Nach G20-Gipfel: Ölförderkürzung und Lösung im Handelskonflikt? - Seite 3
China steht zunehmend unter Druck
Es gibt aber auch gute Gründe, dass es zu einer Lösung kommt und sich gerade China doch allmählich bewegt. Denn wegen des geringeren globalen Wirtschaftswachstums, aber auch wegen der Unsicherheiten über den Handelsstreit zwischen China und den USA haben die Aktivitäten in der chinesischen Industrie im November weiter nachgelassen. Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde ging der Einkaufsmanagerindex für den verarbeitenden Sektor von 50,2 Punkten im Oktober auf nun nur noch 50,0 zurück. Damit steht der Index gerade noch so auf der Schwelle, die zwischen Expansion und Kontraktion unterscheidet. Man könnte auch sagen, dass das Wachstum der chinesischen Industrie zum Stillstand gekommen ist.
Ein Grund dafür können durchaus die US-Zölle sein. Und so könnte China ein Interesse haben, dass diese Zölle wieder abgeschafft werden, damit die Wirtschaft wieder in Gang kommt und das staatlich verordnete Wachstum planmäßig erreicht wird. Das Jahresziel der Regierung wird aktuell mit „rund 6,5 %“ angegeben.
China ist weniger abhängig vom Export
Allerdings gehen einige Ökonomen davon aus, dass der Handelskonflikt mit den USA - selbst, wenn er sich zuspitzt - nur einen geringen Einfluss auf das chinesische Wachstum hat. Der Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou schätzt, dass selbst ein kompletter Handelsstopp mit den USA das Wachstum Chinas nur zwischen 0,3 und 0,6 Prozentpunkte reduziert.
Denn China ist inzwischen deutlich weniger abhängig vom Export. Weil die Löhne im Land gestiegen sind und andere Länder in Südostasien und Afrika längst billiger produzieren können, sind Chinas Ausfuhren schon länger unter Druck. Das Land hat als „Werkbank der Welt“ ausgedient, weshalb die Regierung versucht, einen stärkeren Dienstleistungssektor zu entwickeln und den Binnenkonsum anzukurbeln.
Und das mit Erfolg: Der Dienstleistungssektor steuert mittlerweile über 50 % zur Wirtschaftsleistung bei. Machten laut Zahlen der Weltbank Exporte vor zwölf Jahren noch rund 37 % der chinesischen Wirtschaftsleistung aus, so ist ihr Anteil seit 2016 unter die Marke von 20 % gefallen. Und „nur“ rund ein Fünftel der chinesischen Ausfuhren geht in die USA.
Der Druck auf die chinesische Wirtschaft nimmt also zwar zu, aber der Handelskonflikt mit den USA trägt nicht übermäßig dazu bei. Und insofern könnten der Handlungsdruck und damit die Motivation zum Einlenken im Handelsstreit für China gering bleiben.
Fazit
Die Ereignisse am Rande des G20-Gipfels haben sowohl bei den Ölpreisen als auch bei den Aktienkursen zu kurzzeitigen Erholungen geführt. Doch wenn den Worten keine Taten folgen, dürften sich die Gewinne schnell wieder in Luft auflösen. Hinsichtlich der Ölpreise gilt es, das Geschehen am Donnerstag und Freitag genau zu beobachten. Und für die Aktienkurse sind, neben der Geldpolitik und der Gewinnentwicklung, die Meldungen in Sachen Handelsstreit innerhalb der 90-Tage-Frist entscheidend. Beides werden wir natürlich sehr genau für Sie verfolgen.
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Ich wünsche Ihnen derweil viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)