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    Börsen-Zeitung  453  0 Kommentare Die Vertrauensfrage / Kommentar zum Bayer-Monsanto-Komplex von Annette Becker

    Frankfurt (ots) - Endlich einmal positive Nachrichten aus dem
    Hause Bayer: Der Start in das neue Geschäftsjahr ist geglückt. Die im
    ersten Quartal erwirtschafteten Umsatz- und Ergebniszahlen -
    zumindest wenn der Blick auf den operativen Gewinn eingeengt wird -
    lagen über den Analystenschätzungen. Entsprechend freundlich fiel die
    Börsenreaktion aus: Mit einem Kurssprung um 4,5% in der Spitze führte
    die Aktie am Donnerstag die Gewinnerliste im Dax an.

    Ob die günstige operative Performance eines Quartals ausreicht, um
    die verunsicherten und verärgerten Investoren nachhaltig zu
    besänftigen, steht jedoch auf einem anderen Blatt - eine Schwalbe
    macht ja bekanntlich auch noch keinen Sommer. Angesichts einer
    Marktkapitalisierung von 57 Mrd. Euro kann beileibe keine Entwarnung
    gegeben werden. Denn noch immer bringt Bayer inklusive Monsanto
    damit kaum mehr auf die Börsenwaage, als für den
    US-Saatguthersteller im vorigen Jahr bezahlt wurde.

    Wie es um das Vertrauen der Investoren tatsächlich bestellt ist,
    wird sich in der heutigen Hauptversammlung zeigen. Auf dem Spiel
    steht nicht weniger als die Nichtentlastung des Vorstands. Die
    einflussreichen Stimmrechtsberater, die gerade bei kleineren
    institutionellen Investoren das Abstimmungsverhalten vorgeben, haben
    sich gegen die Entlastung des Vorstands ausgesprochen. Zudem haben
    große Einzelaktionäre zu verstehen gegeben, an diesem Punkt nicht mit
    der Verwaltung zu stimmen.

    Als Vorwurf steht im Raum, dass der Vorstand bei der Übernahme
    von Monsanto die damit einhergehenden Rechts- und Reputationsrisiken
    unterschätzt hat. Dem stellt Bayer zwar zwei Gutachten entgegen, die
    bescheinigen, dass der Vorstand im Rahmen seines qua Aktiengesetz
    gegebenen Ermessensspielraums gehandelt hat. Die Realität in Form der
    beiden erstinstanzlichen Urteile im Zusammenhang mit dem
    glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup spricht jedoch eine
    andere Sprache. Ganz abgesehen davon, dass die Zahl der anhängigen
    Glyphosat-Klagen inzwischen auf 13 400 angeschwollen ist.

    Die Nichtentlastung hätte zwar keine direkten Folgen für die
    Führungsriege von Bayer. Eine derartiges Aktionärsvotum - das
    zugleich ziemlich einzigartig in der Dax-Geschichte sein dürfte -
    hätte jedoch enorme Signalwirkung. Als das Co-Vorstandsteam der
    Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, in der
    Hauptversammlung 2015 nur mit 61% entlastet worden war, dauerte es
    keine drei Wochen bis zum Rücktritt.

    (Börsen-Zeitung, 26.04.2019)

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