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APA ots news: Russland hat in den letzten Jahren makroökonomisch an Stabilität gewonnen
Langsame aber anhaltende Verbesserung der wirtschaftlichen Lage
Wien (APA-ots) - Finanzielle Schockresistenz erhöht durch niedrige Inflation, neuen Rahmen der Geldpolitik, Anstieg der
Währungsreserven, restriktive Haushaltspolitik und eine vom Konsum getragene Erholung
Völlig überraschend setzte die US-Behörde OFAC (Office of Foreign Assets Control) am Freitag, den 6. April, das russische Unternehmen Rusal, das auf ausländische Währungen lautende Anleihen begibt, auf seine schwarze Liste, die sog. Specially Designated Nationals (SDN) List. US-Personen, die Anleihen und Aktien des Unternehmens halten, müssen diese bis 7. Mai 2018 verkaufen. Wie widerstandsfähig ist die russische Wirtschaft, um solche finanziellen Schocks abzufedern? "Kurz gefasst kann man sagen: Verbesserte wirtschaftliche Bedingungen der russischen Haushalte, die eine wenn auch schwache Erholung ermöglicht haben, eine niedrigere Inflation, höhere Währungsreserven und mehr Spielraum bei der Geldpolitik sowie eine umsichtige Haushaltspolitik stärken die russische Wirtschaft und ihre Widerstandsfähigkeit gegen weitere Finanzschocks", so UNIQA Chefvolkswirt Martin Ertl in seiner aktuellen Analyse zu Russland.
Der wichtigste positive Faktor für das Wirtschaftswachstum war der private Konsum
Die Erholung fiel schwach aus und mangels positiver Impulse (etwa durch gestiegene Ölpreise) ist die russische Wirtschaft kaum in der Lage, ihr Wachstumspotenzial (1,5 %) zu übertreffen. Im vierten
Quartal 2017 verlangsamte sich das reale BIP-Wachstum (0,8 % ggü. Vorjahr) im Vergleich zu den vorangegangenen drei Quartalen 2017 (durchschnittlich 1,6 %). Der wichtigste positive Faktor für das
Wirtschaftswachstum war der private Konsum (+4,3 % ggü. Vorjahr im vierten Quartal), während die Nettoexporte das BIP-Wachstum im vierten Quartal (~1,7 Prozentpunkte) und im gesamten letzten Jahr
schmälerten.
Der Aufschwung bei den Anlageinvestitionen ist seit der Rezession 2015 gedämpft. Die Bruttoanlageinvestitionen stiegen im vierten Quartal um 3,4 % und damit langsamer als in den vorangegangenen
beiden Quartalen (7,0 % bzw. 4,0 %). "Laut unseren eigenen saisonbereinigten Berechnungen dürften die Investitionen sogar gegenüber dem vorangegangenen Quartal um 1,3 Prozent geschrumpft sein", so
Ertl. Dies alles ist ein Spiegelbild des ausgesprochen ungünstigen Investitionsklimas. Die jährliche Wachstumsrate 2017 wird auf 1,5 % geschätzt. Die Entwicklung des Wirtschaftswachstums dürfte
2018 und 2019 nahe an den Werten des potenziellen Wachstums liegen.
Stimmung in der Bevölkerung und Konsumindikatoren steigen Bei den Verbraucherindikatoren war in den ersten Monaten 2018 weiterhin eine Verbesserung zu beobachten. Im Februar zog das Wachstum der
Reallöhne auf 9,1 % an (Dreimonatsdurchschnitt), die Nominallöhne stiegen (11,6 %), die Verbraucherpreisinflation war niedrig. Die Umsätze im Einzel- und Automobilhandel stiegen im Februar (ggü.
Vorjahr) um 2,6 % bzw. 23,3 % (Dreimonatsdurchschnitt). Laut Haushaltsbefragungen (russ. Markt- und
Meinungsforschungsunternehmen VCIOM) verbesserte sich die Stimmung in der Gesellschaft mit Blick auf die wirtschaftliche Lage des Landes seit 2015/16. Darüber hinaus verbesserte sich die
Haushaltslage der Verbraucher dank günstigeren Bedingungen bei der Kreditvergabe an private Haushalte (+15,5 % ggü. Vorjahr im Dezember) und niedrigeren Kreditkosten. Die Arbeitslosenquote liegt
seit einiger Zeit relativ stabil bei rund 5 %.
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Anhaltende Verbesserung der wirtschaftlichen Lage
Die Erholung lässt sich bislang auf Haushaltsausgaben zurückführen und die oben genannten Faktoren deuten auf eine anhaltende Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Verbraucher hin. Darüber
hinaus sind Verbraucher weniger unmittelbar von Finanzsanktionen aus dem Ausland betroffen.
Des Weiteren hat die Inflationsrate rasch einen mehrjährigen Tiefstand erreicht (2,4 % ggü. dem Vorjahr im März), was unter anderem auf vorübergehend sinkende Lebensmittelpreise zurückzuführen war
Vor diesem Hintergrund konnte die russische Zentralbank (CBR) den Leitzins bis März auf 7,25 % (von 10 % Anfang 2017) senken, um das Wirtschaftswachstum zu begünstigen. Während die Notenbank ein
Inflationsziel von 4 % ausgegeben hat, liegen die Erwartungen in der Privatwirtschaft entsprechend bei einem geringeren Wert. Der Rubel verlor letzte Woche weniger als 10 % gegenüber dem US-Dollar.
"Unseren Schätzungen zufolge dürfte sich ein Schock von 10 % beim Wechselkurs wiederum mit rund 1-2 Prozentpunkten in der Inflation niederschlagen", so Ertl. Da die Inflation in Russland ein
historisches Tief erreicht hat, wird die russische Zentralbank die Auswirkungen vermutlich als geringfügig und temporär einstufen und keinen echten Anlass sehen, die Geldpolitik restriktiver zu
gestalten. Darüber hinaus stiegen die Devisenreserven im Dezember auf insgesamt 457 Milliarden US-Dollar. 2015 waren die Reserven der russischen Zentralbank zurückgegangen, bevor die Zentralbank
das Wechselkursband für den Rubel aufgeben musste und auf ein Inflationsziel umstellte. Bei einem Notfall und Liquiditätsengpass könnte die Zentralbank dem Bankensektor und den Unternehmen direkt
Fremdwährungsliquidität bereitstellen.
Umsichtige Haushaltspolitik
Schließlich wird auch bei der Haushaltspolitik weiterhin ein umsichtiger Ansatz verfolgt. Im November sank das Haushaltsdefizit im Zwölfmonatsdurchschnitt auf 1,3 %, nachdem es 2016 einen
Höchststand von über 3 % erreicht hatte. In der neuen regelgebundenen Budgetpolitik gelten jegliche Einnahmen aus dem Öl- und Gasbereich, die den entsprechenden Gegenwert eines Ölpreises von 40
US-Dollar je Barrel übertreffen, als nicht nachhaltig. Überschüsse aus den Öleinnahmen fließen in den russischen Wohlfahrtfonds, der im Dezember 2017 ein Volumen von 65,9 Milliarden US-Dollar
auswies.
Rückfragehinweis:
Gregor Bitschnau
UNIQA Insurance Group AG
Pressesprecher
Untere Donaustraße 21
1029 Wien
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/220/aom
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OTS0005 2018-04-20/08:00