Turbulenzen am Himmel
Norwegian Air Shuttle: Neue Chancen für Lufthansa?
Ein neues Kapitel im Übernahme-Krimi um Norwegian Air Shuttle: Lufthansa-Chef Carsten Spohr heizt Übernahme-Spekulationen an und der Kurs der norwegischen Aktie reagiert mit einem deutlichen Kurssprung.
Im heutigen Interview von „Süddeutsche Zeitung“-Journalisten mit Carsten Spohr, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Lufthansa AG, befeuert der Lufthansa-Chef die Spekulation, dass die Norwegian Air von seiner Airline übernommen werden könnte: „Es steht eine weitere Konsolidierungswelle an. Das heißt, dass wir auch mit Norwegian in Kontakt stehen", sagte Lufthansa-Boss Spohr im SZ-Interview.
Übernahmeangebot sorgt für Kursanstieg
Schon ab Mittwoch vergangener Woche (13.06.2018) stieg der Kurs der Norwegian-Aktie leicht an und legte übers Wochenende noch einmal zu - von 25,17 Euro auf 29,38 Euro.
Hinter den Kulissen wird es jetzt vor allem um den Preis gehen, den Norwegian Air-Boss Bjørn Kjos für sein hoch verschuldetes Unternehmen akzeptieren könnte. Abgelehnt hat Kjos bereits Angebote vom
Lufthansa-Konkurrenten International Airlines Group (IAG), zu der u. a. British Airways gehört. Seinerzeit löste das Übernahmeangebot einen erheblichen Kurssprung aus.
Generell befindet sich die Luftfahrt-Branche in einer Konsolidierungsphase. Die Lufthansa, als einer der stärksten europäischen Player, geht wie viele Branchenexperten davon aus, dass die
Passagierzahlen steigen. „Die Airlines sind sich in ihrer Prognose einig, dass sich die Passagierzahlen in den kommenden 20 Jahren nochmals verdoppeln werden", so Spohr im Interview mit der SZ.
Außerdem sagte Spohr gegenüber Reuters Anfang des Monats, dass die Lufthansa Übernahmemöglichkeiten nutzen würde, wenn sie sich ergeben. Nach der Übernahme von Air Berlin im vergangenen Jahr
und dem Erwerb der restlichen Anteile an Brussels Airlines zum Ausbau der Marke Eurowings hat Lufthansa auch Alitalia ins Visier genommen, obwohl der Verkaufsprozess durch politische Turbulenzen
behindert wird.
Lufhansa als Gewinner der Konsolidierungswelle
Viele Passagiere, große Streckennetze und eine Ausweitung des Billigairline-Angebots könnten die hohen vom Ölpreis abhängigen Kosten für Kerosin, die
Ausgaben für Flugzeuge, für Wartung, Personal und die satten Flughafen-Gebühren kompensieren. Zu dieser Entwicklung passt es, dass der Lufthansa-Chef Spohr mit Norwegian Air die Billigfliegerei
ausbauen und insgesamt mehr Langstreckenflüge anbieten möchte. Die Lufthansa könnte als einer der Gewinner aus der Konsolidierungswelle hervorgehen.
Kursziel gesenkt
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Allerdings senken die Analysten der französischen Bank Societe Generale ihr Kursziel für die Lufthansa-Aktie in einer Studie vom heutigen Montag (18.06.2018) von 32 auf 28 Euro. Societe Generale-Analyst Michael Kuhn begründete seine Zurückhaltung u. a. mit den aktuellen für die Lufthansa belastenden Ölpreis-Schätzungen für die kommenden Jahre. Kuhn bezeichnet die deutsche Airline aber als einen der zukünftigen Gewinner der europäischen Branchenkonsolidierung. Die Einschätzung 'Buy' der französischen Analysten bleibt bestehen. Auch Deutsche Bank und UBS bleiben derzeit bei 'Buy'.
Aus der Reihe der optimistischeren Einschätzungen für die Lufthansa-Aktie fällt das Urteil der Analysten von Kepler Cheuvreux. Sie setzen die Einstufung auf "Reduce" mit einem Kursziel von 22,70 Euro. Die Analystin Ruxandra Haradau-Doser ist vom Langstreckengeschäft europäischer Airlines nicht überzeugt.