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    Interviews  1613  0 Kommentare Bastian Bosse (BRW): „Wir befinden uns in der letzten Phase der Hausse“

    Fondsmanager Bastian Bosse erläutert im Gespräch mit Asset Standard seine langfristige Anlagestrategie auf Basis starker Fundamentaldaten.

    Fondsmanager Bastian Bosse setzt mit seinem BRW Balanced Return Plus eine langfristige Anlagestrategie auf Basis starker Fundamentaldaten um. Wie sich der Fonds in der aktuellen Marktphase  positioniert hat und was für das Team der Schlüssel zum Erfolg ist, erklärt Bosse im Interview.

    Sie kombinieren in Ihrem Mischfonds BRW Balanced Return Plus langfristige Investments mit einem Short-Ansatz. Wie funktioniert das?

    Bastian Bosse: Wir glauben daran, dass sich langfristiges Investieren auszahlt. Gäbe es unseren Fonds nicht erst seit annähernd vier Jahren, hätten wir eine Aktie wie Apple sicher schon zehn oder mehr Jahre im Portfolio. Da die Märkte aber immer wieder von kurzfristigen Ereignissen erschüttert werden, bietet es sich gerade in fortgeschrittenen Marktphasen an, Preisrisiken zu kontrollieren. Aus diesem Grund kombinieren wir unsere langfristige Strategie mit einem Short-Ansatz, welcher DAX, S&P 500 und EUROSTOXX je nach Bewertungsniveau miteinander kombiniert.

    Wie hoch ist Ihre Short-Quote aktuell?

    Bosse: Die Short-Quote beträgt heute 23 Prozent. Brutto sind wir zu 81 Prozent in Aktien investiert. Dazu muss man sagen, dass wir immer zu einem gewissen Grad Short positioniert sind. Wir halten wenig davon, Markttiming zu betreiben. An den Märkten wird weder zum Einstieg, noch zum Ausstieg geklingelt. Aus diesem Grund erhöhen wir unsere Absicherung mit steigenden Bewertungsniveaus. Das heißt aber nicht, dass wir versuchen, jede Marktbewegung zu eliminieren. Ein gewisses Maß an Volatilität gehört dazu und ist Voraussetzung für Rendite.

    Mit welchen Erträgen können Ihre Kunden rechnen?

    Bosse: Wir empfehlen Anlegern, ihr Engagement im BRW Balanced Return Plus als sehr langfristige Beteiligung zu sehen. Wer beispielsweise sieben bis zehn Jahre dabei ist, kann mit Renditen zwischen fünf und acht Prozent jährlich rechnen. Um den Anleger auf dem Weg zum Ziel nicht zu verlieren, versuchen wir zudem, die Drawdowns auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

    Welche Rolle spielt Ihr Investment-Ansatz dabei? Während Sie auf der Short-Seite auf Indizes setzen, sind Sie bei Ihren Bruttoinvestments langfristig orientierter Stockpicker…

    Bosse: Korrekturen am Aktenmarkt wirken sich unterschiedlich auf unsere Long- und Shortseite aus: Während die ausgewählten Bruttopositionen diese Korrekturen nur in geringerem Maße nachvollziehen, profitiert unsere Absicherungsstrategie in der Regel eins zu eins. Auch erhöhen wir mit fortschreitender Hausse systematisch unsere Shortquote. Aus diesem Grund ergibt sich aus unserem Ansatz ein Vorteil.

    Wie genau suchen Sie Ihre langfristigen Aktieninvestments aus?

    Bosse: In erster Linie investieren wir nur in Dinge, die wir auch verstehen. Aus diesem Grund haben wir bei BRW auch ein eigenes Research-Team. Fremdresearch empfinden wir häufig als irritierend. Es tut uns gut, dass wir uns auf unserem Heimatmarkt, der DACH-Region, von Grund auf mit Unternehmen auseinandersetzen müssen.

    Sie sind aber weltweit aktiv. Wie können Sie dieses große Anlageuniversum meistern?

    Bosse: Wir beobachten bestehende Strategien mit Investment-Schwerpunkten in den USA oder Asien-Pazifik sehr genau und holen uns dort Anregungen. Wer seit vielen Jahren in einer Region erfolgreich investiert, verfügt über größeres Wissen, als ein Analyst, der diesen Job womöglich erst seit kurzem macht und zudem nicht selbst investiert. Aus diesem Grund beobachten wir die fünf besten Fonds aus jeder Anlageregion sehr genau und setzen uns mit deren Handeln auseinander. Das macht es unserem kleinen aber feinen Research-Team leichter, auch global aussichtsreiche Investments zu identifizieren.

    Was ist für Ihre Investment-Entscheidung wichtiger. Das Studium der Bilanz oder der Kontakt zum Management?

    Bosse: Eindeutig das Studium der Bilanz! In den vergangenen Jahren haben viele Fonds den engen Kontakt zum Management als besten Weg zu guten Investment-Entscheidungen dargestellt. Wir haben eine ganz andere Meinung dazu. Wir halten wenig davon, das ganze Jahr von Unternehmenszentrale zu Unternehmenszentrale zu reisen; insbesondere, wenn es sich große oder sehr große Unternehmen handelt. Die wichtigsten Informationen erhalten wir aus den Bilanzen oder den Geschäftsberichten. Alles Weitere erledigen wir gerne telefonisch.

    Haben Sie mit dem direkten Kontakt zum Management schlechte Erfahrungen gemacht?

    Bosse: Keineswegs. Jedoch halten wir unseren Ansatz für effizienter. Wir sind in Braunschweig ansässig und somit weit weg von allem Grundrauschen, was man in Frankfurt oder London ständig vernimmt. Darin sehen wir für uns einen großen Vorteil. Zudem Erfahrung stößt man beim Management-Besuch zumeist auf drei Typen: Erstes den CEO, der zuvor CFO war, und der weder willens noch in der Lage ist, Visionäres jenseits von bereits bekannten Zahlen, Daten und Fakten preiszugeben. Zweitens den Verkäufer-Typ, der über den erfolgreichen Vertrieb in seine jetzige Position gelangt ist und einem auch ein schlechtes Unternehmen für ein gutes verkaufen wird. Und drittens den Ingenieur, der zwar die Produkte sehr gut kennt, aber weder Zeit noch Lust hat, sich in der Tiefe mit Ihnen über sein Unternehmen auszutauschen. Aus keinem dieser drei Gespräche ergeben sich aus unserer Erfahrung echte Mehrwerte.

    Wie sehen Sie den derzeitigen Markt?

    Bosse: Wir befinden uns in der letzten Phase der Hausse. Diese Phase ist für uns dadurch gekennzeichnet, dass die Aufwärtsbewegung jederzeit enden kann. Das bedeutet, dass wir neben der Höhe unserer Short-Quote auch die Zusammensetzung unserer Brutto-Positionen in den letzten Monaten und Jahren schrittweise verändert haben.  Während wir zu Anfang einer Hausse Rückschläge zudem eher als Chance sehen, richten wir den Blick jetzt verstärkt nach unten. Diese Denkweise kommt auch durch die deutlich reduzierte Quote an Small- und Midcaps zum Ausdruck sowie dem Fokus auf  liquide Large- und Megacaps.

    Können Sie ein Beispiel nennen?

    Bosse: Inditex ist für viele Anleger eine eher unbeliebte Aktie, die eine Konsolidierung bereits durchlaufen hat. Hier glauben wir, gegen weitere Rückschläge abgesichert zu sein. Es ist also die Kombination aus moderaten Bewertungen und Marktgröße, die für uns ausschlaggebend ist, das Bruttoportfolio robust aufzustellen.

    Welche Rolle spielt Liquidität für Sie?

    Bosse: Eine ganz Entscheidende! Gerade in Marktphasen wie derzeit halten wir immer einen Anteil Cash in Höhe von rund zwanzig Prozent vor. Erinnern wir uns an 2008! Wer in einer solchen Situation Chancen nicht ergreifen kann, hat etwas falsch gemacht.

    Sie haben einen starken Fokus auf Aktien. Wie sind Sie im Anleihebereich positioniert?

    Bosse: Wir setzen derzeit vornehmlich auf Staatsanleihen. Mexiko, Indien und Indonesien sind für uns attraktive Renditebringer. Damit verbundene Währungspositionen mögen kurzfristig als zusätzliches Risiko verstanden werden. Aus unserer Sicht übersteigen die Chancen solcher Positionen die Risiken jedoch deutlich. Zusätzlich halten wir US-Treasuries als Liquiditätsreserve. Gerade in Zeiten, in denen es in Europa negative Zinsen gibt, ist das wichtig.

    Sehen Sie angesichts Ihres Schwerpunkts bei Papieren aus Schwellenländern kein Risiko, dass sowohl Ihre Aktien als auch Ihre Anleihen unter Druck geraten?

    Bosse: Das Risiko sehen wir durchaus. Wir steuern dieses Risiko allerdings aktiv über die Höhe unserer Nettoquote aus und positionieren uns entsprechend Short. Hinzu kommt das Bruttoportfolio, welches wir ohnehin schon defensiver positioniert haben. Alles in allem ist der BRW Balanced Return Plus aus unserer Sicht somit gut für die kommenden Wechselfälle des (Investoren-)Lebens aufgestellt.




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    Verfasst von Asset Standard
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