Die Fragwürdigkeit von Einzelaktieninvestments - Seite 2
Die Tabelle illustriert, dass systematische, breite Diversifikation das Risiko in einem Aktienportfolio deutlich senkt – ohne Einbuße beim (erwarteten) Ertrag. Zwar könnte man mit Einzelwerten, zumindest theoretisch, einen ebenso hohen Diversifikationsgrad erzielen wie denjenigen des globalen MSCI-ACWI-IMI-Index in der Spalte ganz rechts, doch ist das für Privatanleger aus praktischen Umsetzungsgesichtspunkten unrealistisch, wie wir gleich sehen werden.
Argument 2: Einzelwertanlagen bedeuten höhere Kosten
Gelegentlich wird behauptet, dass ein Aktienportfolio auf Einzelwertbasis geringere Kosten habe als ein Aktienportfolio auf ETF-Basis. Bei einem Einzelwertportfolio spare sich der Anleger schließlich die ETF-Verwaltungsgebühr (0,2% bis 0,4% p.a. für einen global investierenden Aktien-ETF). Diese These stimmt allerdings nur dann, wenn man ein schlecht diversifiziertes Einzelwertportfolio aus einer begrenzten Zahl – sagen wir zwischen zehn und 20 – an Einzelwerten einem systematisch global diversifizierten Portfolio gegenüberstellt. Mit anderen Worten: Wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht. Das global diversifizierte Portfolio umfasst mehrere tausend Aktien über das gesamten Aktiengrößenspektrum hinweg (Large-, Mid- und Small Caps) aus Industrie- und Schwellenländern (insgesamt über 45 Staaten). Wer ein solches "Weltportfolio" mit Einzelwerten nachbilden wollte, würde als Privatanleger nicht nur anfänglich, sondern auch laufend weit, weit höhere Kosten verursachen als das mit einem oder mehreren Aktien-ETFs der Fall wäre. Die höheren laufenden Kosten beim Einzelwertanleger würden sich neben den Transaktionskosten, die bei Kauf und Verkauf anfallen, aus der Notwendigkeit von Rebalancing ergeben, das in periodischen Abständen in jedem passiven Portfolio durchgeführt werden sollte.
Argument 3: Einzelwertanlagen bedeuten mehr Arbeit
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Es muss wohl nicht weiter belegt werden, dass ein Portfolio aus Einzelwertanlagen, die ja nach bestimmten Kriterien ausgewählt und überwacht werden müssen, einen höheren Arbeitsaufwand verursacht als ein Portfolio aus einem oder wenigen Aktien-ETFs. Ferner ist in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass laufendes Fondssparen mit Einzelwertaktien de facto entweder gar nicht oder wiederum nur mit hohem Arbeitsaufwand möglich ist. Natürlich zählt das Arbeitsaufwandsargument nicht für überzeugte Do-it-yourself-Anleger, die diesen Aufwand an Zeit und Schweiß als erfüllendes Hobby betrachten. Für all diejenigen, die kein Interesse an dieser Freizeitbeschäftigung haben und deren Portfolio eine Mindestgröße überschreitet, so dass sie diese "Einzelwertarbeit" an einen Vermögensverwalter delegieren können, werden höhere Kosten in Form einer Vermögensverwaltungsgebühr entstehen als das bei einer passiven Vermögensverwaltung auf der Basis von Indexfonds der Fall wäre. Hierin sind die in Argument 2 erwähnten höheren Transaktionskosten von Einzelwertanlagen noch nicht enthalten.