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    Börsen-Zeitung  587  0 Kommentare Auf dem Holzweg, Kommentar zu den Sondierungsgesprächen zwischen Deutscher Bank und Commerzbank von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Die Politik ist das Schicksal der Deutschen
    Bank. Das fing schon vor 149 Jahren an. Graf Bismarck, damals
    Bundeskanzler im Norddeutschen Bund, trug persönlich dazu bei, dass
    die Bank am 10. März 1870 aus der Taufe gehoben werden konnte, etwa
    indem er Einfluss auf ihr Statut nahm. Schließlich stand hinter der
    Gründung aus Sicht der Initiatoren, die es leid waren, den deutschen
    Außenhandel über London oder andere ausländische Plätze finanzieren
    zu müssen, "ein wahrhaft patriotischer Gedanke". Und für Bismarck
    waren Banken und Bankiers stets ein "Instrument der Politik", wie
    Fritz Seidenzahl, einst Chefredakteur der Börsen-Zeitung, in seinem
    1970 erschienenen Buch über das erste Jahrhundert des Instituts
    schrieb.

    Welche patriotischen Gedanken es konkret sind, die die von
    Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Vize Olaf Scholz (SPD)
    geführte Bundesregierung dazu bewegen, bei der Schaffung eines neuen
    "nationalen Champions" mindestens Geburtshilfe leisten zu wollen, ist
    noch nicht so recht ersichtlich. Was man aber schon weiß: Die
    Regierungschefin und der Finanzminister tragen die politische
    Verantwortung für den Abbau von sicher mehr als 40.000 Arbeitsplätzen
    innerhalb weniger Jahre, den die kostengetriebene Fusion von
    Deutscher Bank und Commerzbank der betriebswirtschaftlichen Logik
    entsprechend nach sich ziehen müsste. Es mag martialisch klingen,
    aber am Finanzplatz nennt man die absehbaren personellen Konsequenzen
    eines Zusammenschlusses der beiden verbliebenen Großbanken mit ihren
    insgesamt mehr als 130.000 Vollzeitstellen ein "Blutbad". Nicht von
    ungefähr erkennt Kanzleramtschef Helge Braun eingedenk der drohenden
    Jobverluste einen "schwierigen Befund".

    Aber Blau und Gelb können ja nicht fusionieren und dann die
    Synergien aus politischer Rücksichtnahme liegen lassen. Das muss
    wissen, wer "so etwas wie eine Standort- oder Industriepolitik" für
    den Finanzsektor betreibt und als "fairer Begleiter von
    privatwirtschaftlichen Diskussionen" zugange ist: Von den insgesamt
    2400 Inlandsfilialen beider Häuser können am Tag 1 nach der Fusion in
    jeder zweiten die Rollläden unten bleiben. Und allein das
    Zusammenschieben der Zentralen in Frankfurt wird Tausende Stellen
    kosten.

    Das heißt: Mit der offiziellen Ankündigung "ergebnisoffener
    Gespräche über einen eventuellen Zusammenschluss" (Commerzbank)
    beziehungsweise der Prüfung strategischer Optionen (Deutsche Bank) am
    Sonntag hat in beiden Konzernen der Kampf um die berufliche Existenz
    begonnen. Denn von der Putzkolonne bis zum Vorstand gilt es, sich
    beim berühmt-berüchtigten "Blending of the Best" als Gelber gegen den
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