Börsen-Zeitung
Bayern oder Besiktas - Kommentar von Claus Döring zum verkündeten Neuanfang der Deutschen Börse unter ihrem Vorstandsvorsitzenden Theodor Weimer
Frankfurt (ots) - Ein großer Wurf oder gar Revolutionen seien
nicht zu erwarten, eher "solide Hausmannskost". Der neue
Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer hält den Ball flach mit Blick auf
die überarbeitete Roadmap und Mittelfristplanung des
Börsenbetreibers, die er Ende Mai beim Kapitalmarkttag präsentieren
will. 2018 will Weimer zu einem "Jahr des Neuaufbruchs" machen. Die
Eckpunkte, die der ehemalige HypoVereinsbank-Chef nach seinen
ersten sieben Wochen als neuer Börse-Vorstandsvorsitzender jetzt
der Presse vorstellte, lassen bereits die neue Handschrift erkennen.
Erstens eine Wachstumsstrategie, die noch konsequenter auf die
Skalierbarkeit des Geschäfts abhebt und die Chancen des
Datengeschäfts stärker nutzen will. Zweitens eine offensivere und
transparentere Darstellung dieser Wachstumschancen, beispielsweise
durch die von vier auf neun Segmente aufgebohrte
Spartenberichterstattung. Damit erhöht er den Erfolgsdruck nach
innen und gibt zugleich bisher eher weniger beachteten Geschäften
eine erhöhte Wahrnehmung. Und drittens "ein wieder einvernehmliches
Verhältnis mit unserem politischen und regulatorischen Umfeld".
In dem angesprochenen Umfeld wird man mit Genugtuung registrieren,
dass Weimer als Konsequenz aus dem Brexit das Euro-Clearing nach
Frankfurt ziehen will und die "einmalige Chance" sieht, eine
glaubwürdige Alternative zum Standort London aufzubauen. Die ersten
Erfolge des sogenannten Partnerschaftsprogramms für das Clearing von
Zinsswaps lassen hoffen, auch wenn der Marktanteil von nunmehr 4%
noch mickrig wirkt.
So klar Weimer nach der gescheiterten Fusion mit London weiteren
"transformatorischen Deals" eine Absage erteilt, so deutlich verweist
er auf die Notwendigkeit, nicht nur strukturell aus eigener Kraft,
sondern auch durch Zukäufe zu wachsen. Ohne Gefährdung der Ratings
steht hierfür immerhin eine finanzielle Feuerkraft von 1,3 Mrd. Euro
zur Verfügung, zusätzlich zur höheren Ausschüttung und den
fortgesetzten Aktienrückkäufen. Damit will Weimer mit der Deutschen
Börse als weltweit viertgrößtem Börsenbetreiber Anschluss halten an
die im Marktwert enteilten deutlich größeren CME und ICE und die
Börse in Hongkong. Das sei wie mit Bayern München und Besiktas
Instanbul, bemüht Fußballfreund Weimer vor der Presse, noch
beeindruckt vom 5:0-Sieg der Münchener am Vorabend, den Vergleich mit
der Champions League - und lässt offen, in welcher Rolle er derzeit
die Deutsche Börse sieht.
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Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
nicht zu erwarten, eher "solide Hausmannskost". Der neue
Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer hält den Ball flach mit Blick auf
die überarbeitete Roadmap und Mittelfristplanung des
Börsenbetreibers, die er Ende Mai beim Kapitalmarkttag präsentieren
will. 2018 will Weimer zu einem "Jahr des Neuaufbruchs" machen. Die
Eckpunkte, die der ehemalige HypoVereinsbank-Chef nach seinen
ersten sieben Wochen als neuer Börse-Vorstandsvorsitzender jetzt
der Presse vorstellte, lassen bereits die neue Handschrift erkennen.
Erstens eine Wachstumsstrategie, die noch konsequenter auf die
Skalierbarkeit des Geschäfts abhebt und die Chancen des
Datengeschäfts stärker nutzen will. Zweitens eine offensivere und
transparentere Darstellung dieser Wachstumschancen, beispielsweise
durch die von vier auf neun Segmente aufgebohrte
Spartenberichterstattung. Damit erhöht er den Erfolgsdruck nach
innen und gibt zugleich bisher eher weniger beachteten Geschäften
eine erhöhte Wahrnehmung. Und drittens "ein wieder einvernehmliches
Verhältnis mit unserem politischen und regulatorischen Umfeld".
In dem angesprochenen Umfeld wird man mit Genugtuung registrieren,
dass Weimer als Konsequenz aus dem Brexit das Euro-Clearing nach
Frankfurt ziehen will und die "einmalige Chance" sieht, eine
glaubwürdige Alternative zum Standort London aufzubauen. Die ersten
Erfolge des sogenannten Partnerschaftsprogramms für das Clearing von
Zinsswaps lassen hoffen, auch wenn der Marktanteil von nunmehr 4%
noch mickrig wirkt.
So klar Weimer nach der gescheiterten Fusion mit London weiteren
"transformatorischen Deals" eine Absage erteilt, so deutlich verweist
er auf die Notwendigkeit, nicht nur strukturell aus eigener Kraft,
sondern auch durch Zukäufe zu wachsen. Ohne Gefährdung der Ratings
steht hierfür immerhin eine finanzielle Feuerkraft von 1,3 Mrd. Euro
zur Verfügung, zusätzlich zur höheren Ausschüttung und den
fortgesetzten Aktienrückkäufen. Damit will Weimer mit der Deutschen
Börse als weltweit viertgrößtem Börsenbetreiber Anschluss halten an
die im Marktwert enteilten deutlich größeren CME und ICE und die
Börse in Hongkong. Das sei wie mit Bayern München und Besiktas
Instanbul, bemüht Fußballfreund Weimer vor der Presse, noch
beeindruckt vom 5:0-Sieg der Münchener am Vorabend, den Vergleich mit
der Champions League - und lässt offen, in welcher Rolle er derzeit
die Deutsche Börse sieht.
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