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     2826  7 Kommentare Eurozone oder Spiel mir das Lied vom italienischen Stabilitäts-Tod

     

    Eurozone oder Spiel mir das Lied vom italienischen Stabilitäts-Tod

    Angesichts einer Staatsverschuldung von zurzeit etwa 134 Prozent der Wirtschaftsleistung kann man in Italien nicht mehr von Finanzstabilität sprechen. Und eher trägt ein Sprecher der italienischen Fernsehnachrichten eine rote Pappnase, als dass sich die Schuldensituation im Stiefel bessert. Mit 2,4 Prozent liegt das geplante Haushaltsdefizit der neuen Regierung für 2019 zwar unter der im Maastricht-Stabilitätsvertrag vereinbarten Obergrenze von 3 Prozent. Doch versprach die Vorgängerregierung für Italien tugendhafte 0,8 Prozent, um eine allmähliche Schuldenkonsolidierung einzuleiten. Doch das ist jetzt alles kalter Cappuccino.

    Roms Haushaltsentwurf für 2019 ist eine Mogelpackung

    Das geplante Budget unterstellt ein märchenhaftes Wirtschaftswachstum und Steuereinnahmen, die so viel Substanz haben wie Zabaglione. Wo sollen diese denn in Ermangelung von Wettbewerbsfähigkeit herkommen? Auch Italien kann die mathematischen Regeln nicht außer Kraft setzen. Ein Wunder wäre es auch, wenn die versprochenen sozialen Wohltaten aus der Portokasse bezahlt werden könnten. Doch „Wunder gibt es immer wieder“ gibt es nur im Schlager von Katja Ebstein.  

    2020 wird man feststellen, dass das Defizit für 2019 weit oberhalb von drei Prozent lag. Die Rating-Agenturen trauen dem italienischen Haushalts-Braten ohnehin nicht. Sie werden römische Staatsanleihen früher oder später auf die letzte Stufe vor Ramschniveau zurückstufen.

    Sollte die EZB ihre seit 2012 betriebene geldpolitische Planwirtschaft einstellen, würden sich italienische Kreditzinsen erst Recht wieder den tatsächlichen bonitätsgerechten Niveaus angleichen und noch weiter steigen.

    Wie will sich aber Italien höhere Staatsschulden bei noch höheren Kreditzinsen leisten? Droht der Staatsbankrott?

    Nicht zuletzt drohen damit italienischen Banken, die risikobehaftete römische Staatstitel aufgesogen haben wie ein Schwamm Wasser, heftige Wertverluste. Das brächte ihre bereits durch notleidende Kreditbestände angeschlagenen Bilanzen noch mehr in Bedrängnis. Stoßen sie diese Papiere ab, verschärfen sie die italienische Schuldenkrise weiter, was wiederum die Bankenkrise dramatisiert.

    Bitte keine sozialistische Kreditrisikoumverteilung

    Wundert es da, dass Italien zur Bankensanierung auf Amore zu einer gemeinsamen Europäischen Einlagensicherung macht? Das wäre die Vergemeinschaftung der gigantischen eurozonalen faulen Kredite in Höhe von ca. 760 Milliarden Euro. Der größte Fäulnisgestank kommt dabei aus Zypern, Griechenland, Italien, Spanien und Portugal. Schon kleine Bankenkrisen würden das bislang solide deutsche Einlagensicherungssystem zerrieben wie Parmesan in der Reibe. Deutsche Sparer zahlten die Zeche. Das Sicherheitsversprechen der Kanzlerin von 2008 in puncto deutscher Spareinlagen wäre nur noch eine schöne Illusion. Diese Schnapsidee muss Berlin verhindern. Länder wie Italien müssen ihre Bankenaltlasten selbst im Griff haben. Bis dahin jedoch wird wohl mindestens noch die Wassermenge des Pazifiks den Tiber herunterlaufen. Und aus dem Erdkundeunterricht wissen wir, dass der Tiber kein großer Fluss ist. Überhaupt, welchen Anreiz hat Italien, seine Banken zu sanieren, wenn ihre Risiken vom sozialistischen Euro-Einlagensicherungssystem getragen werden? 

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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