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    Börsen-Zeitung  447  0 Kommentare Klare Ansagen der Fed, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Die Signale seitens der US-Zentralbank Fed in
    Sachen künftiger Gangart in der Zinspolitik werden immer deutlicher.
    Immer mehr zeichnet sich ab, dass die Marktteilnehmer nicht mehr
    allzu viel bei den Zinserhöhungen zu erwarten haben und somit nun das
    Ende der Fahnenstange in greifbare Nähe gerückt ist, wenn es nicht
    schon erreicht ist. Dieser Tage kann man fast schon den Eindruck
    gewinnen, dass die Fed es ein wenig eilig damit hat, ihre Geduld auf
    dem Weg zu höheren Zinsen zu signalisieren.

    Viele Teilnehmer des Offenmarktausschusses, der die Zinsbeschlüsse
    fasst, sind laut dem in der abgelaufenen Woche vorgelegten Protokoll
    der Meinung, dass die Fed nun Geduld bei der weiteren Zinsstraffung
    aufbringen sollte. Das war zur Wochenmitte bereits ein klares Signal.
    Am Donnerstag wurde die Ansage dann noch ein wenig deutlicher. Trotz
    des Booms am US-Jobmarkt, auf diesen weisen Befürworter weiterer
    Zinserhöhungen ja allzu gern hin, sieht nun auch Fed-Chef Jerome
    Powell keinen Grund zur Eile bei weiteren Zinserhöhungen. Sein Haus
    könnte in Anbetracht des geringen Inflationsdrucks durchaus geduldig
    sein, erklärte er in Washington. Die Notenbank sei nicht auf zwei
    Zinserhöhungen für dieses Jahr festgelegt, das sei kein Plan der Fed.
    Zwei Erhöhungen für 2019 gelten derzeit als die Prognose der
    Währungshüter.

    Nur kurze Zeit später meldete sich dann James Bullard, Präsident
    der Federal Reserve von St. Louis, zu Wort. Er wurde noch deutlicher
    als Powell. Er bezeichnete den Zinsschritt vom Dezember bereits als
    "überzogen". Er habe dagegen argumentiert. Bullard vertrat die
    Ansicht, dass die Fed keine weiteren Zinserhöhungen mehr projizieren
    sollte. Und schließlich findet Bullard auch, dass die US-Notenbank
    mit Blick auf Zinsanhebungen "am Ende der Straße" angekommen sei. Die
    Fed müsste seiner Meinung nach nun aufpassen, nicht zu aggressiv zu
    werden und damit womöglich die Inversion der US-Zinskurve
    herbeizuführen. Eine Inversion gilt als Signal für eine aufziehende
    Rezession.

    Das ist schon starker Tobak, der da aus der US-Zentralbank kommt.
    Als die Fed mit ihren Zinserhöhungen vor gut drei Jahren im Dezember
    2015 begann, prognostizierten viele Marktteilnehmer schon recht hohe
    Zinsniveaus, wenn die Fed denn mal am Ende des Zyklus angekommen sein
    sollte. Mitunter war von knapp unter 4 Prozent beim US-Leitzins (Fed
    Funds) die Rede. Da war wohl oftmals der Wunsch Vater des Gedankens
    nach Jahren des Null- und Negativzinses an den Märkten. Nach dem
    Zinsschritt im Dezember 2018 ist die Fed mit der aktuellen Spanne
    beim Zielsatz für US-Tagesgeld von derartigen Niveaus immer noch ein
    gutes Stück entfernt. Vielleicht ist dieses Niveau auch der Endstand
    des laufenden Zyklus, und die Marktteilnehmer sollten sich von
    weiteren Steigerungen gänzlich verabschieden und damit eben auch von
    den zwei für dieses Jahr erwarteten Anhebungen.

    Denn von den Finanzmärkten, aber auch aus der Wirtschaft kommen
    klare Signale, die die Fed vielleicht mit zu ihren klaren Ansagen
    motiviert haben könnten. Die US-Industrie hat jüngst deutlich an
    Schwungkraft verloren. Nach den guten Jahren - immerhin zehn an der
    Zahl - könnten sich nun magere Jahre einstellen. Ein wenig Pulver hat
    sich die Fed mit ihren Zinserhöhungen bereitgelegt, wenn sie der
    Wirtschaft bei einem Abschwung, der sich immer mehr andeutet, wieder
    stützend unter die Arme greifen muss. Ob dieses Niveau beim Leitzins,
    das deutlich unter den Niveaus vergangener Zinszyklen liegt, dafür
    ausreichend sein wird, muss sich dann erst noch herausstellen. Es
    wird davon abhängig sein, wie tief und lang die Rezession in den USA
    ausfallen wird.

    Solche Signale in Richtung Rezession kommen aber nicht nur von der
    Wirtschaft, sondern auch vom Bondmarkt. Dort ist die Kurve im Verlauf
    des vergangenen Jahres immer stärker abgeflacht. Gegen Ende 2018 kam
    es dann zur Inversion, allerdings bislang nur im kurz- bis
    mittelfristigen Laufzeitenbereich. Das ist auch aktuell noch so: Am
    Freitag der abgelaufenen Woche lagen die zweijährigen
    Staatsanleiherenditen mit 2,55 Prozent über den fünfjährigen
    Anleiherenditen. Ein großer Abstand zu den zehnjährigen Sätzen
    besteht auch nicht mehr. Zehnjährige US-Staatsanleihepapiere
    rentieren mit gut 2,7 Prozent - sie sind jüngst kräftig
    zurückgefallen. Das ist auch bei der Fed alles nicht unbemerkt
    geblieben, wie die jüngsten Äußerungen zeigen. Man sollte sich besser
    darauf einstellen, dass die Fed die Wende nach unten vorbereitet.

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