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    Börsen-Zeitung  348  0 Kommentare Santa Pause / Kommentar zur geldpolitischen Kursänderung der Fed von Stefan Paravicini

    Frankfurt (ots) - Die Exegese von Mitteilungen der US-Notenbank
    zur Geldpolitik ist normalerweise etwas für sprachliche
    Feinmotoriker. Wenn die Federal Reserve nach den regelmäßig
    stattfindenden Treffen des Offenmarktausschusses das Kommuniqué zu
    den jüngsten Einschätzungen der Währungshüter verteilt, findet man
    die stärksten Hinweise auf Veränderungen des geldpolitischen Kurses
    oft nur in einem neuen oder plötzlich fehlenden Wort an
    entscheidender Stelle. Und wenn der Chair der Notenbank nach diesen
    Treffen vor die Presse tritt, muss man auch auf die Abstände
    zwischen den Zeilen achten, um die zentrale Botschaft nicht zu
    überhören.

    Nach dem ersten Treffen des Federal Open Market Committee (FOMC)
    in diesem Jahr war das ganz anders. Als Notenbankchef Jerome Powell
    am Mittwoch vor die Presse trat, um zu erklären, warum die Fed die
    Zinsen zum Auftakt des neuen Turnus unverändert lässt, hatten auch
    sprachlich wenig gewandte Beobachter der Fed längst erkannt, dass das
    geldpolitische Mantra der vergangenen Jahre komplett aus dem
    Kommuniqué gestrichen wurde. Kein Wort mehr von "graduellen
    Zinserhöhungen". Stattdessen will die Fed "Geduld" beweisen, bevor
    sie die nächsten Schritte unternimmt. Powell schloss später nicht
    aus, dass der nächste Schritt auch eine Zinssenkung sein könnte.
    Außerdem teilte die Fed mit, dass der Abbau ihrer Bilanzsumme früher
    als erwartet zu einem Halt kommen könnte und der Notenbank auch in
    Zukunft alle Instrumente zur Verfügung stehen, um einem Abschwung
    entgegenzuwirken.

    Die Märkte hatten das gleich verstanden. Der S&P500 legte zum
    ersten Mal in der vor knapp einem Jahr begonnenen Ära Powell an der
    Fed-Spitze nach einem FOMC-Treffen zu und machte den größten Sprung
    nach einer Sitzung des Offenmarktausschusses seit 2014. Selbst
    US-Präsident Donald Trump, der Powell harsch kritisiert und für die
    Rückschläge auf dem US-Aktienmarkt verantwortlich gemacht hatte,
    jubelte.

    Die Notenbank sei vor den Märkten eingeknickt, hieß es in
    Kommentaren, die Powell wegen der Zinspause den Spitznamen "Santa
    Pause" verpassten. Tatsächlich ist es auffällig, dass die Fed
    mehrfach die verschlechterten Bedingungen an den Finanzmärkten zur
    Begründung der neuen Haltung anführt. Schwerer als der schlechteste
    Dezember seit 1931 auf dem US-Aktienmarkt dürfte für die
    Währungshüter aber der Abschwung in China mit seinen Folgen für die
    Weltwirtschaft wiegen; auch wenn von der zweitgrößten Volkswirtschaft
    nur zwischen den Zeilen die Rede war.

    (Börsen-Zeitung, 01.02.2019)

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