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     1458  0 Kommentare Das Schlimmste ist, wenn man Recht hat

    In der letzten Woche habe ich für mein neues Buch geworben, heute gebe ich Ihnen den Ratschlag: Schreiben Sie bloß selbst keine Bücher!

     

    Kaufen Sie lieber Aktien. Das ist zeitsparender, lukrativer und vor allem stressfreier. Doch auch hier: Äußern Sie sich nicht! Kaufen Sie Aktien und schweigen Sie! Vor allem: keine Prognosen!

     

    Denn mit Prognosen können Sie nur reinfallen: Liegen Sie daneben, macht man sich über Sie lustig. Haben Sie jedoch gegenüber den anderen Recht, ist es umso schlimmer.

     

    Ich zitiere hier einen meiner Lieblingsschriftsteller, Walter Kempowski, aus einem ganz anderen Zusammenhang: „Das Schlimmste ist, wenn man Recht hat. Das vergessen einem die anderen nie.“

     

    Und machen Sie um Gottes Willen nichts besser als die anderen, und wenn, dann halten Sie schön den Mund. Man wird es Ihnen ansonsten neiden. Gerade hat ein Freund von mir ein Konzert mit tollen Bands veranstaltet für relativ wenig Eintritt. Und seitdem ist er bei manchen unten durch.

     

    Irgendwie ist das ja klar, denke ich mir, doch Naivlinge wie ich brauchen immer etwas länger, um das zu begreifen.

     

    Auch dass man keine Anlehnungen an reale Personen in Büchern machen soll. Und wenn doch, muss man tunlichst vermeiden, dass sie das lesen. Und nicht so dumm sein, wie ich neulich, so jemandem so ein Buch zu geben.

     

    Denn Bücher sind Bücher, und die Realität ist die Realität. Ohne herbe Missverständnisse läuft hier nichts.

     

    Und Aktien sind natürlich Aktien. Also am besten Aktien kaufen, auf die lange Frist reich werden, und schön die Klappe halten. Es sei denn, man benötigt für das Selbstwertgefühl das Vorzeigen des eigenen Wohlstands.

     

    Dann jedoch ist sowieso alles aussichtslos. Dann sollte man auch gar nicht mit Aktien anfangen.

     

    Sondern sich lieber gleich einen SUV auf Kredit kaufen. Denn solch ein Augenblick, gelebt im Paradies, wird nicht zu teuer mit dem Ende gebüßt.

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Das Schlimmste ist, wenn man Recht hat Am besten den Mund halten