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    Börsen-Zeitung  1451  0 Kommentare Im Schatten Saudi Aramcos, Marktkommentar von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Kurzzeitig über 70 Dollar mussten in dieser
    Woche für ein Fass Rohöl der Sorte Brent Crude bezahlt werden - so
    viel wie seit Dezember 2014 nicht mehr. Es ist eine der
    Überraschungen im noch jungen Jahr, dass die Mitte 2017 eingesetzte
    Aufwärtsbewegung des Ölpreises bisher unvermindert weitergeht.
    Natürlich liegt dies auch an dem zu Schwäche neigenden Dollar und
    Umrechnungseffekten, aber nicht nur. Der Ölminister von Iran hat
    bereits erklärt, die Organisation Öl exportierender Staaten (Opec)
    sei nicht an einem Ölpreis von über 60 Dollar interessiert, da sonst
    die US-Schieferöl-Wettbewerber einen großen Anreiz hätten, ihre
    Produktion auszuweiten und Marktanteile gewinnen könnten. Iran selbst
    will die Produktion mit ausländischen Investitionen deutlich
    steigern, doch hängt über dem Land stets das Damoklesschwert von
    Sanktionen. Wenn Iran weiter ungestört Öl fördern kann, dürfte dies
    in der Tendenz einen leicht preisdämpfenden Effekt haben.

    Keine Preisdeckelung

    Das noch vor wenigen Monaten plausibel anmutende Szenario einer
    Deckelung des Ölpreises bei rund 55 bis 60 Dollar je Barrel hat sich
    nicht eingestellt. Einige Analysten hatten erwartet, dass anziehende
    Ölpreise zu einer steigenden Produktion der flexiblen
    US-Schieferölproduzenten führen würden und damit die von der Opec
    beschlossene, bislang erstaunlich diszipliniert umgesetzte
    Förderbegrenzung aushebeln - und damit den Ölpreis wieder drücken.

    Ende November hatte sich die Opec unter Einbezug von Russland
    darauf verständigt, die Förderkürzungen um 1,8 Mill. Barrel pro Tag
    (bpd) um neun Monate bis Ende 2018 zu verlängern. Saudi-Arabien hatte
    sich damit gegen Russland durchgesetzt, das eine Verlängerung von nur
    sechs Monaten wollte. Damit ging das Kartell das Risiko ein,
    angesichts einer steigenden Nachfrage über das Ziel der
    Wiederherstellung des Marktgleichgewichts hinauszuschießen.

    Denn die Kapazitäten der US-Ölproduzenten reichen wohl nicht aus,
    um den Preisanstieg zu deckeln. Die Nachfrage nach dem schwarzen Gold
    scheint im synchron ablaufenden globalen Wirtschaftsaufschwung
    stärker anzuziehen als gedacht. Unter anderem wird auf China
    verwiesen: 2017 hat die Volksrepublik durchschnittlich 8,41 Mill.
    Barrel pro Tag importiert oder 10% mehr als 2016 - ein Rekordwert,
    der das Land zum größten Rohölimporteur vor den USA macht. Chen Zhao,
    Gründer des Researchhauses Alpine Macro, wies im November im Gespräch
    mit dieser Zeitung auch auf die möglicherweise stark steigende
    Ölnachfrage aus Indien hin.

    Auch wenn die Gefahr des Überschießens besteht: Saudi-Arabien
    kommt die Rally am Ölmarkt kaum ungelegen. Das Land will einen der
    größten, wenn nicht den größten Börsengang je durchziehen. Bis zu 5%
    am staatlichen Öl- und Gasgiganten Saudi Aramco sollen dieses Jahr an
    die Börse gebracht werden. Laut Reuters ist abgesehen von der
    Erstnotiz an der Börse in Riad auch Hongkong, London und New York als
    möglicher Platz für eine Zweitnotierung im Gespräch.

    Die Bewertung von Saudi Aramco hängt stark vom Wert der
    konzerneigenen, nicht ausgeschöpften Ölreserven ab. Der saudische
    Kronprinz Muhammad bin Salman hatte den Wert der Gruppe einmal auf 2
    Bill. Dollar geschätzt. 5% Anteil wäre damit 100 Mrd. Dollar wert -
    was in den Augen von Analysten als viel zu hoch angesetzt gilt. Ein
    steigender Ölpreis macht es deshalb für den Golfstaat einfacher,
    einen hohen Emissionserlös durchzusetzen, da der Wert der
    Aramco-Reserven höher angesetzt werden kann. Ein höherer Ölpreis
    liege somit im Interesse Saudi-Arabiens. Dies spreche gegen eine
    "vorschnelle Kehrtwende in der Opec-Förderpolitik", meint etwa die
    Commerzbank.

    Der Wert von Saudi Aramco ist aber auch abhängig von den
    weltweiten Fortschritten in der Reduktion der Treibhausgasemissionen,
    meint die Umweltgruppe Oil Change International. Sie schätzt, dass
    112 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen würden, wenn
    alle Ölreserven des Konzerns verbrannt würden. Dies sei rund ein
    Siebtel aller weltweiter Emissionen, die in einem CO2-Budget mit dem
    Zwei-Grad-Klimaziel vorgesehen seien. Eine Einhaltung dieses Ziels
    würde den Wert von Aramco mindern.

    Vorerst blickt der Markt vor allem auf die Nachfrageseite. Was für
    Rohöl gelte, sei für den Rohstoffsektor insgesamt ein Thema, meint
    Jan Edelmann, Rohstoffanalyst bei der HSH Nordbank. Die anhaltende
    Backwardation und damit positive Rolleffekte "gepaart mit dem
    stärksten globalen Nachfrageschub seit Beginn der Finanzkrise sowie
    das synchrone globale Wachstum" sprächen für Rohstoffe. In der
    Backwardation sind die Notierungen am Terminmarkt niedriger als am
    Kassamarkt - ein Zeichen starker Nachfrage.

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