Chefvolkswirt Holger Schmieding:
Schuldenkrise in Italien ist möglich
Italien gehört zu den schwächsten Gliedern der EU, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Derzeit ist nicht klar, wie die rechte Lega und die linke Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) einen Haushalt zusammenstellen werden, der die Renten und das verfügbare Einkommen für die Haushalte erhöht. Eine Schuldenkrise kann nicht länger ausgeschlossen werden.
Die Analysten sind zunehmend skeptisch gegenüber der Entwicklung in Italien, wo eine kürzlich gegründete populistische Koalition geschworen hat, mehr auszugeben, obwohl sie den zweitgrößten öffentlichen Schuldenberg im Euroraum hat. Nun bereitet die Regierung ihre Haushaltspläne für 2019 vor - das erste Mal für diese neue Regierung -, was für Investoren ein wichtiger Schüsselmoment sein wird.
Die Fiskalpläne dürften von den bisherigen Verpflichtungen gegenüber Europa abweichen, aber die Analysten fragen sich, wie groß die Diskrepanzen sein werden, so "CNBC". "Diese große Unsicherheit über die Fiskalpläne ist ein bedeutender Rückschlag für Italien, denn sie bedeutet, dass eine italienische Schuldenkrise - die vor einem Jahr noch recht unwahrscheinlich gewesen wäre - nun möglich ist", sagte Holger Schmieding, Chefökonom bei Berenberg.
Die M5S und Lega haben bereits mehrfach Investoren erschreckt - einmal mit Kommentaren zum Schuldenerlass, dann mit dem Versprechen, die fiskalischen Ziele mit der Europäischen Union neu zu verhandeln. Die größte Befürchtung am Markt ist, dass die neue Regierung die Staatsverschuldung, die bereits weit über der europäischen Schwelle von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegt, erhöhen wird.
Die Ratingagenturen werden in den kommenden Wochen ihre neuesten Bewertungen zu Italien vorlegen. Die italienischen Schuldenmärkte könnten neue Turbulenzen erleben, wenn sich die Aussichten als negativ erweisen.
Am Montag sagte der stellvertretende Premierminister Matteo Salvini, die Regierung werde sich gegen jegliche Marktangriffe oder Herabstufungen durch Ratingagenturen wehren.
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