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     1838  5 Kommentare Das wirtschaftspolitische Aussitzen auf dem Ruhekissen des deutschen Exports ist vorbei - Seite 2

    Wie will man eine Beziehung retten, an der der andere kein Interesse mehr hat?

    Unter normalen Umständen würden die EU und die USA klärende Gespräche führen. Doch darauf hat Trump keinen Bock. Er will weiter massiven Handelsdruck mit zwischenzeitlicher Entspannungspolitik ausüben. Doch sollte man seinem grundsätzlich lobenswerten Angebot, alle gegenseitigen Zölle und Subventionen zu streichen, keine Ernsthaftigkeit zubilligen. Sobald Trump WLAN hat, kann er per Twitter ruckzuck auf Umkehrschub schalten.

    Damit nimmt er der Gegenseite jede wirtschaftspolitische, aber auch unternehmerische Planungssicherheit. Nicht umsonst traut die Gans dem unberechenbaren Rotfuchs nicht über den Weg.

    Leider ist es für die EU keine Lösung, die Amtszeit Trumps als Präsident bis maximal 2024 durchzuhalten. Wer sagt uns denn, dass ein (demokratischer) Amtsnachfolger die „Errungenschaften“ von Trump rückabwickelt? Was ist denn, wenn sie oder er die harte Haltung gegenüber Europa beibehält, weil sich der handelsprotektionistische Zeitgeist bis dahin fest in Amerika etabliert hat? Amerika dürfte nachhaltig seine Exporthilfe für den deutschen Außenhandel einschränken.

    Das Warten auf eine europäische Handels-Lösung ist kein Alibi für Berliner Nichtstun

    Europa braucht einen Plan B. Eigentlich müsste die EU auf Druck von außen im Inneren zusammenhalten, eigentlich. Doch dagegen scheint die Quadratur des Kreises einfach zu sein. Großbritannien wird uns vermutlich mit viel verbrannter europäischer Erde verlassen, Frankreich will die Schuldenunion, Italien träumt vom Instabilitäts-Dolce Vita und Deutschland wirft sich schützend über die Reste des Stabilitätsansatzes. Wie wenig Europa einig ist, zeigt sich allein schon in der fehlenden gemeinsamen Migrationspolitik. Braucht ein intern so unfreundliches Europa noch Feinde von außen?

    Nachdem es von Amerika sitzengelassen wurde, könnte Europa zwar neue Freundschaftsanfragen stellen, z.B. an Russland. Doch die mehrjährig vom Westen verschmähte „Regionalmacht“ hat längst wieder an geostrategischer Statur gewonnen und ziert sich deutlich. Angesichts der Risse im transatlantischen Gebälk wird Stratege Putin eher versuchen, Europa noch mehr gegen die USA auszuspielen und auch umgekehrt. Denn ob Trump Putin mag oder nicht, ändert sich täglich wie das Stammessen in der Betriebskantine. Wie auch immer, Rache ist auch in Russland süß. Jetzt zahlen wir den Preis dafür, dass Berlin sein jahrzehntelang gutes Verhältnis mit Russland vernachlässigte.   

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    Das wirtschaftspolitische Aussitzen auf dem Ruhekissen des deutschen Exports ist vorbei - Seite 2 US-Präsident Trump hat seine wählerwirksame Rolle gefunden: Die Beendigung der unfairen Behandlung Amerikas im Außenhandel. Vor allem der deutsche Exportüberschuss sei der klare Beweis, dass die USA schamlos ausgebeutet werden. Auch sein …