lange Zeit angeblich äußerstenfalls zu
akzeptieren bereit war. Dies haben Bundesbank und BaFin allerdings
durch Erleichterungen im Standardansatz locker zu kontern verstanden.
Im Laufe der Verhandlungen sind etwa für kleinere Banken und für
Hypothekenfinanzierer vermutlich mehr Extrawürste auf dem Grill
gelandet bzw. dort liegen geblieben als einer angenehmen
Verhandlungsathmosphäre zuträglich sind: Wie Deutschland auf den Leib
geschnitten wirkt zum Beispiel der sogenannte Hard-Test, der
Kapitalerleichterungen ermöglicht für den Fall, dass ein Land anhand
geringer Preisschwankungen am Immobilienmarkt dessen Stabilität
nachweisen kann. Erhalten bleibt den Instituten auch das
Realkredit-Splitting - mit der Aufteilung von Hypotheken in einen
besicherten und in einen unbesicherten Teil bleibt
Hypothekenfinanzierern lästiger Aufwand erspart. Ursprünglich wollte
der Baseler Ausschuss die Kapitalanforderungen je nach
Besicherungsgrad abstufen und damit risikogerechter gestalten - nun
nimmt man der Einfachheit zuliebe Fehlanreize zu mehr Risiko bei
gleicher Kapitalunterlegung in Kauf. In Basel geht es nur in
ausgewählten Momenten um die reine Lehre, vor allem aber um die
Sicherung von Geschäftsmodellen.
In dieser Hinsicht dürften sich, soweit sich dies überhaupt schon
ablesen lässt, nun vor allem Investmentbanken, aber auch mancher
Spezialfinanzierer verstärkt Gedanken machen müssen. Gut lachen haben
hingegen im Privatkundengeschäft aktive Häuser und Finanzierer
kleiner und mittlerer Unternehmen. Bei allem Geschacher: Was die
Finanzstabilität angeht, hätte es weitaus schlechtere Nachrichten aus
Basel geben können.
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