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    Marktkommentar  849  0 Kommentare Dr. Daniel Hartmann (BANTLEON): Welthandel in Bedrängnis

    Die Zeit der Nadelstiche im globalen Handelskonflikt ist vorbei – gegenüber China hat Trump die Bazooka in Stellung gebracht.

    Es wird immer deutlicher, dass die USA ein grundsätzliches Ziel verfolgen. Sie wollen Chinas Aufstieg zur führenden Wirtschaft verhindern. Die Auswirkungen für den Welthandel sind inzwischen unübersehbar. China ist angezählt und im Rest der Welt (allen voran Europa) ist die Verunsicherung ebenfalls groß. Entsprechend präferieren wir bei Risikoassets weiterhin eine defensive Ausrichtung und eine selektive Aktienauswahl.


    Die Zeit der Nadelstiche im Handelsstreit ist vorbei. Donald Trump hat gegenüber China endgültig ernst gemacht. Seit dem 24.09. wird rund die Hälfte (250 Mrd. USD) aller chinesischen Importe in die USA mit Zöllen belegt. Eigentlich hatte man gehofft, dass der US-Präsident – ähnlich wie in den Verhandlungen mit der EU – doch noch im letzten Moment einlenkt und auf weitere Gespräche setzt. Zumal es sich mittlerweile nicht mehr vermeiden lässt, auch Konsumgüter in grossem Umfang mit Zöllen zu belegen. Dies bedeutet, dass der amerikanische Verbraucher in Zukunft für Möbel, Computer, Bekleidung und Haushaltsgeräte tiefer in die Tasche greifen muss.

    Von solchen Details lässt sich Trump aber nicht abschrecken, er verfolgt ganz grundsätzliche Ziele. Zum einen will er den chinesischen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA nachhaltig verkleinern. Zum anderen soll aber insbesondere Chinas Aufstieg zur führenden Wirtschafts- und Technologiemacht so lange wie möglich hinausgezögert werden. Damit nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die USA am Ende alle Importe aus China (aktuell rund 500 Mrd. USD) mit hohen Zöllen (25%) belegen werden. Spätestens dann ist der Schaden für den Welthandel nicht mehr zu vernachlässigen.

    Bereits jetzt sind indessen die Auswirkungen des Konflikts unübersehbar. Die Verunsicherung in China ist mit Händen zu greifen. Dem Land blieb bislang nichts anderes übrig, als eine defensive Rolle in dem Streit einzunehmen – zu wichtig sind die USA als Absatzmarkt (rund 20% aller chinesischen Exporte gehen in die Vereinigten Staaten). In Anbetracht dessen ist es auch fraglich, ob die nunmehr initiierten Stimmulierungsmassnahmen der chinesischen Regierung (Steuersenkungen, Anschub von Infrastrukturausgaben, Kreditlockerungen) die gewünschte Wirkung entfalten und ein Gegengewicht zu den negativen Impulsen des Handelsstreits bilden. Welcher Unternehmer will in einem solchen Umfeld in China Kapazitäten erweitern?

    In der Eurozone sind die Bremsspuren des abflauenden Welthandels ebenfalls klar ersichtlich. Die Konjunktur der Währungsunion befindet sich seit Jahresbeginn ohnehin in schwierigerem Fahrwasser. Der globale Handelskonflikt kommt nunmehr noch oben drauf. Die jüngste Einkaufsmanagerumfrage vom September führt dies in aller Deutlichkeit vor Augen. Der Teilindex zu den Exportaufträgen der Industrie ist in wenigen Monaten von 60,7 auf 50,0 Punkte gefallen. In Deutschland wurde mit 48,2 Punkten nicht nur bereits die Expansionsschwelle unterschritten, sondern ein 5-Jahres-Tief markiert.

    Noch tröstet man sich mit der robusten Binnennachfrage, die etwa in der Seitwärtsbewegung des Service-Einkaufsmanagerindex zum Ausdruck kommt. Es sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, dass für den Konjunkturtrend der Eurozone nach wie vor der Exportsektor ausschlaggebend ist. Schwächt sich der Aussenhandel ab, überträgt sich dies früher oder später auf die Investitionsnachfrage und damit auch den Arbeitsmarkt.

    Wir gehen daher unverändert davon aus, dass das Umfeld für Risikoassets in der Eurozone rau bleibt und die jüngste Erholungsrallye nicht nachhaltig ist. Umso mehr kommt es jetzt bei der Aktien- und Anleihenauswahl auf das richtige Fingerspitzengefühl an.


     



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