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Dax lässt den Schwung vermissen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ohne den Glauben an eine schnelle Brexit-Lösung haben die Anleger am Donnerstag mit angezogener Handbremse agiert. Gegen Mittag fand sich der Dax mit 11 905,59 Punkten prozentual unverändert auf seinem Vortagsniveau wieder. Er bleibt damit auf Distanz zur Marke von 12 000 Punkten, über der seine jüngste Rally vor wenigen Tagen zu Ende gegangen war.
Anleger zeigten sich ernüchtert davon, dass Großbritannien deutlich mehr Zeit für den Brexit erhält. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sprach von einer "Irrfahrt der britischen Politik, auf die sich die Finanzmärkte nicht einstellen können". Ein Börsianer befürchtet, dass der neue Zeithorizont bis zum 31. Oktober die Tür für endlose Verhandlungen öffnet, sofern die Europawahl am 22. Mai noch mit Großbritannien ist. So richtig glaubt am Markt keiner an eine Lösung noch vor dem Wahltag.
Den Indexkollegen des Dax ging es ähnlich: Der MDax stand zuletzt knapp mit 0,02 Prozent im Plus bei 25 169,63 Punkten. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx schaffte ein Plus von 0,1 Prozent auf 3428,24 Punkte.
Charttechnisch sieht Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel den Dax im grünen Bereich. Als positives Zeichen wertet er, dass der Leitindex mit 11 800 Punkten eine wichtige Marke bis zuletzt für sich behaupten kann. Einen neuen Test hält der Experte zwar wegen der latenten Brexit-Unsicherheit für nicht ausgeschlossen. Alles in allem befinde sich der Leitindex aber weiter im Aufwärtsmodus, der ihn bis auf 12 500 Punkte tragen könne.
Im Dax setzten sich die Lufthansa -Aktien mit einem Anstieg um 2,7 Prozent an die Spitze. Hier merkten Börsianer an, dass es die Papiere nach einigen Wochen Abstinenz wieder über die 200-Tage-Linie schafften, die bei Investoren als Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Papiere europäischer Fluggesellschaften waren am Donnerstag allgemein gefragt. Wie es hieß, sorgte hier der verschobene Brexit für etwas Entspannung.
Im MDax standen einige Zahlenvorlagen im Blick. Die Aktien von Gerresheimer entschieden sich nach durchwachsenen Quartalszahlen und einem schwankenden Auftakt für die positive Richtung. Zuletzt rückten sie um 1,7 Prozent auf 71,50 Euro vor. Die Papiere des Verpackungsherstellers schafften es damit, sich über der zuletzt umkämpften Marke von 70 Euro festzusetzen.
Hella entwickelten sich mit einem Abschlag von 0,2 Prozent nach Zahlen weniger gut. Aussagen zur Schwäche des Automobilmarktes setzen die Titel des Licht- und Elektronikspezialisten nach ihrem zuletzt guten Lauf ein Stück weit unter Druck.
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Weitere größere Kursbewegungen im MDax waren durch Analysen getrieben. Für Siltronic ging es um 1,6 Prozent bergab. Bei den Titeln des Waferherstellers zog eine Gewinnwarnung vom Vortag weitere Kreise, indem sich nun zahlreiche Analysten negativer zur Aktie äußerten.
Aurubis rutschten sogar um etwa 4 Prozent ab. Die Aktie des Kupferkonzerns wird nun von Goldman Sachs zum Verkauf empfohlen. Analyst Eugene King begründete seine negativere Einschätzung der Aktie mit gestiegenen Gewinnrisiken im laufenden Jahr./tih/fba
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---