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     4448  0 Kommentare Der ehrbare Kaufmann – Ideal einer neuen, alten Arbeitsethik?

    „… aber mache nur solche Geschäfte, dass wir bei Nacht ruhig schlafen können.“ (Thomas Mann, Die Buddenbrooks)

    Auch 2018 ist der ehrbare Kaufmann noch ein verbreiteter Topos in der westlichen Geschäftswelt. Vor dem Hintergrund einer humanistisch und nicht zuletzt christlich geprägten Ethik in Europa haben sich Wirtschaftstreibende bereits seit Jahrhunderten scheinbar konsensual dazu verpflichtet, dass Werte wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Integrität die Basis für ihr wirtschaftliches Handeln darstellen sollen.

    So greift die Commerzbank in ihren Unternehmenswerten auf den Kaufmann-Topos zurück:

    „Die Commerzbank steht in einer langen Tradition, die bis in das Jahr 1870 zurückreicht. Gegründet von Hamburger Kaufleuten, fühlen wir uns auch heute noch den Werten des ehrbaren, hanseatischen Kaufmanns verpflichtet.“ (Commerzbank 2015)

    Im Non-Profit-Bereich findet der ehrbare Kaufmann ebenfalls Verwendung: Das Leitbild der gemeinnützig arbeitenden Nachwuchsförderung Haniel-Stiftung orientiert sich beispielsweise daran:

    „Für Haniel und die zum Familienunternehmen gehörende Stiftung stellt das Ideal des ehrbaren Kaufmanns den Wegweiser für erfolgreiches und langfristiges sowie nachhaltiges Wirtschaften gerade auch in einer zunehmend vernetzten Welt dar.“ (Haniel-Stiftung 2018).

    Diese Ideale ziehen sich selbst 260 Jahre nach ihrer erstmaligen Einführung seitens Franz Haniels auch im 21. Jahrhundert noch mit erstaunlicher sprachlicher Präsenz durch die Grundsätze seiner Enkelkinder.

    Aus einer sprachphilosophischen Perspektive sollen in diesem Beitrag folgende Fragen in den Vordergrund gerückt werden:

    • Was versteht die Sprachgemeinschaft unter ehrbarer Kaufmann? Wie hat sich die Bedeutung über die Jahrhunderte verändert?
    • In welchen Bedeutungszusammenhängen sprechen wir von ehrbarer Kaufmann, welche Eigenschaften werden diesem sprachlich zugeschrieben?
    • Wo wird der ehrbare Kaufmann heute sprachlich fixiert? Wie hat sich das Konzept sprachlich weiterentwickelt (z.B. zu Corporate Social Responsibility (CSR) und Good Corporate Citizen)?

     


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    Dr. Simone Burel
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    Dr. Simone Burel ist Geschäftsführerin von LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung, der ersten linguistischen Unternehmensberatung in Deutschland, die DAX-Konzerne, Kommunen und Organisationen strategisch u.a. zu den Themen CSR, Nachhaltigkeit, Diversity und Gender berät. Nach ihrer Arbeit bei der Personalberatung Schelenz GmbH und der Kommunikationsleitung bei Habona Invest GmbH gründete sie LUB 2015 auf Basis ihrer Dissertation über die Sprache der DAX-30-Unternehmen (Prädikat: summa cum lade). Dr. Simone Burels Arbeit wurde bereits von der Gesellschaft für Angewandte Linguistik sowie dem Karriereportal academics für ihre enorme Praxisrelevanz ausgezeichnet. Ihre Dissertation und kumulative Habilitation wurden von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Baden-Württemberg-Stiftung und dem Management-Programm Auf dem Weg zur Professur der Universität Heidelberg gefördert. Die LUB GmbH wurde 2019 mit dem höchstdotierten kommunalen Existenzgründungspreis, dem Mannheimer Existenzgründungspreis MEXI, prämiert. Dr. Simone Burel agiert als Keynote-Speakerin und in der Weiterbildung zu sprachlichen Themen, u.a. für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), ist Mitglied im Wirtschaftsrat Deutschland, Mentorin an den Universitäten Mainz und Konstanz, Autorin zahlreicher Publikationen sowie Gastautorin bei wallstreet online.
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    Verfasst von Dr. Simone Burel
    Der ehrbare Kaufmann – Ideal einer neuen, alten Arbeitsethik?   „… aber mache nur solche Geschäfte, dass wir bei Nacht ruhig schlafen können.“ (Thomas Mann, Die Buddenbrooks) Auch 2018 ist der ehrbare Kaufmann noch ein verbreiteter Topos in der westlichen Geschäftswelt. Vor dem Hintergrund einer humanistisch …

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