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    Börsen-Zeitung  275  0 Kommentare Keine Entwarnung, Kommentar zum Brexit von Andreas Heitker

    Frankfurt (ots) - Nun liegt das Ergebnis der Brexit-Verhandlungen
    nach eineinhalb quälenden Jahren also endlich auf dem Tisch: ein 585
    Seiten starkes Austrittsabkommen mit detaillierten, juristisch
    wasserdichten Formulierungen, drei Zusatzprotokollen sowie einer
    achtseitigen politischen Erklärung zu den künftigen Beziehungen. Beim
    Lesen dieser Dokumente wird schnell klar: Die EU-27 hat sich in
    nahezu allen wesentlichen Punkten durchgesetzt. Großbritannien muss
    auch nach dem Austritt im März zunächst weiter in den EU-Haushalt
    einzahlen, Regelungen und Standards der EU weiterhin beachten (ohne
    aber Mitspracherechte zu haben), die Integrität des Binnenmarktes
    akzeptieren und ist auch keineswegs sofort unabhängig in der
    Handelspolitik - um nur einige Punkte zu nennen.

    Der Grund hierfür: Bei den Brexit-Gesprächen standen sich zwei
    ungleiche Partner gegenüber, die keine Verhandlungen auf Augenhöhe
    geführt haben. Auf der einen Seite stand die EU mit einem klaren
    Verhandlungsmandat, das von Michel Barnier stringent umgesetzt wurde.
    Dabei ist ihm das Kunststück gelungen, 27 Staaten bis heute völlig
    geeint zusammenzuhalten. Auf der Gegenseite verhandelte die Regierung
    eines zerrissenen Landes, der sowohl ein Konzept als auch der
    politische Rückhalt fehlte. Und der nun die von den Brexiteers
    geschürten Erwartungen einmal mehr auf die Füße fallen.

    Dass sich in Brüssel noch niemand so richtig über den
    Verhandlungserfolg freuen kann, hat genau damit zu tun: Zum einen ist
    nämlich nach wie vor völlig unklar, wie der Deal vom Unterhaus in
    London akzeptiert werden kann. Unternehmen und Politik tun gut daran,
    keine Entwarnung zu geben und ihre Notfallplanungen für den Fall
    eines Chaos-Brexit ohne Abkommen weiter fortzusetzen.

    Zum anderen stehen die vielleicht noch viel wichtigeren
    Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU ja erst noch bevor:
    nämlich die über die künftigen Beziehungen. Diese beginnen offiziell
    am Tag nach dem Austritt und sollen ebenfalls in gut eineinhalb
    Jahren abgeschlossen sein. Wer weiß, wie zäh und lange die EU
    ansonsten über Freihandelsabkommen verhandelt, weiß auch, wie
    ambitioniert dieser Zeitplan ist.

    Aber mal sehen - vielleicht kommt ja doch noch alles ganz anders.
    "Brexit means Brexit", sagen die Austrittsbefürworter in London. Was
    Brexit konkret bedeutet, ist nun auf 585 Seiten nachzulesen.
    Vielleicht wäre jetzt ein geeigneter Zeitpunkt, in der britischen
    Bevölkerung noch einmal nachzufragen, ob sie dies auch wirklich so
    gewollt hat.

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