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Glänzende Geschäfte beflügeln Boeings Gewinnpläne
CHICAGO (dpa-AFX) - Der weltgrößte Flugzeugbauer Boeing schraubt nach einem überraschend starken Jahresstart seine Ziele für 2018 nach oben. Weil das Geschäft mit Passagierjets mehr Geld abwirft als gedacht, peilt Boeing-Chef Dennis Muilenburg jetzt einen bereinigten Gewinn je Aktie von 14,30 bis 14,50 US-Dollar an, wie der Airbus-Rivale am Mittwoch in Chicago mitteilte. Das sind jeweils 50 Cent mehr als im Januar angekündigt. Dazu muss Boeing seine Flugzeugproduktion nicht einmal stärker ausweiten als geplant.
Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten glänzend an. Im vorbörslichen New Yorker Handel gewann die Boeing-Aktie gut drei Prozent an Wert. Allerdings hatte sie am Vortag auch fast drei Prozent verloren.
Anfang April waren die Boeing-Aktien noch stärker unter Druck geraten, nachdem China im Handelsstreit Strafzölle von 25 Prozent auf Flugzeugimporte aus den USA angedroht hatte. Diese würden Boeing ausgerechnet bei der absatzstärksten Flugzeugklasse - den Mittelstreckenjets - einen herben Wettbewerbsnachteil gegenüber dem europäischen Airbus-Konzern einbrocken.
Im ersten Quartal verschafften die starke Nachfrage nach Passagierjets und geringere Steuern Boeing allerdings einen dicken Gewinnsprung. Für die Monate Januar bis März stand unter dem Strich ein Gewinn von fast 2,5 Milliarden US-Dollar (2,0 Mrd Euro), rund 57 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Analysten hatten mit einem deutlich geringeren Anstieg gerechnet.
Der Umsatz legte auch dank einer gestiegenen Zahl ausgelieferter Flugzeuge um sechs Prozent auf 23,4 Milliarden Dollar zu. Mit 184 Passagier- und Frachtmaschinen hatte Boeing 15 Exemplare mehr an seine Kunden übergeben als im Vorjahreszeitraum. Neben dem Verkehrsflugzeug-Geschäft, das seinen operativen Gewinn um fast drei Viertel steigerte, warf auch das Rüstungs- und Raumfahrt-Geschäft fast ein Fünftel mehr ab.
Im Gesamtjahr will der Konzern wie geplant 810 bis 815 Verkehrsflugzeuge ausliefern. Gemessen an den Jahreszielen würde Boeing damit seine Rolle als weltgrößter Flugzeugbauer vor Airbus knapp verteidigen. Die Europäer haben sich vorgenommen, in diesem Jahr rund 800 Maschinen an ihre Kunden zu übergeben.
Allerdings machen den Europäern Triebwerksprobleme bei ihrem Verkaufsschlager Airbus A320neo zu schaffen. Vor allem der zum US-Konzern United Technologies gehörende Triebwerksbauer Pratt & Whitney hängt wegen technischer Schwierigkeiten hinter den Lieferplänen zurück. Airbus musste daher 2016 und 2017 bis kurz vor Jahresende um seine Auslieferungsziele für den modernisierten Mittelstreckenjet bangen. Das dürfte 2018 nicht anders werden, wie Airbus-Chef Tom Enders kürzlich zu verstehen gab.
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Der Konkurrent aus den USA hat diese Probleme nicht. Sein Konkurrenzmodell, der modernisierte Mittelstreckenjet Boeing 737-MAX, wird ausschließlich von Triebwerken des amerikanisch-französischen Herstellers CFM angetrieben, die auch bei rund der Hälfte der A320neo-Jets zum Einsatz kommen. Die stark gefragten Mittelstreckenjets sind das Brot-und-Butter-Geschäft der Flugzeugbauer. Auf sie entfällt der Großteil der Bestellungen und Auslieferungen.
Deswegen würden die von China angedrohten hohen Zölle auf US-Flugzeuge Boeing erheblich ärgern. China gilt als größter Zukunftsmarkt der Luftfahrt. Boeing hatte dort zuletzt einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.
Kaum noch gefragt sind unterdessen die Riesenflieger Boeing 747-8 und Airbus A380, deren Produktionsraten die Hersteller auf wenige Maschinen pro Jahr zurückgefahren haben. Die meisten Airlines setzen auf der Langstrecke auf normalgroße Großraumjets wie die Boeing 777 und die 787 "Dreamliner" sowie die Airbus-Typen A350 und A330, die sich auch auf weniger stark gefragten Strecken rentabel einsetzen lassen./stw/tav/tos