Zur Hölle mit der Wall Street
Steve Bannon, der ehemalige Berater und Chefstratege von Donald Trump, hat jetzt dessen Zollpolitik gelobt und eine Hasstirade auf die Wall Street abgelassen.
Denn die Börse, so Bannon, sei sprunghaft, und ihr wäre das Schicksal der Arbeiter völlig egal. Trump hingegen versuche mit seinen Zollmaßnahmen das schlagende Herz des amerikanischen Kapitalismus zu beschützen.
Was ist von all dem zu halten?
Ich denke, es ist diffiziler, als es auf den ersten Blick scheint. Und vor allem als es uns von unseren Medien gemeinhin dargestellt wird.
Bei uns wird nämlich immer so getan, als stelle die EU einen Hort des Freihandels dar, wohingegen die USA böse Protektionisten wären. Dem ist aber nicht so.
Unseren wahnsinnigen Agrarmarkt mit seinen Quoten, Subventionen und Marktregulierungen kennt ja heute bereits jeder Gymnasiast. Und auch beim Streitthema Autos verlangt die EU vier Mal so hohe Zölle für Importe wie die USA.
Und dass China unfairen Handel treibt, weiß bei uns sogar jedes Kind.
Die Frage ist nur, ob Trumps Weg, in diesen Dingen für die USA eine Verbesserung hinzubekommen, der richtige ist. Auf jeden Fall ist er unkonventionell, frech und neu. So hat das noch niemand gemacht.
Und dass an den Börsen kurzfristige Gewinnmaximierer herrschen, denen alles andere egal ist, ist auch eine allgemein bekannte Tatsache. Doch ist es klug, diese Klientel mit dem nackten Arsch vorneweg anzuspringen?
Ich habe da meine Zweifel. Ich glaube, Bannon und Trump haben in vielem Recht, doch ich fürchte, die Art und Weise, wie sie dieses Recht versuchen, durchzusetzen, wird mehr Schaden als Nutzen bringen. Für die USA, aber auch für alle anderen.
Aber wer weiß. Denn da jetzt wirklich viele davon ausgehen, dass Trump seine Strategie durchzieht, sind die Chancen aus meiner Sicht nicht schlecht, dass wir doch noch eine Verhandlungslösung bekommen, die den großen Krach vermeiden kann.