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    Börsen-Zeitung  519  0 Kommentare Umwelt oder Profit, Marktkommentar von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Gewinnmaximierung oder Verbesserung des
    gesellschaftlichen und ökologischen Beitrags: Was ist für Anleger
    wichtiger? Zugespitzt lässt sich ein Richtungsstreit zwischen
    Investoren feststellen, der unter dem Modewort "Impact Investing"
    etwas stärker in den Blickpunkt der Finanzmärkte rückt.

    Verfechter einer auf Gewinnmaximierung ausgerichteten
    Unternehmensstrategie werden darauf hinweisen, dass der
    Arbitrage-Gedanke ihnen zugutekommt, denn wenn der Unternehmenswert
    niedriger bleibt, weil weniger Gewinn erzielt wird, dürfte das
    Unternehmen eher zum Übernahmekandidaten werden. Andererseits ist es
    jedoch nicht mehr zeitgemäß, nicht monetär fassbare Folgen
    unternehmerischen Handelns an der Börse außer Acht zu lassen.

    Fragen nach den Zuständen in Zulieferunternehmen, zu unerwünschten
    gesellschaftlichen Nebeneffekten im Betrieb oder durch Produkte
    werden unter institutionellen Investoren zunehmend diskutiert - nicht
    erst seit den "Fridays-for-Future"-Demonstrationen. So steigt die
    Zahl der ausdrücklich nur wegen ESG-Aspekten - ESG steht für
    Environment, Social and Governance - angebahnten Beratungsgesprächen
    von niedrigem Niveau aus, erklärte jüngst eine große Bank am Platz
    Frankfurt. ESG-Aspekte dürften insgesamt schätzungsweise aber
    höchstens in jedem zehnten Beratungsgespräch überhaupt ein Thema
    sein.

    Oft wird darauf hingewiesen, dass die Kompetenz in solchen Fragen
    eher in Skandinavien, in der Schweiz und Frankreich verortet sei,
    aber auch im angelsächsischen Raum. Sinnbildlich sei dafür etwa der
    Sustainability Congress, der erstmals seit einer siebenjährigen Pause
    in Bonn wieder aufgelegt wird. Erstmals gab es dieses Format schon
    2005 als Nischen-Event, hauptsächlich gesponsert von Schweizer
    Privatbanken, die hierzulande dann wegen anderer, wenig nachhaltiger
    Dinge in (negative) Schlagzeilen geraten sind.

    Mit der nun regulatorisch gewünschten verstärkten Einbeziehung von
    Nachhaltigkeit in Anlageprozess und Beratung stellt sich auch
    verstärkt die Frage, in welche Unternehmen denn nach ESG-Kriterien
    investiert werden kann. Da die Realität von den gewünschten
    Zielsetzungen ein Stück entfernt ist, müssten als nächster
    konsequenter Schritt auf ESG-Aspekte bedachte Investoren mehr
    Einfluss auf das Management von Unternehmen nehmen. Die Zahl
    verwalteter Vermögen, die einen bestimmten "Einfluss" geltend machen
    wollen, ist in den vergangenen Jahren laut dem Global Impact
    Investing Network (GIIN) deutlich gestiegen, es handelt sich aber
    immer noch um eine Nische.

    Einfluss nehmen institutionelle Anleger ja heute schon. Doch die
    Positionen sind sehr unterschiedlich gelagert - es gibt eine große
    institutionelle Diversität. Eine US-Diskussionspapier ("Investor
    Ideology") hat das Abstimmungsverhalten von 262 institutionellen
    Investoren bei Russell-3000-Unternehmen in den USA im Fiskaljahr
    2012 untersucht. Dabei sind erhebliche ideologische Unterschiede
    zutage getreten, schreiben die Wissenschaftler um Patrick Bolton von
    der Columbia Business School. Die jeweiligen Investoren haben dabei
    systematisch ihre Präferenzen verfolgt. Große Stimmrechtsvertreter
    wie Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass, Lewis & Co
    würden dabei von ihrem Abstimmungsverhalten dem einer Partei am
    nächsten kommen. ISS sei im Zentrum zu finden, eher links stehend von
    den meisten untersuchten institutionellen Investoren, während Glass
    Lewis sowie die Fondsriesen Vanguard und BlackRock als
    "Zentrum-rechts" beschrieben werden.

    Die Autoren halten aber fest, es dürfte den Endanlegern wohl gar
    nicht bewusst sein, welche Positionen ihre Stimmrechtsvertreter
    abgeben. Eine Aussage darüber, ob das Abstimmungsverhalten auf
    Hauptversammlungen auch die ideologischen Präferenzen der Kundenbasis
    spiegele, sei nicht zu machen. Offen sei auch, inwieweit sich
    ideologische Unterschiede in der Portfoliozusammensetzung zeigen. Die
    Studie kommt aber zu dem Schluss, dass Vorschläge zur Verbesserung
    der Unternehmensführung oder sozialer Aspekte stärker von
    institutionellen Investoren, namentlich öffentlichen Pensionsfonds,
    unterstützt würden als von einem breiteren, nicht-institutionellen
    Aktionärskreis. Interessant sei, dass BlackRock und Vanguard eher
    rechts von ISS und Glass Lewis einzuordnen seien, was nahelege, dass
    beide Assetmanager weniger beunruhigt über Umwelt- und Sozialfragen
    seien. Dafür würden sie in Fragen der Profitabilität und
    Steuergestaltung eher managementdisziplinierend auftreten.

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